Fachbeitrag von Felix Plötz, erfolgreicher Buchautor, Speaker & Startup-Gründer:
Wie ich in 33 Monaten vom Selfpublisher zum inoffiziellen Nachfolger von Timothy Ferriss wurde
Ich will dir nicht zu viel versprechen:
Wenn du „Die 4-Stunden-Woche“ gelesen hast, könnte dieser Beitrag für dich interessant sein.
Wenn du allerdings erfahren möchtest, wie man ein eigenes Buch im Self-Publishing veröffentlicht, durch Crowdfunding über 10.000 € für sein Projekt einsammelt, neben dem normalen Job Mein Startup gründet – und wie es klappen kann, dass sich mehrere Großunternehmen um dieses „Nebenprojekt“ reißen… dann solltest du diesen Beitrag unbedingt lesen.
Ich möchte dich gerne auf eine kleine Reise mitnehmen.
Es ist meine Reise durch die vergangenen 36 Monate: vom Großraumsklaven mit dem Traum vom eigenen Buch zum inoffiziellen Nachfolger von Timothy Ferriss.
Das sagt zumindest mein Verlag. Und die müssen es wissen: Es ist der gleiche Verlag, der Timothy Ferriss‘ „Die 4-Stunden-Woche“ vor 8 Jahren nach Deutschland geholt hat.
Und der meinem Buch seinen Titel gegeben hat: „Das 4-Stunden-Startup“.
Eigentlich sollte es „Her mit dem schönen Leben!“ heißen. Finde ich immer noch geiler. Denn genau darum geht es dabei.
Wie ich den Großraumknast verließ und meinem Chef „Goodbye“ sagte
Keine Ahnung, wie es dir geht, aber als ich ein paar Jahre im Job war, hatte sich so eine Eindimensionalität in mein Leben geschlichen. Eat, work, sleep, repeat. Jeden Tag. Immer wieder. Und es war noch schlimmer. Es würde so weiter gehen!
Ich saß im Großraumbüro und konnte live erleben, wie es weiterging, wenn ich Karriere machte. Denn meine Chefs und Chefchefs saßen direkt um mich herum. Das war nicht das „schöne Leben“, das ich mir vorgestellt hatte.
Eins wurde mir jeden Tag klarer: Ich musste hier raus. Ich musste endlich mein eigenes Ding machen. Dringend!
Die Sache hatte nur einen Haken: Ich hatte eine Scheißangst.
Davor, dass ich scheitern könnte. Dass ich kündige, um meine Geschäftsidee umzusetzen, und dabei meine Karriere und Zukunftsaussichten leichtfertig verspielt hätte. Also kündigte ich nicht. Aber ich gründete trotzdem. Neben dem Job.
Im Rückblick weiß ich:
Dafür braucht es im Wesentlichen 3 Schritte.
Schritt 1: Du brauchst eine Geschäftsidee
Logisch. Und nicht das Problem. Jeder hat Ideen! „Man müsste doch mal…“ war ein äußerst beliebtes Spiel zwischen mir und meinen Kollegen. Wir hatten das nächste Facebook schon hundert Mal gegründet – zumindest in der Theorie.
Doch am Ende war meine Idee nicht das nächste Facebook. Es war eher eine Idee, mit der man auf Partys erfolgreich Mädels zu Tode langweilt: Ich gründete ein Spritspartraining.
Ja genau, so ein Fahrtraining, bei dem man lernt wie man Sprit spart. Ich sag ja, kein Partyrocker, die Idee. Aber für mich aus verschiedenen Gründen genau richtig.
Der Wichtigste: Sie war überschaubar. Ich fing endlich an.
Schritt 2: Sag es deinem Chef
Das war für mich der schwierigste Teil. Diese Hürde zu überwinden, hat mich Wochen Monate gekostet Was sollte er von mir denken? Dass ich Langeweile hatte? Dass ich keinen Bock auf Karriere bei ihm hatte?
Ich wusste es nicht und ich wollte es am liebsten auch gar nicht herausfinden. Doch es musste sein. Irgendwann fasste ich meinen ganzen Mut zusammen und sagte ich es ihm einfach.
Was folgte, war eine enorme Überraschung: Er war ganz cool. „Klar mach das, finde ich ‘ne gute Idee und du wirst viel lernen“, war alles was er sagte. Wow. Dafür hatte ich mir Monate lang den Kopf zerbrochen…
Als nächstes schrieb ich eine kurze Mail an die Personalabteilung und 2 Wochen später hatte ich die schriftliche Erlaubnis meines Arbeitgebers im Briefkasten. Bämm. Das war‘s. So viel einfacher als gedacht.
Schritt 3: Leg einfach los
Weißt du, das Charmante an einem solchen Nebenprojekt bzw. „4-Stunden-Startup“ ist, dass du nicht finanziell davon abhängig bist, weil du immer noch dein normales Gehalt bekommst. Klar, habe ich viele Wochenenden und Abende dafür gearbeitet.
Aber ich hatte nicht den Druck, den man hat, wenn man von seinen Ersparnissen leben oder Investoren bei Laune halten muss.
Erst nach 18 Monaten kündigte ich. Bis dahin hatte ich mein Produkt entwickelt, es als Marke europaweit schützen lassen, ein Netz aus Fahrlehrern aufgebaut, die mein Fahrtraining durchführen konnten und den Proof-of-Concept erbracht, dass es eine Nachfrage für ein solches Training gab.
Kein Wunder, damals im Jahr 2012 erreichten die Benzinpreise nahezu täglich neue Höchststände. Es war der richtige Zeitpunkt, um ernst zu machen.
Palmen in Castrop-Rauxel, 10.000 Euro und der Multimillionär
Eine Sache schwor ich mir, als ich kündigte: Auch wenn mein Ziel darin bestand, mein Startup wachsen zu lassen, wollte ich nicht wieder in dieses eindimensionale Leben abrutschen. Ich wollte immer auch genug Platz für andere Ideen geben – zum Beispiel für ein eigenes Buch.
Mein erstes Buch, das „Little Life-Changing Booklet“, war die Antwort auf die Frage „kann man einfach so ein Buch schreiben“ zu beantworten. Ja, man kann – zum Beispiel mit Createspace.
Exkurs: Amazon Createspace
Createspace ist die Print-on-demand Tochterfirma von Amazon. Du lädst dort dein Buch als PDF hoch und innerhalb von 24 Stunden ist es bei Amazon mit dem Status „Auf Lager“ verfügbar. Gedruckt wird es jedoch erst, sobald ein Exemplar verkauft wird.
Bei Createspace fallen keine Kosten für dich an und alle Rechte bleiben bei dir. Wird ein Buch verkauft, bekommst du nach Abzug von Druckkosten, etc. eine Provision, die du hier berechnen kannst.
Von meinem Büchlein verkauften sich im ersten Monat 4 Stück, im zweiten 12, im dritten über 20. Ein paar Monate später war ich im 4-stelligen Bereich angekommen. Ein eigenes Buch kann also durchaus auch ein ganz nettes passives Einkommen erzeugen.
Beim zweiten Buch „Palmen in Castrop-Rauxel“ wollten wir das Ganze größer und professioneller machen. Zusammen mit meinem Co-Autor und bestem Buddy Dennis Betzholz gründeten wir dafür einen Verlag, nannten ihn kreativer Weise „Plötz & Betzholz“ und legten los (die ganze Entstehungsgeschichte ist übrigens im Buch selbst enthalten).
Wir machten eine Crowdfunding-Kampagne mit dem Ziel 10.000 Euro für den Druck der ersten Auflage einzusammeln. Gleichzeitig war es für uns der Proof-of-Concept, dass das Buch genügend Leser begeistern kann.
Eine Menge Leute kauften das Buch in den 6 Wochen der Kampagne. Doch am Ende fehlten uns noch 3.882 Euro. Und wir hatten keinen Plan, woher die kommen sollten.
Exkurs: PR-Arbeit für dein 4-Stunden-Startup
Wenn ich eines über PR gelernt habe, dann ist es die Bedeutung von Timing. Als wir 2013 unsere Kampagne machten, hatten gerade genug Leute von „Crowdfunding“ schon mal gehört, aber noch genügend wussten nicht genau, was sich dahinter versteckt.
Ein großer Teil der Medienaufmerksamkeit kam daher, weil Journalisten den Begriff „Crowdfunding“ an unserem Beispiel erklären konnten.
Wie macht man gute PR?
Ich hatte keine Ahnung.
Ich bin damals einfach in das Zeitschriftengeschäft meines Vertrauens gestiefelt, habe alles abfotografiert, was dort an Magazinen auslag und dann über 60 Redaktionen kalt angeschrieben. Ganz kalt.
Der Großteil hat daher meinen Pitch gepflegt ignoriert. Aber die wenigen Journalisten, die geantwortet haben, waren Gold wert für unser Projekt.
„Palmen in Castrop-Rauxel“ hat es letztlich bis in die Bild, Welt, WAZ, Spiegel Online, Impulse, StartingUp, Stern Extra und noch ein paar andere nationale Medien und Blogs geschafft.
Diese PR-Aktion hat uns übrigens auch die fehlenden 3.882 Euro gebracht.
Es war ein einziger(!) Leser (der „Welt“ glaube ich), der uns das Geld geschenkt(!) hat. Er ist selbst Unternehmer, gehört als Mulitmillionär offiziell zu den Top 500 der reichsten Deutschen – und fand unser Projekt „cool“, wie er uns in seiner Mail schrieb.
Er wollte lieber anonym bleiben, aber wir haben natürlich Kontakt aufgenommen, ihn besucht und halten immer noch Kontakt.
Teil 3: Plötz & Betzholz, die verrückte Welt der YouTube-Stars und der Exit
Ein paar Monate nachdem wir „Palmen in Castrop-Rauxel“ veröffentlich hatten, war –trotz meines ursprünglichen Vorsatzes– doch wieder Alltag eingekehrt. Ich baute mein Spritspartraining weiter auf und arbeitete jeden Tag von morgens bis abends.
Ich vermisste die Zeit mit all dem Trubel und den Tagen, an denen man morgens aus dem Bett springt, weil man neugierig auf all das ist, was an diesem Tag passieren kann.
Es gab nur eine Konsequenz: ein neues 4-Stunden-Startup musste her.
Dennis und ich hockten uns zusammen und überlegten, ob wir Plötz & Betzholz nicht ausbauen könnten. Nach ein paar Tagen hatten wir unser Konzept fertig: Wir würden der erste YouTuber-Verlag Deutschlands.
Die Idee war geboren – und plötzlich ging alles Schlag auf Schlag. Im April 2015 brachten wir unser erstes Buch heraus, im Juni wurden wir von der Frankfurter Buchmesse mit der Wildcard für unser Geschäftsmodell ausgezeichnet.
Das brachte uns nicht nur einen kostenlosen Stand auf der Frankfurter Buchmesse ein, sondern vor allem ganz, ganz viel Aufmerksamkeit in der Buchbranche. Eine große Verlagsgruppe wollte mit uns zusammenarbeiten und bot uns eine Vertriebskooperation an. Wir konnten es kaum glauben.
Durch die Vertriebskooperation hatte unser nächstes Buch beste Voraussetzungen: Wir hatten schon vor Erscheinen mehrere Tausend Vorbestellungen. Eine Woche später hatte es als höchster Neueinsteiger die SPIEGEL-Bestsellerliste erobert.
Das brachte uns noch mehr Aufmerksamkeit. Und plötzlich war da eine zweite Verlagsgruppe, die Bock hatte, ihr Geschäft mit einem eigenen YouTuber-Verlag zu stärken.
Vier Monate lang verhandelten wir mit beiden Verlagshäusern über eine mögliche Übernahme. Kurz vor Weihnachten war dann die Entscheidung gefallen: Die Ullstein Buchverlage würden unser kleines 4-Stunden-Startup „Plötz & Betzholz“ übernehmen und zum 01. Februar als Imprint integrieren.
Über die finanziellen Details der Übernahme darf ich leider nichts sagen.
Aber klar ist: Ganz egal, ob dein Startup mit VC-Geld finanziert ist oder du es als 4-Stunden-Startup gegründet hast – am Ende bestimmen Angebot und Nachfrage den Preis. Man kann auch sagen, wir hatten das Glück, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein.
Das waren sie: 36 Monate im Schnelldurchlauf.
Mein Fazit daraus?
Ich weiß, es gibt viele Leute da draußen, die nach dem Studium oder noch früher ihr erstes Startup gründen. Die für ihren Traum alles auf eine Karte setzen und ihr Leben ohne zu zögern auf links drehen. Ich bewundere diesen Mut. Wirklich.
Doch für mich wäre es nicht der richtige Weg gewesen. Logisch, du kannst nicht alles unendlich lang „nebenher“ führen. Aber für nahezu jede Idee kann es mindestens der Startpunkt sein – mit der richtigen Mischung aus (wenig) Risiko und (vielen) Chancen.
Es kann der Startpunkt sein, um raus aus work, eat, sleep, repeat und rein in das „schöne Leben“ zu kommen. Davon bin ich felsenfest überzeugt.
Autorenprofil:
Felix Plötz ist Dipl.-Wirtschaftsingenieur und arbeitete in einem Großkonzern, als er parallel sein erstes Startup gründete. Dieses ist mittlerweile erfolgreich verkauft.
Sein 2015 gegründetes Verlags-Startup „Plötz & Betzholz“ wurde im selben Jahr von der Frankfurter Buchmesse mit einer „Wildcard“ ausgezeichnet und legte kurz darauf bereits seinen ersten „Spiegel-Bestseller“ vor.
Nur ein Jahr später wurde der Verlag von der Ullstein Verlagsgruppe übernommen.
Felix Plötz lebt als Autor, Unternehmer und Vortragsredner in Bad Honnef und Berlin.
Weitere Informationen zum Autor findest Du unter: www.felixploetz.com
Bildnachweis: Infografik Vektor durch Freepik entwickelt
Dein Artikel ist wirklich sehr offen geschrieben. Danke dafür und du hast auch recht Glück gehört immer ein bisschen dazu.