Was gehört in eine Patientenverfügung? Wo soll sie aufbewahrt werden? Solche und weitere Fragen kennt Hendrik Mahncke zur Genüge. In seinem Beruf erlebt er fast täglich, dass keine Patientenverfügung vorliegt, oder diese nicht gleich auffindbar ist. Diese Problematik möchte er nun zusammen mit seinem Geschäftspartner Eduard Hildebrandt über die Plattform patientenverfuegung.digital lösen.
Hendrik, kurz und knapp: Erkläre uns Eure Geschäftsidee?
Vorsorge ist wichtig! Viele Menschen schieben dieses wichtige Thema allerdings gerne „zur Seite“ und kümmern sich nicht darum. Die Gründe dafür sind oft Unwissenheit, die Sorge etwas falsch zu machen oder die Annahme, dass man dafür noch genug Zeit hat – schließlich ist man ja noch jung.
Hier wollen wir mit unserem Angebot eine Brücke bauen: Wir digitalisieren wichtige Vorsorgedokumente. Von der Patientenverfügung bis hin zur Bestattungsverfügung. Die Nutzer können ihre gesamte Vorsorge digital – und von zu Hause aus – bei uns erledigen.
Was genau war der Auslöser für den Start in ein eigenes Business?
Ich arbeite hauptberuflich schon sehr lange im Rettungsdienst. Ich erlebe fast täglich bei der Arbeit, dass z. B. keine Patientenverfügung existiert oder diese in der akuten Notfallsituation nicht auffindbar ist. Meist liegt diese dann bei Freunden oder Familienangehörigen zu Hause.
Oft führt das zu Verzögerungen oder der Einleitung von Maßnahmen, die nicht vom Patienten gewünscht werden. Diese Problematik möchten wir mit unserem digitalen Angebot lösen und wichtige Vorsorgedokumente 24/7 online abrufbar machen.
Was macht das Geschäftsmodell einzigartig – was ist der USP?
Wir haben einen intelligenten und benutzerfreundlichen Assistenten programmiert, der den Nutzer mit ausführlichen und leicht verständlichen Erklärungen Schritt für Schritt von der ersten Frage bis zu unterschriftsreifen Dokumenten führt.
Der Nutzer wird dabei „an die Hand genommen“ und klickt sich „spielerisch“ durch ein Interview. Anhand der Antworten wird ein Fließtext erstellt.
Im Anschluss kann der Nutzer die Dokumente bei uns entweder selbstständig hochladen und hinterlegen, oder er nutzt den Digitalisierungsservice von uns.
Zum Schluss erhält der Nutzer einen Aufkleber mit QR-Code, den er sich z. B. auf die Gesundheitskarte kleben kann. Über den QR-Code lassen sich die Dokumente dann im Notfall von Rettungsdiensten, Notärzten oder Krankenhäusern abrufen.
Wo siehst Du die Zielgruppe bzw. wer sind die Wunschkunden?
Wir beschäftigen uns mit einem sehr emotionalen Thema. Niemand beschäftigt sich gerne mit dem eigenen Tod oder der Frage, was genau mit einem passiert, wenn man nicht mehr selber entscheiden kann.
Deshalb wird diese Art der Vorsorge immer gerne zur Seite geschoben oder erst dann in Angriff genommen, wenn es schon ist zu spät ist oder die ersten gesundheitlichen „Probleme“ bestehen.
Unsere Zielgruppe ist aktuell daher etwas älter, ab 40 aufwärts.
Wir sagen immer: Für Vorsorge ist man nie zu jung! Durch unseren digitalen Ansatz erhoffen wir uns in Zukunft, auch jüngere Menschen für unser Angebot begeistern zu können.
Wie viel Geld wurde bis zum Start investiert und wie lange war die Vorlaufzeit?
Bis zum Start unseres Services haben und mussten wir keine fixe Geldsumme vorab investieren. Das einzige, was wir investiert haben, ist jede Menge Zeit.
Glücklicherweise decken wir in unserem Gründerteam alle notwendigen Kompetenzbereiche ab, sodass wir sehr kostengünstig und flexibel arbeiten können. Bis jetzt sind wir auch rein via Bootstrapping gewachsen und planen das auch in Zukunft zu tun.
Wie sieht es mit der Einnahmeseite aus – auf welchem Weg werden Geldrückflüsse erzielt?
Wir arbeiten mit dem klassischen Abomodell und bieten unseren Nutzern gegen Aufpreis mehr Funktionalität sowie weitere Dokumente an. Der Nutzer kann zwischen drei Angeboten wählen:
- Brieftasche: Kostenlos, umfasst Patientenverfügung und Standardfunktionen
- Dokumentenmappe: 2 Euro im Monat, umfasst alle Dokumente sowie Erinnerungsservice und Rechtsradar
- Dokumentenarchiv: in Kürze verfügbar, umfasst alle Dokumente sowie Funktionen und die amtliche Registrierung mit einem Notfallordner
Welche Werbe- bzw. PR-Aktion hat bis dato für den größten Bekanntheitsschub gesorgt?
Das lässt sich pauschal nicht beantworten, da wir bisher keine großen Werbeaktionen gemacht haben. Wir konnten früh Kooperationspartner finden, die von unserem Konzept überzeugt sind. Dadurch konnten wir schnell ein solides Netzwerk mit einer guten Reichweite aufbauen.
Welche Vision verfolgt Du und welche Schlagzeile würdest Du gern mal über das Unternehmen lesen?
Wir verfolgen die Vision, den vertrauenswürdigsten, zuverlässigsten und besten Service im Bereich der digitalen Vorsorge zu bieten. Hier würden wir in Zukunft auch gerne mit Krankenkassen kooperieren und zusammenarbeiten.
Jeder Mensch soll die Möglichkeit bekommen, sich bei uns ganz einfach entsprechende Vorsorgedokumente erstellen zu können.
Auf welche 3 Tools/Apps kannst Du bei der täglichen Arbeit keinesfalls verzichten und warum?
- Trello: Organisation und Planung von Aufgaben/To-Do’s innerhalb des Teams mit einfacher und gute Übersicht.
- Zoom: In der heutigen Zeit für persönliche Meetings unverzichtbar. Gerade in unserem Bereich sind Gespräche von Face-to-Face wichtig.
- Analytics: Hier nehmen wir die Auswertungen über Besucherbewegungen auf unserer Seite vor. Für die weitere Entwicklung und Beseitigung von Fehlerquellen absolut essenziell.
Was bedeutet für Dich persönlich Erfolg – worauf kommt es wirklich an?
Erfolg heißt für mich nicht, ein dickes Bankkonto zu haben und mit dem Porsche zu Arbeit zu fahren.
Erfolg heißt für mich, bestehende Probleme zu lösen und Menschen mit Ideen zu begeistern. Wenn mich fremde Menschen kontaktieren und sich für die Idee „bedanken“, ist das für mich ein Erfolg.
Welchen Fehler würdest Du aus der eigenen Erfahrung heraus jungen Gründern ersparen?
Zu denken, dass man über Nacht erfolgreich wird. Gerade in der StartUp-Szene wird viel geträumt, vom schnellen Erfolg und vom schnellen Geld.
Was dabei unterschätzt wird: Durchhaltevermögen. Oft wird eine Idee deshalb schnell wieder eingestampft. Hier sollte man wirklich am Ball bleiben. Nur dann kann ein Geschäft auch erfolgreich werden.
Welche Frage sollte sich eine Gründerin bzw. ein Gründer mindestens einmal gestellt haben?
Bevor man gründet, sollte man sich die Frage stellen “Warum mache ich das überhaupt?”. Ganz oft wird etwas schnell gegründet, weil es “cool ist, selbstständig zu sein”. Ganz oft das ist das allerdings weniger cool, da man vor allem in Deutschland mit der Bürokratie kämpfen muss. Hier scheitern viele und geben schnell wieder auf.
Daher sollte man sich vorab auch klar positionieren, sich mit allen Gegebenheiten der Selbständigkeit auseinandersetzen, um für alle „Kämpfe“ gewappnet zu sein.
Mit welchen drei Worten würdest Du dich selbst beschreiben?
Fleißig, zielstrebig und wissbegierig