Dominik Brenner verbindet über seinen Marktplatz Schuhe24.de den stationären Handel mit dem Internet. So können klassische Einzelhändler ihre Ladentheke ohne jegliche Investition erweitern und Schuhe über einen zusätzlichen Vertriebsweg online anbieten, um im Konzert der Großen mitspielen zu können. Zum Schuhhändler wurde der Gründer dabei erst wider Willen.
Dominik kurz und knapp: Pitche Deine Geschäftsidee?
Schuhe24.de digitalisiert den traditionellen Schuh-Fachhandel und verbindet ihn mit dem Internet. Dadurch helfen wir kleinen inhabergeführten Geschäften im Internetzeitalter zu überleben und leisten einen Beitrag, dass unsere Innenstädte auch morgen noch lebendig sind. Dieses Ziel spiegelt sich auch in unserem Motto, “Meine Schuhe – Meine Stadt”, wider.
Denn wie Deinen Lesern bekannt sein wird: immer mehr Menschen gehen nicht mehr unbedingt in die Stadt zum Einkaufen, sondern erledigen dies vom heimischen Sofa aus im Internet. Leider bekommen die kleinen Geschäfte aber davon nichts ab, denn mittlerweile ist es ziemlich schwer ein Online-Geschäft erfolgreich aufzubauen.
Wir helfen diesen Geschäften ihre Schuhe im Internet anzubieten, indem wir für sie einerseits eine Verkaufsplattform Schuhe24.de bereitstellen, desweiteren übernehmen wir die Bestell- und Zahlungsabwicklung, das Retourenmanagement, den Kundenkontakt, Online Marketing sowie die Datenpflege und die Bereitstellung von Bildmaterial für die Produkte.
Der bei Schuhe24.de teilnehmende Schuhhändler erhält so ein zweites Standbein, ohne selbst Investitionen tätigen zu müssen und kann sich auf sein angestammtes Kerngeschäft – den Wareneinkauf und die Beratung im Geschäft konzentrieren. Wir sind wie eine virtuelle zusätzliche Filiale. In der Regel erzielen unsere Händler 10 bis 25% Mehrumsatz, womit sie allfällige Umsatzeinbußen im stationären Geschäft ausgleichen können. Manche sogar mehr.
Was genau war der Auslöser für den Start in ein eigenes Business?
Meine Familie führt schon seit 1886 Schuhgeschäfte in der Region Hofheim-Wiesbaden-Mainz. Eigentlich wollte ich nicht in das Geschäft eintreten, sondern war auf dem Weg einer klassischen Konzernkarriere. 2012 ist mein Vater unerwartet verstorben.
Ich habe mich dann schnell entschieden, den familiären Betrieb weiterzuführen. Dass nur mit stationären Geschäften kein Blumentopf mehr zu gewinnen ist, war mir schnell klar.
2014 haben wir selbst mit dem Online-Handel angefangen. Das lief ganz gut an und zunächst haben erst befreundete Händler angefragt, ob sie nicht bei uns mitmachen könnten. So entstand die Idee, für andere Händler online Schuhe zu verkaufen und das Konzept Schuhe24 wurde geboren.
Wir haben eine Schnittstelle direkt in die Warenwirtschaftssysteme der Schuhhändler entwickeln lassen. Diese ermöglicht uns, deren Bestände zu einem Gesamtbestand zusammenzufassen, vollautomatisch in unseren Shop und auf Plattformen wie Amazon hochzuladen und die Verkäufe zu verbuchen.
Der Erfolg hat sich schnell herum gesprochen und plötzlich ging alles Schlag auf Schlag. Mittlerweile verkaufen mehr als 120 Schuhfachgeschäfte mit über 550 Filialen in ganz Deutschland ihre Schuhe online über uns und wir erhalten täglich Anfragen von weiteren Händlern, die mitmachen wollen.
Wir sind zu einer richtigen Community geworden. Zweimal jährlich führen wir zudem eine Tagung mit unseren Händlern durch, bei der wir die Strategie besprechen, sowie Workshops zum Thema Digitalisierung und Online Marketing durchführen.
Was macht das Geschäftsmodell einzigartig – was ist der USP?
Ganz einfach: Schuhe24 ist die günstigste Filiale, die man als Schuh-Händler eröffnen kann. Es gibt überhaupt keine Investitionen, wir sind zu 100% bidirektional an die WaWi des Händlers angebunden, pflegen monatlich dessen Daten, bieten Beratungsleistungen an und können so einen sehr engen Draht zum Händler aufbauen.
Der Umsatz des Händlers erhöht sich immer, mal um 10%, mal um 25%, was enorm ist. Zudem verkaufen wir sehr viel Altware zum Originalpreis, was stationär absolut unmöglich ist. Insofern erhöht sich nicht nur der Umsatz, sondern auch die Abverkaufsquote der Händler, denn diese entscheidet oft über Insolvenzen oder Erfolg.
Aus Sicht unserer Endkunden bieten wir ein Sortiment, dessen Größe seinesgleichen sucht. Von Damen- über Herren- und Kinderschuhe zu Taschen bieten wir eine Vielfalt, von der wir meinen, dass (fast) jede Kundin und jeder Kunde bei uns fündig werden.
Wo siehst Du die Zielgruppe bzw. wer sind die Wunschkunden?
Wir sind ja eine Art B2B2C-Anbieter. Einerseits erbringen wir eine Dienstleistung für unsere Händler, für die wir deren Schuhe online vermarkten und die Bestellverarbeitung übernehmen – vom Kauf bis zur Abwicklung von Retouren und Reklamationen. Andererseits sind wir im direkten Kontakt mit den Endkunden. Sei es per Email oder telefonisch, wir beantworten sämtliche Fragen zu den Produkten und Bestellungen.
Was die Frage nach den Wunschkunden angeht, so sind wir händlerseitig inzwischen bei 520 Filialen, die 120 Händlern gehören. Es gibt hier sicher Grenzen, aber unser Fokus ist derzeit, dass wir uns dort stärken, wo wir noch Schwächen haben.
Diese sind z.B. Kinderschuhe, Mode & Textil, Komfortschuhe oder Sportschuhe, Sneaker. Endkundenseitig möchten wir ein so großes Sortiment anbieten, dass jeder fündig wird.
Wie viel Geld wurde bis zum Start investiert und wie lange war die Vorlaufzeit?
Wir haben mit dem Verkauf über Amazon angefangen, somit waren keine Anfangsinvestitionen nötig. Alle weiteren Investitionen konnten wir dann aus den laufenden Mitteln stemmen – insgesamt ist ein sechsstelliger Betrag zusammengekommen für Entwicklung der Schnittstellen, des Online-Shops, unserer App etc.
Wie sieht es mit der Einnahmeseite aus – auf welchen Weg werden Geldrückflüsse erzielt?
Wir kümmern uns für unsere Händler um alle Belange rund um den Online-Verkauf. Dafür erhalten wir eine kleine Gebühr pro verkauftem Paar Schuhe. In Zukunft können wir uns aber vorstellen, weitere Dienstleistungen für unsere Händler anzubieten: Unterstützung bei Online Marketing, gemeinsames Marketing, bessere DHL Konditionen, mehr IT-Wissen für Händler, Workshops etc.
Welche Werbe- bzw. PR-Aktion hat bis dato für den größten Bekanntheitsschub gesorgt?
Wir sind ja vergleichsweise jung am Markt und haben dadurch noch nicht so eine Markenbekanntheit. Es ist wahrscheinlich auch nicht so, dass man es mit einer Aktion zu ausreichender und nachhaltiger Bekanntheit schafft.
Ich denke, dass man durch stete Arbeit, eine Vielzahl von Maßnahmen und langen Atem langfristig mehr erreicht. Letztlich geht es darum möglichst überall präsent zu sein, wo der Kunde ist. Das schaffen wir durch SEA, Retargeting, Affiliate Marketing und unsere Aktivitäten auf diversen Social Media Kanälen wie Facebook, Instagram, Twitter etc.
Welche Vision verfolgst Du und welche Schlagzeile würdest Du gern mal über das Unternehmen lesen?
Ich möchte bis 2021 100 Mio. Umsatz erreichen und damit vielen Händlern helfen am Internetboom teilzuhaben, auch wenn ihm/ihr das Wissen und die Mittel fehlen für den Aufbau eines eigenen Onlineshops. Ob das nun in einer Schlagzeile steht oder nicht ist mir im Grunde egal.
Auf welche 3 Tools/Apps kannst Du bei der täglichen Arbeit keinesfalls verzichten und warum?
Mein Mobiltelefon. Ich bin viel unterwegs und muss erreichbar sein für meine Händler und Mitarbeiter.
Google Analytics sowie unser Warenwirtschafts- und Bestellverarbeitungssystem: im Internet gibt es keine Öffnungszeiten und es kann immer etwas schiefgehen, was dann schnelles Handeln erfordert.
Unsere Kaffeemaschine: ich liebe Kaffee. Die besten Ideen kommen mir bei einer Tasse frischgebrühtem Espresso.
Was bedeutet für Dich persönlich Erfolg – worauf kommt es wirklich an?
Erfolg bedeutet für mich sich Ziele zu setzen und diese Ziele zu erreichen. Träumen kann jeder, Pläne machen können viele. Diese dann aber umzusetzen, das schaffen die wenigsten. Auf dem Weg dahin stellen sich einem zudem regelmäßig unerwartete Hindernisse in den Weg. Am Ball zu bleiben und eine Lösung zu finden – gehört dann sicherlich auch dazu.
Welchen Fehler würdest Du aus der eigenen Erfahrung heraus jungen Gründern ersparen?
Man sollte einfach loslegen und schauen, dass es wächst. Alle, die groß Businesspläne machen und dann nach 1 bis 2 Jahren anfangen zu testen, haben nicht verstanden, worum es geht. Ganz wichtig ist es fähige und motivierte Mitarbeiter zu finden. Wenn man ein Startup aufbauen will, braucht man Leute, die ohne Limit arbeiten und die Vision mittragen.
Welche Frage sollte sich eine Gründerin bzw. ein Gründer mindestens einmal gestellt haben?
Bist Du bereit, jeden Tag mit neuen Problemen konfrontiert zu sein, für die Du dann eine Lösung finden musst? Das StartUp Leben ist weit weniger glamourös als uns so manche Fernsehsendung glauben machen will. Wir haben fast jeden Monat eine Krise, weil irgendeine Schnittstelle zu einem Händler nicht funktioniert und Kunden sich dann beschweren.
Mit welchen drei Worten würdest Du dich selbst beschreiben?
Optimist, harter Arbeiter, Familienmensch.