Du musst nach einem Unfall einen Anwalt einschalten und willst dabei kein Geld verlieren? Dann sind die Unfallanwälte.de die richtige Anlaufstelle für dich. Die neue Onlineplattform hilft Geschädigten bei der Abwicklung ihres Verkehrsunfalls snell und kostenfrei. Wie dies im speziellen Fall funktioniert, erklärt uns Mitgründer Tim Platner im Gründerinterview.
Hallo Tim, kurz und knapp: Pitche Deine Geschäftsidee?
Wir ermöglichen Geschädigten auf Unfallanwälte.de ihren Verkehrsunfall bequem online oder telefonisch einem unabhängigen Unfallanwalt zu melden. Wir übernehmen nach Prüfung des Falles die Anwaltskosten, die wir durch Lizenzeinnahmen für unsere Kanzleisoftware refinanzieren.
Damit wollen wir Geschädigten ermöglichen, ihre Ansprüche schnell, einfach und mithilfe eines unabhängigen Profis durchzusetzen, ohne Angst vor hohen Anwaltskosten zu haben.
Denn was viele Geschädigte nicht wissen: grundsätzlich muss der Unfallverursacher die Anwaltskosten nach einem Verkehrsunfall tragen. Nur in Fällen von bspw. Mitverschulden würde der Geschädigte auf den Anwaltskosten sitzen bleiben – und dieses Restrisiko übernehmen wir, damit möglichst viele Geschädigte einen spezialisierten Rechtsanwalt nach ihrem Verkehrsunfall einschalten können.
Was genau war der Auslöser für den Start in ein eigenes Business?
Ich habe mehrere Jahre in einer Kanzlei gearbeitet und gemerkt, wie zeitintensiv und nervenaufreibend die Abwicklung eines Verkehrsunfalls für unsere Mandanten war. Manche Mandanten haben sich sogar Urlaub dafür genommen.
Für mich war das der Impuls zu sagen „das muss besser gehen“. Und weil es keine mandantenfreundliche Lösung gab, stand nach intensiver Recherche der Entschluss fest, zu sagen: „dann machen wir es besser!“.
Was macht das Geschäftsmodell einzigartig – was ist der USP?
USP ist die Software, die der Mandant gar nicht sieht, aber welche eine äußerst schnelle Bearbeitung seines Falles sicherstellt. Aber auch die Kommunikation zwischen Anwalt und Mandanten wird so deutlich beschleunigt und der Mandant ist durch die online Akte weitaus besser informiert.
Er kann beispielsweise nach Feierabend auf dem heimischen Sofa den Stand seines Unfalls einsehen und muss nicht hektisch in der Mittagspause versuchen, den Anwalt anzurufen.
Wo siehst Du die Zielgruppe bzw. wer sind die Wunschkunden?
Zielgruppe sind Verkehrsteilnehmer, die nach einem Unfall spezialisierte und unabhängige Hilfe zu schätzen wissen. Unsere Unfallanwälte und wir helfen mit Herzblut und Leidenschaft und wir freuen uns, wenn wir das Leben der Geschädigten – in der ohnehin schwierigen Zeit nach einem Verkehrsunfall – leichter machen können.
Dazu kooperieren wir mit Unternehmen, ganz gleich welcher Unternehmenssparte. Zudem arbeiten wir mit Werkstätten, Gutachtern und Autohäusern zusammen. Aufgrund der beschleunigten Prozesse und der mandantenfreundlichen Abwicklung zählen aber auch Versicherungen, Agenturen und Automotive-Startups zu unseren Kunden und Partnern.
Mit ihnen wollen wir gemeinsam das Schadenmanagement digitalisieren und weiter vereinfachen.
Wie viel Geld wurde bis zum Start investiert und wie lange war die Vorlaufzeit?
Wir haben bis zum Marktstart einen oberen fünfstelligen Betrag investiert, um die Vorlaufzeit von einem knappen Dreivierteljahr zu finanzieren. Inzwischen haben wir ein solides Seed-Funding erzielt.
Wie sieht es mit der Einnahmeseite aus – auf welchen Weg werden Geldrückflüsse erzielt?
Die Einnahmen stammen aus der Bereitstellung unserer Abwicklungssoftware für unsere Unfallanwälte. Für Mandanten übernehmen wir die Anwaltskosten. Auch die Nutzung der Plattform und die gesamten Online Prozesse sind gänzlich kostenfrei. Dies zahlen wir aus den Lizenzeinnahmen für unsere Software.
Welche Werbe- bzw. PR-Aktion hat bis dato für den größten Bekanntheitsschub gesorgt?
Der Berg-Pitch, in dem wir uns vor hunderten Zuschauern bis auf das Treppchen gekämpft haben, war eine tolle Möglichkeit. Interessanterweise ist Instagram für uns eine einfache und effektive Möglichkeit, die eigene Bekanntheit zu steigern.
Aber auch das beharrliche Austeilen tausender Flyer führt zu einer nicht zu unterschätzenden Reichweitensteigerung
Welche Vision verfolgt Du und welche Schlagzeile würdest Du gern mal über das Unternehmen lesen?
Die Vision ist darauf gerichtet, den aus meiner Sicht immer stärker zunehmenden Kürzungstricks der Kfz-Versicherer ein effektives und einfaches Angebot entgegenzusetzen, mit dem Geschädigte ihre Rechte schnell und nachdrücklich durchsetzen können.
Die Kfz-Versicherer kalkulieren bei der Abwicklung des Verkehrsunfalls wirtschaftlich nachvollziehbar: „wir kürzen, soll der Geschädigte doch klagen“. Wenn diese wirtschaftliche Kalkulation aber nicht mehr aufgeht, weil die Rechte tatsächlich jedes Mal außergerichtlich und gerichtlich konsequent durchgesetzt werden, lässt sich diese Regulierungsstrategie nicht mehr aufrecht erhalten.
Das hat dann positive Effekte für sämtliche Unfallgeschädigte in Deutschland. Im gerichtlichen Bereich erfolgt die Kostenübernahme Ende des Jahres.
Auf eine Schlagzeile reduziert: „Unfallanwälte.de macht die Unfallabwicklung in Deutschland gerechter“.
Auf welche 3 Tools/Apps kannst Du bei der täglichen Arbeit keinesfalls verzichten und warum?
Definitiv der Kalender und das E-Mail-Programm, synchronisiert mit Exchange.
Als einziger Mac-User im Team habe ich mich recht lange dagegen gesperrt, aber es geht nicht anders, um Termine effektiv zu koordinieren und die Kommunikation zu steuern. Wir starten gerade erst und mein persönliches Postfach enthält bereits jetzt täglich eine knapp dreistellige Zahl an E-Mails.
Danach unsere Software zum Management der Verkehrsunfälle. Aber auch Microsoft Teams gewinnt für uns zur internen Abstimmung zunehmend an Relevanz.
Was bedeutet für Dich persönlich Erfolg – worauf kommt es wirklich an?
Erfolg bedeutet für mich Gestaltungsfreiheit. Das bedingt einen gewissen Umsatz, wirtschaftlichen Erfolg und eine gewisse Marktmacht, aber nicht als ausschließlichen Faktoren.
Welchen Fehler würdest Du aus der eigenen Erfahrung heraus jungen Gründern ersparen?
Es ist ein Klischee, aber es stimmt: man lernt aus jedem Fehler, spätestens mit zeitlichem Abstand. Deshalb kann ich ehrlich gesagt nicht von Fehlern abraten.
Was ich umgekehrt nur jedem Gründer raten kann: Fokus, Fokus, Fokus. Gründen ist aufregend und interessant, man lernt für das Leben und entwickelt sich persönlich weiter – es ist ein wesentliches Stück Selbstverwirklichung.
Gründen bedeutet aber auch: kein Wochenende, kein Urlaub und keine Freizeit. Eine sieben Tage Woche reicht in der Gründungsphase kaum aus.
Als Team aus Juristen und Informatikern, die aus der Beratungsbranche kommen, waren wir den Workload gewöhnt, das fiel uns nicht so schwer. Und ich kann nur dazu raten, das Gründerteam sehr sorgsam auszuwählen und auf ein ausgewogenes Team zu achten. So kann man Fehler und Herausforderungen weitaus besser bewältigen.
Welche Frage sollte sich eine Gründerin bzw. ein Gründer mindestens einmal gestellt haben?
Warum? Warum gründe ich. Warum mache ich das, was ich mache. Wenn man das „Warum“ ehrlich beantworten kann und die Antwort nicht Geld, Ruhm etc. ist, hat man den Grundstein für eine ausdauernde Motivation gelegt.
Mit welchen drei Worten würdest Du dich selbst beschreiben?
Zielstrebig. Loyal. Konfliktfreudig.