Vom Hörsaal auf den Chefsessel – die drei presize Gründer Awais Shafique, Tomislav Tomov und Leon Szeli (v.l.n.r.) machen es vor. Das Jungunternehmen hilft Mode-Online-Shops, ihr milliardenschweres Retourenproblem zu lösen. Die hierfür entwickelte Technologie kombiniert die neuesten Durchbrüche in den Bereichen Computer Vision und Deep Learning. MeinStartup sprach stellvertretend mit Leon im Gründerinterview.
Leon, kurz und knapp: Pitche Deine Geschäftsidee?
Presize.ai hilft Mode-Online-Shops, die Retouren zu reduzieren, indem wir den Nutzern die passende Größe vorschlagen. Die Nutzer drehen sich einfach einmal (bekleidet) vor ihrer Smartphone-Kamera im Kreis und erhalten Größenempfehlungen für jedes Kleidungsstück.
Was genau war der Auslöser für den Start in ein eigenes Business?
Wir drei Gründer haben uns am CDTM in München kennengelernt. Awais hat im Bereich Computer Vision gearbeitet und im Rahmen eines CDTM-Projekts einen Prototyp entwickelt.
Tomi und ich haben an anderen Projekten gearbeitet aber großes Potential in der Technologie für den Online-Mode-Markt erkannt und so wurde aus einem Uni-Projekt ein Unternehmen.
Was macht das Geschäftsmodell einzigartig – was ist der USP?
Die presize-Technologie basiert auf den neusten Erkenntnissen in den Bereichen Computer Vision und Deep Learning und kreiert ein 3D-Modell auf Basis des aufgenommenen Videos, statt ungenaue Fragebögen oder einzelne Fotos zu verwenden.
Die Messgenauigkeit ist dabei vergleichbar mit der eines professionellen Schneiders. Außerdem kann man die gesamte User Journey basierend auf dem individuellen Körper des Nutzers personalisieren indem man ihm eine „presize ID“ zuweist.
Die Nutzerfreundlichkeit ist hoch, weil man keine App herunterladen muss und sich alleine zu Hause in Alltagskleidung vermessen kann.
Wo siehst Du die Zielgruppe bzw. wer sind die Wunschkunden?
Die Zielgruppe sind alle Online-Shops, die größenspezifische Produkte, also nicht nur Schals, Accessoires und Schuhe, verkaufen und ihre größenbedingten Retouren reduzieren wollen.
In einem ersten Schritt arbeiten wir vor allem mit Online-Schneidern zusammen, also Shops, die maßgeschneiderte Produkte verkaufen.
Wie viel Geld wurde bis zum Start investiert und wie lange war die Vorlaufzeit?
Da wir eine Software entwickeln, haben wir in der Anfangsphase eher Arbeitskraft und Zeit als Geld investiert. Anschließend haben wir uns mit EXIST-finanziert und inzwischen die erste Finanzierungsrunde mit Plug & Play (u.A. Google und N26) als Lead-Investor abgeschlossen.
Wie sieht es mit der Einnahmeseite aus – auf welchen Weg werden Geldrückflüsse erzielt?
Wir haben mehrere zahlenden Pilotkunden, u.A. Online-Schneider, deren Kunden unsere Web-Applikation nutzen, um sich auszumessen und ihre maßgeschneiderten Hemden zu erhalten, ohne den Schneidern je persönlich begegnet zu sein.
Im Herbst kommen dann Webshops hinzu, die „Stangenware“ verkaufen.
Welche Werbe- bzw. PR-Aktion hat bis dato für den größten Bekanntheitsschub gesorgt?
Neben zahlreichen Artikeln (u.A. WirtschaftsWoche) wurden wir ohne unserer Kenntnis auf Steemhunt gefeatured. Wir kannten diese Seite zuvor nicht, sind dort aber gleich am ersten Tag in der Top 10 der Hall of Fame gelandet.
Des Weiteren hat uns der erste Platz beim Münchener Businessplan Wettbewerb natürlich auch sehr geholfen und ich habe eine recht hohe Reichweite auf LinkedIn.
Welche Vision verfolgst Du und welche Schlagzeile würdest Du gern mal über das Unternehmen lesen?
Vision und Schlagzeile in einem: „Presize hat einer Milliarde Nutzern zur perfekten Passform verholfen!“.
Auf welche 3 Tools/Apps kannst Du bei der täglichen Arbeit keinesfalls verzichten?
Trello, LinkedIn und appear.in.
Was bedeutet für Dich persönlich Erfolg – worauf kommt es wirklich an?
Wenn man merkt, dass ein Kunde oder Nutzer wirklichen Mehrwert in deinem Produkt sieht. Als Unternehmer ist es ein unschlagbares Gefühl etwas zu erschaffen, das anderen Menschen hilft.
Welchen Fehler würdest Du aus der eigenen Erfahrung heraus jungen Gründern ersparen?
Auch wenn es widersinnig klingt – ich glaube am Anfang ist es wichtig zu den meisten Anfragen und Möglichkeiten „Nein“ zu sagen. Nur so kann man sich wirklich fokussieren.
Welche Frage sollte sich eine Gründerin bzw. ein Gründer mindestens einmal gestellt haben?
Kann ich meine Idee meiner Oma in einem Satz erklären?
Mit welchen drei Worten würdest Du dich selbst beschreiben?
Strukturiert, offen, zielstrebig.