Die Digitalisierung hält Einzug in alle Branchen, so auch dem Handwerk. Mit openHandwerk hat Martin Urbanek eine „Software as a Service“-Lösung für Handwerksbetriebe entwickelt. Mit ihr lassen sich Arbeitsprozesse im Handwerk digitalisieren. Doch mehr dazu im MeinStartup-Gründerinterview.
Martin, kurz und knapp: Pitche die Geschäftsidee?
openHandwerk digitalisiert Handwerksbetriebe in der Cloud. Die Software optimiert und digitalisiert vor allem wiederkehrende Arbeitsprozesse vom Auftragseingang, über die Abwicklung und Dokumentation bis hin zur Rechnungsstellung.
Darüber hinaus findet eine Kommunikation zwischen dem Büro und der Baustelle statt. Es werden somit die beiden im Handwerk aktuell größten Probleme gelöst: Zu viele Aufträge mit zu wenig Fachpersonal.
Was genau war der Auslöser für den Start in ein eigenes Business?
openHandwerk ist aus einem Bedarf heraus entstanden. Wir haben einen Handwerksbetrieb digitalisiert, der deutschlandweit über 600.000 Wohneinheiten betreut in der Instandhaltung.
Dies war nur über eine Cloudlösung möglich und es gab am klassischen Softwaremarkt keine zu den Prozessen passende Lösung. Auch Cloudlösungen waren zu diesem Zeitpunkt Mangelware. Es gab vereinzelt nur Insellösungen.
Was macht das Geschäftsmodell einzigartig – was ist der USP?
Softwareanbieter beschäftigen sich in der Regel nur mit dem CRM am Beginn des Prozesses oder mit der Rechnungsstellung am Ende. Dem eigentlichen Prozess nimmt sich keiner an.
Dabei ist das der Bereich in dem optimiert und am meisten Geld verdient werden kann. Dazu kommt bei uns die automatisierte Kommunikation mit den Kunden und die Produkttiefe der SaaS, die den ganzen Tag im Einsatz ist.
Für größere Betriebe können wir ein Customizing anbieten, um bestehende Prozesse im Betrieb in unsere Software einzubinden, ohne gleich im Projektgeschäft zu landen.
Wo siehst Du die Zielgruppe bzw. wer sind die Wunschkunden?
Die Zielgruppe ist klar definiert: Handwerksbetriebe – klein bis Mittelständler!
Als Wunschkandidaten haben wir noch Hersteller und Großhändler aus dem Bau und Baunebengewerbe, die unsere Lösung zur Kundenbindung für sich gewinnen.
Wie viel Geld wurde bis zum Start investiert und wie lange war die Vorlaufzeit?
openHandwerk ist bereits seit fast drei Jahren im Einsatz bei Handwerksbetrieben. Zu Beginn war ein Vertrieb der Software nicht wirklich geplant, da es sich eher um ein Projekt handelte, dass Interesse aber immer größer auf Handwerkerseite wurde.
Der richtige Rollout als SaaS und ein richtiger Vertrieb erfolgte erst im 4. Quartal 2017. Seit Einsatz der Lösung wurden über 10.000 Aufträge abgewickelt. Bis heute wurden ca. 500.000 EUR investiert.
Von Vorteil ist hier, dass wir aus einem Business Case kommen und schnell am Markt gelernt haben.
Wie sieht es mit der Einnahmeseite aus – auf welchem Weg werden Geldrückflüsse erzielt?
Den Großteil unserer Umsätze erzielen wir als Software as a Service (SaaS) durch monatliche oder jährliche Lizenzzahlungen. Weitere Einnahmen generieren wir für Erstinstallationen als auch für Customizing in der Software.
Welche Werbe- bzw. PR-Aktion hat bis dato für den größten Bekanntheitsschub gesorgt?
Wir bekommen mit openHandwerk aktuell eine sehr gute Resonanz von Fachpublikationen über Print als auch Online aus dem Bau- und Baunebengewerbe. Hier sind innovative Cloudlösungen oder Apps ein Thema, bzw. Digitalisierung im Handwerk ein Thema.
Für den größten Bekanntheitsschub an sich hat bisher unsere Schnittstelle zu Lexoffice gesorgt, die wir in der ersten Juli-Woche veröffentlicht haben.
Welche Vision verfolgst Du und welche Schlagzeile würdest Du gern mal über das Unternehmen lesen?
Wir wollen openHandwerk mehr in den Bereich PropTech schieben und auch neue Wege in der Beschaffung gehen.
Aktuell freuen wir uns über jede Schlagzeile, die uns als Cloudlösung nach vorne bringt! Noch mehr freuen wir uns jedoch über die Anerkennung, die uns unsere Kunden entgegenbringen für unsere Lösung.
Auf welche 3 Tools/Apps kannst Du bei der täglichen Arbeit keinesfalls verzichten und warum?
Wir nutzen die gängigen Lösungen wie nahezu jedes Startup im Cloudbereich. Dazu gehören Hubspot, Slack, Wrike, Evernote, Mailchimp.
Darüber hinaus nutzen wir openHandwerk selbst zur Rechnungsstellung, auch aufgrund der Liveschnittstelle zu Lexoffice für unsere Buchhaltung.
Weiter nutzen wir auch selbst entwickelte Tools, die uns die Arbeit erleichtern.
Was bedeutet für Dich persönlich Erfolg – worauf kommt es wirklich an?
Erfolg verbinde ich weniger mit monetären Aspekten. Für mich beginnt Erfolg, wenn Ideen aufgehen und man richtig liegt. Man möchte Recht haben mit dem was man und wie man es macht. Das war bereits früher so in meiner Tätigkeit als Börsenhändler oder DVFA-Analyst.
Es geht hierbei eher um das Prinzip, ohne dabei blind und verbissen in eine Richtung zu rennen. Das Monetäre kommt dann automatisch von selbst.
Welchen Fehler würdest Du aus der eigenen Erfahrung heraus jungen Gründern ersparen?
Macht jeden Fehler nur einmal und lernt schnell. Fehler passieren in jedem Unternehmen. Bei openHandwerk waren die bisherigen Fehler eher überschaubar, aber wir lernen auch nie aus.
Welche Frage sollte sich eine Gründerin bzw. ein Gründer mindestens einmal gestellt haben?
Was kann mein Produkt und sind Kunden bereit für mein Produkt oder meine Idee zu bezahlen? Weiter finde ich persönlich es hilfreich Produkte mit Pilotkunden zu entwickeln, zumindest im B2B-Bereich, um schnell zu lernen und den besser Markt zu verstehen.
Mit welchen drei Worten würdest Du dich selbst beschreiben?
fokussiert, analytisch und kritikfähig!
Das ist eine sehr gute Definition von Erfolg. Denn viele Denke, Erfolg hat nur etwas mit Geld zu tun. Aber wenn man in seiner Idee richtig aufgehen kann, kommt alle andere von alleine.