Gründung ohne Businessplan: Risiken und Nebenwirkungen

Beitrag von Joachim Görbert – Inhaber der Businessplanberatung BrainHive:

Es gibt immer wieder Gründer, die ins Blaue hinein gründen. Sie sind so überzeugt von der eigenen Geschäftsidee, dass sie vorher nicht genau überprüfen, ob die Gründung wirklich langfristig tragfähig ist.

Während es in manchen Fällen durchaus sein kann, dass ein schnelles Vorgehen und viel Mut zur Lücke zum gewünschten Erfolg führt, ist der Unternehmer immer besser beraten, einen möglichst realitätsnahe und sorgfältig erstellte Planung mit ins Feld zu führen.

Ein guter Businessplan schafft es in der Regel nicht nur, Investoren und Mitstreiter an Bord zu holen, sondern auch in der Hitze des Gefechts einen kühlen Kopf zu bewahren. Gepaart mit Improvisationsvermögen, Agilität und Flexibilität schafft es der Businessplan, dass man seine anvisierten Meilensteine deutlich schneller und stressfreier erreicht.

Aus diesem Grund möchte ich mich in diesem Artikel noch einmal an die zahlreichen Gründer wenden, welche der Auffassung sind, dass sie auch ohne formale Geschäftsplanung ohne Probleme gründen können.

Weshalb Du nicht ohne Businessplan gründen solltest

Es ist gut möglich, dass Du dankbarerweise nicht auf ein positives Fremdurteil über Deine Geschäftsplanung angewiesen bist, etwa weil Du keine externe Finanzierung benötigst.

Doch auch wenn dies der Fall ist, solltest Du dennoch beachten, dass die formale Struktur eines Businessplans nicht von ungefähr kommt. Er spiegelt in Schriftform die Herausforderungen wieder, die Sie auch in Ihrer Unternehmensrealität wiederfinden werden.

Es ist wahr, dass der Businessplan ein Stückweit eine Modeerscheinung ist, welcher erst seit zehn bis fünfzehn Jahren aus dem angelsächsischen Raum nach Deutschland gekommen ist. Es ist jedoch auch wahr, dass sich das Unternehmertum geändert hat.

Heutzutage ist die Unternehmenslandschaft wesentlich konsolidierter, in vielen Branchen herrscht massiver Preisdruck. Das Internet hat den Wettbewerb nochmal intensiviert und es ist nur mit größeren Budgets möglich, in einem beschleunigten Lebensalltag das effektgewohnte Auge des Konsumenten mit Marketingbotschaften einzufangen.

Die Quote des Scheiterns kleiner und mittlerer Unternehmen ist weiterhin hoch, egal ob die Wirtschaft gut oder schlecht läuft. In jüngster Zeit haben jedoch immer heftigere Krisen unsere Wirtschaft von oben bis unten durchgeschüttelt und eine Stabilisierung ist mit Blick auf die aktuellen politischen Entscheidungen eher unwahrscheinlich.

Das bedeutet für gewissenhafte Gründer: Es war noch nie so wichtig, geschickt und mit viel Raum für Unvorhergesehenes seine Planung aufzustellen. Das Verfassen eines Businessplans kann dabei helfen, diese Planung auf eine solide Basis zu stellen.

Ein Businessplan hilft Krisen zu vermeiden

Bei der Geschäftsplanung geht es vor allen Dingen um Sicherheit:

  • Sicherheit bei der Einschätzung des Marktes und der Wettbewerber
  • Sicherheit bei der Auswahl der Zielgruppe
  • Sicherheit beim Gesamtfokus der Geschäftsidee
  • Sicherheit bei der Liquidität
  • Etc.

Diese Sicherheit ist nur gegeben, wenn die analytische Interpretation der vorliegenden Faktoren auf korrekten Grundannahmen erfolgt. Insofern ist die Aufgabe der Geschäftsplanung vor allen Dingen die korrekte Zusammenstellung, Auswertung und Strukturierung von vorhandenen Informationen.

Wenn im Rahmen der Planung deutlich wird, dass Informationen fehlen, dann sind dies vielleicht genau die Fakten, die dazu geführt hätten, dass das Unternehmen im zweiten Jahr des Markteintritts nicht in Schieflage gerät.

Krisen können dazu führen, dass aufwändig angeworbene und eingelernte Mitarbeiter plötzlich entlassen werden müssen. Es kann dazu führen, dass bewährte und zuverlässige Lieferanten verprellt werden, weil sie nicht bezahlt werden können.

Es kann dazu führen, dass sich die operative Leistung verschlechtert, weil der Gründer des Unternehmens plötzlich viel Zeit und Nerven in die Suche nach zusätzlicher Finanzierung oder Gläubigerkommunikation aufwenden muss.

Das kann wiederum zur Folge haben, dass Kunden abspringen oder andere Fehler unterlaufen, die beispielsweise das Unternehmen juristisch verwundbar machen.

Auftreten und Eskalation von Schieflagen passiert immer schneller als man denkt. Hat man eventuell auftretende Probleme jedoch bereits in der Planung berücksichtigt, erkennt man die Anzeichen wesentlich früher und kann auch wesentlich zielstrebiger handeln, um eine Eskalation erst gar nicht auftreten zu lassen.

Reicht ein Finanzplan ohne schriftliche Ausführung?

Ohne die genaue Ausarbeitung des Schriftteils im Businessplan, ist es eher schwierig, einen Finanzbusinessplan aufzustellen, denn man tendiert dazu, Dinge zu vergessen.

Tendenziell gibt es natürlich Situationen, in denen der Businessplan vor allen Dingen vom Finanzplan geprägt ist. Insbesondere Privatinvestoren verlangen bei kleineren Darlehen oftmals nur eine grobe Umsatz- und Kostenvorschau sowie einen Tilgungsplan, welcher Bestandteil des Darlehensvertrages wird.

Wer auf den Schriftteil im Businessplan verzichtet, muss aber doppelt und dreifach aufpassen, dass wenigstens die Zahlen gut kalkuliert wurden und dass der Finanzplan genügend Polster für unvorhergesehene Ereignisse aufweist.

Nur so kann auch der Kapitalbedarf ermittelt werden, was insbesondere auch für Gründer wichtig ist, die zu 100 % Eigenkapital finanziert ihre Gründung angehen möchten. Auf der anderen Seite erleichtert ein guter Finanzplan auch die Festlegung der Preise und gibt einem wichtige Informationen an die Hand, wenn man nach erfolgreichem Anlauf der Geschäftsaktivität plötzlich Investitionen in Marketing oder Anlagevermögen tätigen möchte.

Einen Businessplan schreiben ist nützlich für das Gesamtgeschäft

Der 360° Charakter eines guten Businessplans sorgt dafür, dass der Gründer oder die Teammitglieder häufig dazu gezwungen sind, sich mit Themen auseinanderzusetzen, welche nicht ihrer akademischen oder fachlichen Herkunft entsprechen.

So müssen sich Webdesigner plötzlich mit Marktanalysen auseinandersetzen und Handwerker müssen einen Marketingplan entwerfen.

Das sind gute Gelegenheiten, um echte Unternehmerluft zu schnuppern, denn als Unternehmer muss man sich vor allen Dingen auch in kaufmännischen Fragen, im Delegieren und in der Beziehung zum Kunden gewisse Fähigkeiten aneignen, welche für den Erfolg der Unternehmung erforderlich sind.

Entscheidet sich der Gründer dafür, die Geschäftsplanung von einem Dritten erstellen oder prüfen zu lassen, bekommt diese Beauftragung in der Regel einen gewissen Coaching-Aspekt, der nicht unterschätzt werden darf. Die eigenen Überlegungen kann der Gründer auf den Prüfstand stellen und in Erfahrung bringen, wie eng oder weit entfernt er sich damit von den Best-Praktiken aufhält.

Natürlich ist der Nutzen einer solchen Beratung sehr stark von der Beratungsqualität abhängig, welche nicht nur durch Erfahrung und Qualifikation des Beraters, sondern auch dessen ehrlichen Willen zur Hilfestellung bestimmt wird. Darum sollte der Gründer einer Beauftragung gut abwägen und genügend Zeit für die Suche nach einem geeigneten Businessplanberater einplanen.

Fazit: Der beste Grund für einen Businessplan ist Ihre ehrliche Absicht

Die ehrliche Absicht ein erfolgreiches Unternehmen zu gründen und so zu führen, dass nach einigen Jahren ein gewisses Maß an finanzieller Absicherung und Unabhängigkeit entsteht, ist der beste Grund für eine tragfähige Geschäftsplanung.

Wenn Du dich lediglich selbst verwirklichen möchtest und Dir der Erfolg der Geschäftsaktivität weniger wichtig ist als die Aktivität selbst, kannst Du dir beim Verzicht auf Fremdmittel auch bei der Geschäftsplanung ein wenig mehr Unschärfe erlauben.

Was Du dir immer vor Augen halten musst: Die Geschäftswelt hält mehr Risiken bereit für Unternehmer, die nicht genau wissen, was sie wollen.

Selbst große Konzerne hat die Abwesenheit einer starken inneren Orientierung, guter Fehlerkultur und kompetente Führung entweder die Marktführerschaft oder die Existenz gekostet.

Sofern Du es ernst meinst, solltest Du dir die Zeit nehmen, um die wichtigsten Grundlagen des Geschäftsvorhabens festzulegen. Wenn Du das getan hast, ist der Businessplan nur noch eine logische Auflistung von Fakten, Annahmen und Erörterungen, welche lediglich ein paar Stunden der Strukturierung und Feinschliff in Anspruch nehmen sollten.

Sehe den Businessplan nicht als störende und sinnfreie Pflichtaufgabe, die Dich von viel wichtigeren Dingen abhält. Sehe die Planung als bestes Mittel, die gesamte konzeptionelle Aufstellung Deinem Geschäftszweck Stück für Stück näherzubringen.

Autorenprofil:

Joachim Görbert führt eine Businessplanberatung (BrainHive.de) und eine Marketingagentur (BrainHive-Ethical-Marketing.com).

Er ist aktuell viel im Ausland, um neuen Trends nachzuspüren und verschiedene Gründungskulturen kennenzulernen.

Mit einem Hintergrund in der Unternehmensberatung hat er sich schon vor mehreren Jahren aus der Unselbstständigkeit verabschiedet und hält mittlerweile eine spannende Position als unabhängiger Berater in Existenzgründung und Markteintrittsplanung inne.

Weitere Informationen zum Autor findest Du unter: www.BrainHive.de

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