Wettbewerbe versprechen Unternehmen mehr Aufmerksamkeit in ihrer Zielgruppe. Doch die Konzeption und Durchführung ist in der Regel eine äußerst aufwändige und zeitintensive Angelegenheit. Genau das will Picstagraph jetzt ändern. Mehr dazu im Gründerinterview mit Marc Bopp und Maximilian Schlosser.
Kurz und knapp: Erklärt einmal Eure Geschäftsidee!
Wir sind Marc und Maximilian aus Mainz, beide 26 Jahre alt und die Gründer der Picstagraph GmbH. Picstagraph bietet Unternehmen mit seiner App das erste Tool für digitale Foto- & Videowettbewerbe und schafft damit eine umfassende Plattform für Contest-Marketing.
So können Unternehmen aus diversen Branchen – wie z.B. Gaming, Fashion, Food, Sport, Spiritualität, Handwerk und noch vielen mehr – digitale Foto- und Videowettbewerbe veröffentlichen. Menschen aus der ganzen Welt erhalten somit die Möglichkeit, kostenlos an den Wettbewerben teilzunehmen und machen mit der Veröffentlichung ihrer Aufnahmen automatisch Werbung für das Unternehmen.
Im Vordergrund steht dabei die Interaktion mit den Kund:innen, Fans und Followern der Unternehmen. Bei der Zielgruppe entsteht somit ein WOW-Effekt. Anstatt einseitig auf die nächste 15-sekündige Werbeanzeige zu setzen, beschäftigen sich die Kund:innen freiwillig mit dem Unternehmen und dem Wettbewerb. Dabei werden zahlreiche Möglichkeiten geboten, das Unternehmen bestmöglich in Szene zu setzen und es aus der Masse an unzähligen Wettbewerbern auf dem Markt hervorzuheben.
Was genau war der Auslöser für den Start in ein eigenes Business?
Die Idee für die Gründung von Picstagraph findet ihren Ursprung in der gemeinsamen Vision, die wir seit dem Jahr 2019 teilen: Und zwar, eine Plattform für digitale Foto- und Videowettbewerbe aufzubauen und damit eine neue Art von Werbung bei den größten Unternehmen der Welt zu etablieren.
Zum vertiefenden Verständnis aber noch einmal kurz die Hintergrundgeschichte: Anfang 2019 wollten wir während unserer Semesterferien zusammen eine Reise in die USA planen. Das Besondere daran: Wir wollten weder etwas für das Hotel, noch für die Autos bezahlen. Also wurden wir kreativ.
Ich (Max) hatte zu diesem Zeitpunkt „Medienmanagement“ studiert und bin zudem gelernter Kameramann und Fotograf. Marc studierte berufsbegleitend „International Management“ mit dem Schwerpunkt Wirtschaftspsychologie.
Um die Reise wie gewünscht zu verwirklichen, haben wir eine Hotelkette sowie einen Automobilhersteller angeschrieben. Beide sollten Sponsor für die Tour werden. Wir wollten das Hotel und die Autos auf der Tour vermarkten und als Gegenleistung beides kostenlos erhalten. Zu unserem eigenen Erstaunen wurden wir rasch zu einem Erstgespräch eingeladen. Zunächst haben wir uns wirklich sehr über die Einladung gefreut und wollten die Reise unbedingt antreten. Doch dann kam alles anders. Aus der Möglichkeit einer Reise entwickelte sich eine Business-Idee.
Marc: „Ich habe mich gefragt, wie es sein kann, dass wir eine Einladung erhalten, wobei es womöglich viele weitere Influencer:innen und Fotograf:innen gegeben hätte, die den Job mindestens genauso gut wie wir hätten ausüben können. Dabei ist mir aufgefallen, dass es weltweit derzeit keine einzige Plattform gibt, auf der Unternehmen Preise ausschreiben und auf die sich anschließend Nutzer:innen bewerben können. Damit war die Grundidee für Picstagraph geboren.“
Was macht das Geschäftsmodell einzigartig – was ist der USP?
Die Marktlücke ist folgende: Es gibt einfach weltweit bislang noch keine Marketing-Plattform für Contests, also eine Plattform, auf der Unternehmen Preise ausschreiben und auf die sich anschließend User bewerben können.
Die Vorteile von Wettbewerben liegen klar auf der Hand: Jeder Mensch wird am Tag mit tausenden von Werbebotschaften konfrontiert. Um in der Masse aufzufallen, platzieren Werbetreibende immer mehr Werbung. Doch das ist nicht zwangsläufig die richtige Lösung. Es braucht neue Modelle und Herangehensweisen, um die Aufmerksamkeit der Zielgruppe zu bekommen.
Und genau hier wollen wir mit unserer Lösung ansetzen. Einige Konzerne haben „Contest-Marketing“ bereits in der Vergangenheit für sich entdeckt. Es gestaltet sich jedoch bisher als kosten- und zeitintensiv, alle Aspekte bei der Erstellung mit einzubeziehen, sodass sich viele Unternehmen bisher nicht mit Wettbewerben auseinandergesetzt haben.
Die Wettbewerbe auf Picstagraph sind standardisiert, skalierbar und können durch ein Formular innerhalb weniger Minuten fertig erstellt und veröffentlicht werden. Picstagraph vereint anschließend alle Wettbewerbe und Aufnahmen der Teilnehmenden in einer neuartigen Plattform.
Das Ergebnis: Eine öffentliche „Bühne“ (so nennen wir den Bereich, in dem die Aufnahmen der Teilnehmenden erscheinen) voller einzigartigem Content. Um ins Finale einzuziehen und anschließend den Wettbewerb zu gewinnen, müssen die Teilnehmenden „Votes“ der Zuschauenden erhalten.
Auf den Gewinner beziehungsweise die Gewinnerin wartet der Hauptpreis. Das kann von Geld bis hin zu Produkten und einzigartigen Erlebnissen reichen. Jede Woche launcht ein Unternehmen, Fotograf:in, Influencer oder gemeinnützige Organisationen einen neuen Wettbewerb für die Community und die eigenen Zielgruppen.
Um es nochmal zusammenzufassen:
Im Vordergrund steht bei Picstagraph die Interaktion zwischen Unternehmen und deren Kund:innen, Fans und Followern. Anstatt also einseitig auf die nächste 15-sekündige Werbeanzeige zu setzen, beschäftigt sich der:die Kund:in freiwillig mit dem Unternehmen und dem Wettbewerb. Dabei werden zahlreiche Möglichkeiten geboten, das Unternehmen bestmöglich in Szene zu setzen und es aus der Masse an unzähligen Wettbewerbern auf dem Markt hervorzuheben.
Wo seht Ihr die Zielgruppe bzw. wer sind die Wunschkunden?
Unsere Zielgruppe sind zum einen mittelständige und große Unternehmen. Wir bieten diesen eine einzigartige Möglichkeit, mit ihren Kundinnen und Kunden in spielerischer Weise zu interagieren – flexibel, dynamisch und bildstark.
Die Unternehmen bringen sich über die Bild- und Video-Kreationen der Nutzer:innen ins Gespräch und können mit jedem Contest zusätzlich die Rechte an erstklassigem, authentischen User-Generated-Content für die eigene Marketing-Kampagne erwerben.
Zum anderen wollen wir über die App auch foto- und videobegeisterte Nutzer:innen erreichen, die Spaß daran haben, ihre besten Momente zu teilen, um somit eine Community aufzubauen, die sich genau für diese Wettbewerbe interessiert.
Wie viel Geld wurde bis zum Start investiert und wie lange war die Vorlaufzeit?
Es wurden 250.000 Euro auf zwei Jahre investiert.
Wie sieht es mit der Einnahmeseite aus – auf welchem Weg werden Geldrückflüsse erzielt?
Einnahmen werden durch den Verkauf von Wettbewerben erzielt sowie durch das Vermarktungskonzept.
Welche Werbe- bzw. PR-Aktion hat bis dato für den größten Bekanntheitsschub gesorgt?
Bis dato Influencer Marketing und AppStore-Marketing.
Welche Vision verfolgt Ihr und welche Schlagzeile würdet Ihr gerne mal über das Unternehmen lesen?
Picstagraph soll das Fundament einer weltweit agierenden Marketing Agentur mit eigener Plattform darstellen. Ein wahres Unikat also.
Die Schlagzeile, die wir gerne einmal über das Unternehmen lesen würden, wäre: “Picstagraph knackt die 1 Million Nutzer:innen”.
Auf welche 3 Tools/Apps könnt Ihr bei der täglichen Arbeit keinesfalls verzichten und warum?
- Unsere eigene Plattform: Um Fortschritte zu verfolgen und Optimierungsbedarf festzustellen
- Skype: Für die interne und externe Kommunikation (z. B. mit Kund:innen wie auch mit dem Programmierteam in Indien)
- Asana: Für die tägliche Planung, Organisation und das Projektmanagement
Was bedeutet für Euch persönlich Erfolg – worauf kommt es wirklich an?
- Wenn ein Unternehmen einen Mehrwert aus unserem Produkt zieht und wir merken, dass unser Produkt bei der Zielgruppe gut ankommt.
- Es sind aber auch die kleinen Dinge: Zuspruch, was das Produkt angeht, vor allem von Branchenexperten.
- Worauf kommt es an? – Niemals aufhören, deine Vision zu verfolgen; zielstrebig und ehrgeizig sein und dann an den richtigen Stellen den Zuspruch bekommen von Expert:innen der jeweiligen Unternehmen, gerade wenn du immer wieder kurz vorm Scheitern warst und trotzdem wieder aufgestanden bist
Welchen Fehler würdet Ihr aus der eigenen Erfahrung heraus jungen Gründern ersparen?
Das Schlimmste, was du machen kannst, ist mit zu viel Enthusiasmus in die falsche Richtung zu laufen und ins Blinde rein zu arbeiten, ohne eine wirkliche Ahnung von dem zu haben, was du eigentlich tust. Leitsatz hier: “Do not only work hard, but do also work smart”.
Nicht im stillen Kämmerlein sitzen, sondern von Anfang an austauschen und kommunizieren, um Feedback zur eigenen Idee zu haben, anstatt sich damit zu verbarrikadieren.
Wenn wir schon dabei sind, würden wir diese Frage gerne noch erweitern in “Welche Tipps würdet ihr jungen Gründer:innen mit auf den Weg geben?”, denn diese beinhalten die Fehler, die wir gemacht haben. Die würden wir jetzt in Empfehlungen umwandeln und an junge Gründer:innen weitergeben, um diese vor den Fehlern zu bewahren. Es sind drei:
- Von Anfang an die richtigen Mentor:innen finden:
- Das richtige Mindest aufbauen, d. h. die richtigen Menschen mit den richtigen Tipps finden,
- Expert:innenwissen akquirieren,
- das richtige Team zusammenstellen,
- und – ganz wichtig – genügend Zeit in all diese Dinge investieren und sich diese Zeit auch bewusst zu geben! Man wird es sich im Nachhinein selbst danken!
- Minimalismus:
- Niemals zu viel und zu groß planen von Anfang an, lieber dem Motto folgen: „Think big, but begin small“!
- Geht alles alles “step-by-step” an. Starte mit einem Minimal Version Produkt.
- Test-Feedback-Prinzip: Tausche dich mit deiner Zielgruppe aus und kommunizieren von Anfang an
- Zeige Durchhaltevermögen:
- Aufgeben ist keine Option. Immer dann, wenn man glaubt, es geht nichts mehr, kommt die Lösung „um die Ecke“ und plötzlich läuft alles von allein.
Welche Frage sollte sich eine Gründerin bzw. ein Gründer mindestens einmal gestellt haben?
Habe ich wirklich Ahnung von dem, was ich da tue?
Mit welchen drei Worten würdet Ihr Euch selbst beschreiben?
- kreativ
- kommunikativ
- ehrgeizig