SugarShape ist ein junges Unternehmen aus Stelle bei Hamburg, das sich auf elegante Dessous mit Sex-Appeal für Frauen mit großer Oberweite und schmalem Körper spezialisiert hat.
Ein äußerst kreativer Nischen- bzw. Special-Interest-Ansatz, der erst letzte Woche einen neuen Finanzierungsrekord bei der Crowdfunding-Plattform Seedmatch erzielen konnte.
Sabrina Schönborn – eine der beiden Gründerinnen – im spannenden Interview mit MeinStartUp.com:
Frau Schönborn, etwas unwissend gefragt, ist die von Ihnen anvisierte Zielgruppe so groß?
Unsere Dessous passen mehr Frauen, als Sie denken. Nur weil eine Frau eine hohe Cupgröße benötigt, muss sie noch lange keine Riesenoberweite haben, gerade wenn sie eher schlank ist. Denn die Cupgröße bestimmt nur die Diskrepanz zwischen Busen und Brustkorb.
Außerdem tragen mehr als 80 % aller Frauen die falsche BH-Größe. Oft sitzt das Unterbrustband zu locker oder die Körbchen sind zu klein, weil BHs mit kleinen Unterbrustweiten noch immer Mangelware sind. Dann kann die Brust nicht optimal gestützt werden und das kann neben der optischen Beeinträchtigung auch zu Brustverformungen und gesundheitlichen Schäden führen.
27 % aller Frauen tragen Körbchengröße D und höher. Gerade der Brustumfang von jungen, schlankeren Frauen hat in den letzten Jahren aus verschiedenen Gründen deutlich zugenommen. Doch bislang wird diese Zielgruppe von der Wäsche-Branche weitgehend ignoriert. Wenn sie überhaupt BHs in einer passenden Größe finden, sind diese optisch oft ein Graus. Das wollen wir ändern.
Toll Ihre Idee, etwa über den eigenen Blog die (potenziellen) Kunden über die Details der zukünftigen Produktpalette mitentscheiden zu lassen. Welche Erfahrungen konnten Sie bislang mit diesem Co-Creation-Ansatz sammeln?
Wir sind schlichtweg überwältigt von der Resonanz unserer Kundinnen. Gerade haben wir beispielsweise auf unserem Blog und Facebook gefragt, welche Bra Charms sich unsere Kundinnen in Zukunft wünschen.
Bra Charms – eine von uns entwickelte Produktneuheit – sind austauschbare Anhänger, die am Mittelsteg unserer BHs befestigt werden können. Nach wenigen Tagen hatten wir 250 tolle Ideen von Kundinnen und Kunden (!). Denn wir binden auch die Männer in unsere Produktentwicklung ein. Bald wird es einen „Men’s Choice“-BH geben!
In wieweit stellt Sie diese Möglichkeit manchmal auch vor Schwierigkeiten, etwa wenn sich Ihre Kundinnen etwas wünschen von dem Sie wissen, dass es zum üblichen Marktpreis nicht produziert werden kann?
Wir wollen der Fantasie unserer Kundinnen bewusst freien Lauf lassen und nehmen jede Idee ernst, auch wenn sie noch so exotisch erscheint. Durch meinen Background in der Markt- und Medienforschung weiß ich: Im Brainstorming mit der Zielgruppe ergeben sich die besten Innovationen!
Im zweiten Schritt klären wir mit unseren Textilexperten und Produktionspartnern, was technisch möglich ist. Und lassen dann unsere Kundinnen entscheiden – das geht bei uns ganz demokratisch zu. Bislang stoßen wir da auf sehr viel Verständnis.
SugarShape hat sich als das erste GründerINNEN-Team bei Seedmatch in einer Rekordzeit von weniger als vier Stunden finanziert. Gratulation! Wie kam es zu dieser Finanzierungsform?
Wir sind total überwältigt von dem Ergebnis! Wir hatten mehrere Investitionsangebote vorliegen und haben uns bewusst für das Crowdinvesting mit Seedmatch entschieden.
Da Crowdsourcing bei uns schon in der Produktentwicklung eine große Rolle spielt, fanden wir die Idee, die „Crowd“ auch finanziell an unserem Startup zu beteiligen, sehr reizvoll. So hoffen wir auch, viele neue Markenbotschafter(innen) für SugarShape gewinnen zu können.
Welche Geschäftsbereiche wollen Sie mit dem Wagniskapital weiter ausbauen?
Das Kapital aus dem Crowdfunding wollen wir nutzen, um unser Sortiment zu erweitern, unsere Markenbekanntheit zu steigern und Neukundinnen zu werben. Auch ein Teil unserer Personalkosten für das erste Geschäftsjahr soll davon gedeckt werden.
Wie kam die Zusammenarbeit mit Seedmatch zustande, und wie sehr passt deren Konzept zu Ihrem StartUp?
Anlässlich der Prämierung unserer Geschäftsidee bei der letzten Seedlounge in Hamburg haben wir auf Venture TV ein Video-Interview gegeben, auf das Seedmatch aufmerksam geworden ist und uns dann kontaktiert hat.
Als B2C-Marke mit einem attraktiven Themenmix eignet sich SugarShape hervorragend für Mund-zu-Mund-Propaganda. Die meisten unserer Leads kommen durch persönliche Empfehlungen oder über Social Media Auftritte zustande. Dank Seedmatch haben wir jetzt nicht nur zusätzliche Aufmerksamkeit in den Medien erhalten, sondern auch 179 neue Teammitglieder gewinnen können, die alle ein Interesse daran haben, dass SugarShape wächst und gedeiht.
Auch die Rekordzeit, in der die Fundingsumme erreicht wurde, bestätigt, dass SugarShape und Seedmatch hervorragend zusammen passen.
Ihr Unternehmen sitzt im beschaulichen Stelle/Niedersachsen, während andere Mode-Gründer von Berlin, Hamburg oder München aus operieren. Sehen Sie dies eher als Nachteil an?
Stelle hat den Vorteil, dass wir hier von sehr günstigen Mieten und hohen staatlichen Zuschüssen profitieren können. Gerade in der Gründungsphase versucht man ja die Fixkosten so gering wie möglich zu halten.
Außerdem verfügt Stelle über eine sehr gute Verkehrsanbindung und liegt nur eine halbe Stunde von der Hamburger Innenstadt entfernt. Wir halten öfters Meetings in Hamburg ab und buchen dafür bei Bedarf einen Konferenzraum in einem zentralen Coworking Space. Zudem sind wir von Stelle aus auch schnell in Lüneburg, wo wir eng mit der Leuphana Universität zusammenarbeiten.
Momentan ist es also der perfekte Standort für uns. Wir schließen aber nicht aus, ihn später einmal nach Hamburg zu verlegen.
Ein paar Worte zu Ihnen und Ihrem Werdegang?
Laura sammelte vor und neben ihrem Studium der Germanistik und Kulturwissenschaften erste Berufserfahrungen bei verschiedenen Web-Startups in den Bereichen Community Management, Social Media, Online-Marketing und Sales.
Sabrina ist Diplom-Wirtschaftspsychologin und war sowohl für große Konzerne wie Hubert Burda Media und Tchibo als auch kleinere Startups in den Bereichen Markt- und Medienforschung, Marketing, Events, Customer Relationship Management sowie Medien- und Markenkooperationen tätig, zuletzt als selbstständige Beraterin.
Außerdem gründete sie das Benefizprojekt Aktion Lebensretter, das Slumkindern in Neu-Delhi hilft.
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