Fachbeitrag von Christian Pietsch, Geschäftsführer von Gusti Leder aus Rostock:
Lösungen können einfach sein – der Weg dahin ist aber oft sehr schwer. Der Geschäftsführer von Gusti Leder erklärt, wie er es mit einer simplen, aber genialen Strategie schaffen konnte, als kleines Startup den Softdrink-Giganten auf Facebook zu überholen. Seine Statistiken überzeugen.
David gegen Goliath
Rückblickend ist dieser Fortschritt in unserem Social-Media-Bereich einer der Erfolgreichsten, den wir je verbuchen konnten. Wir haben es tatsächlich geschafft, Pepsi auf Facebook zu überholen.
Zwar nicht in absoluten Seiten-Like-Zahlen, dafür aber (was viel beeindruckender ist) in der Anzahl der Kommentare und Likes pro Post und der daraus resultierenden Beitragsreichweite auf Facebook.
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Erreicht haben wir das mit Kurzclips von maximal 15 Sekunden, in denen wir unserer Community ein neues Produkt vorstellen. Innerhalb des Videos fragen wir gezielt nach der Meinung zu Innenfutter, Form, Design und Farbe und ob unsere KundInnen das Produkt überhaupt kaufen würden.
Facebook Product Sample Video von Gusti Leder Mitarbeiterin Luise Schröder vorgestellt
Wir schlagen damit zwei Fliegen mit einer Klappe:
Da wir viele Meinungen erhalten, können ausgereifte Artikel in die Produktion geben lassen und wissen, was unsere KundInnen wirklich wollen. Und darüber hinaus lassen sich unsere Social Media Statistiken wirklich sehen. Wir können in letzter Zeit immer mit durchschnittlich 270 Likes und 530 Kommentaren rechnen. Die Aufrufe für unsere Kurzclips liegen dabei im hohen vierstelligen Bereich.
Setzt man diese Zahlen dagegen bspw. gegen den Softdrinkproduzenten Pepsi in relative Verhältnisse einzelner Posts, können wir sehr stolz auf uns sein, da wir mehr aktives Engagement pro Facebook-User erzeugen.
Der Veränderungsprozess
Wir starteten mit diesen Posts im Juni 2015. Vorher beschäftigte ich ein eigenes Produktionsteam, welches aus vier Leuten bestand und sich auf die Entwicklung neuer Produkte konzentrierte.
Diese wurden anfangs in kleiner Stückzahl produziert, da ich das Verlustrisiko so minimal wie möglich halten wollte. Allerdings haben sich dadurch die Produktionskosten erheblich erhöht. Und viele Produkte mussten wieder abgesetzt werden, weil sie unfertig waren.
Besonders in bestimmten Nischen fehlte uns einfach die Expertise, um ein rundes Produkt präsentieren zu können. So entschied ich, dass sich die ProduktmanagerInnen nur noch auf den Kontakt zu den Produzenten in Indien und Marokko konzentrieren sollten.
Doch keine neuen Produkte herzustellen, war natürlich auch keine Lösung, weshalb ich das Sample Video Team gegründet habe, deren Aufgabe es ist, eben jene Kurzclips für Facebook zu drehen. Der Zugang zu einer großen Community und deren Meinung erschien mir als sehr wertvoll und ich wollte diese Gelegenheit nutzen.
Die Ergebnisse überraschten mich überaus positiv. Die Videos wurden von den FollowerInnen angenommen. Besonders bei den Nischenartikeln können wir nun viele ausgeklügelte Produkte anbieten, da wir durch die Posts auf echte Experten stoßen, die wissen, was bspw. eine gute Dampfertasche oder Fahrradtasche haben muss.
Wir kreieren dadurch Produkte, die von einer großen Community gestützt werden, in größerer Stückzahl produziert werden können. Somit minimieren wir die Kosten und eventuelle Verluste.
Man muss sich das mal bildlich vorstellen: Da saßen bis vor wenigen Monaten noch 4 Leute in einem Konferenzraum und entwickelten ein neues Produkt. Ich weiß, dass dies viele große Konzerne so machen, aber wie wichtig muss man sich eigentlich vorkommen?
[bctt tweet=“Unsere KundInnen wissen schließlich am besten, wie eine Tasche zur Lieblingstasche wird.“]
Die Lernkurve und unser gemeinsamer Erfolg
Die Idee dazu entstand aber nicht von heute auf morgen, sondern war das Ergebnis eines langen Lernprozesses aus Trial und Error.
Wir produzieren Lederwaren unter fairen Arbeitsbedingungen, bezahlen faire Löhne und zeigen der Kundschaft transparent, wie es hinter den Kulissen von Gusti Leder läuft.
Da uns diese Punkte sehr wichtig waren, haben wir natürlich versucht, sie auch unserer Community auf Facebook näherzubringen. Allerdings zeigten die KundInnen nur eine mäßige Beteiligung an diesen Posts. Die Leser fühlten sich wohl nicht wirklich animiert, um daran zu partizipieren.
Jedoch haben wir mit der Zeit erkannt, dass unsere UserInnen in erster Linie einfach an den Artikeln an sich interessiert sind. Und Sie finden es natürlich toll, wenn sie die Produkte gemeinsam mit uns entwickeln können.
Die Tatsache, dass wir auch für eine nachhaltige Produktion stehen, wird dadurch zu einem zusätzlichen Ad-on.
Was Du daraus für dein Business lernen kannst
Was bringen uns die Facebook Sample Videos also?
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Aus wirtschaftlicher Perspektive können wir im Shop natürlich passgenaue Produkte anbieten, die selbst in den kleinsten Nischen bestehen können. Diese Produkte werden in großer Stückzahl bestellt, was zusätzlich Kosten spart und wir vermeiden gleichzeitig unnötige Fehlproduktionen.
Wenn wir unsere Videos aus der sozial-medialen Perspektive heraus betrachten, können wir einen signifikanten Anstieg der Reichweite, der Kommentarzahl und der Likezahl verbuchen. Von der KundInnenperspektive aus sind wir nah an unserer Community und nehmen ihre Stimme ernst.
So können wir ihnen das Gefühl vermitteln, ein wichtiger Teil von Gusti zu sein. Zukünftig wollen wir noch mehr und besser die KundInnen in Produktions und Designentscheidungen einbinden.
Erst jüngst zeigte eine Umfrage unter unseren Followern, dass sie auch eine Preiserhöhung zugunsten der “Gusti Leder nature”Produzenten gutheißen, da die Produktvielfalt und Anforderungen in Indien und Marokko gestiegen sind.
Zusammen mit den Kunden und KundInnen auf Augenhöhe kommunizieren und durch ihr Wissen und ihre Expertise Erfahrungen gewinnen - das wollen wir auf jeden Fall fortführen.
Autorenprofil:
Christian Pietsch ist diplomierter Volkswirt. Während seines Studiums ist er viel durch die Welt gereist.
Auf einer der Reisen durch Marokko und Indien fand er auf Märkten immer wieder speziell gefertigte Ledertaschen. Zurück in Deutschland entschied er sich deren Verkauf auch einmal auszuprobieren. Heute verkauft sein Unternehmen weltweit im Monat mehr als 20.000 Produkte über 6 unterschiedliche Onlineshops.
Das Studium der Volkswirtschaft hat ihn geholfen, die richtigen Anreize für sein Startup zu setzen. Auch heute besucht noch er regelmäßig die Produzenten in Indien und Marokko persönlich, da ihm der direkte Kontakt sehr wichtig ist.
Weitere Informationen zum Autor findest Du unter: www.gusti-leder.de/