Deutsches Bier ist in aller Welt begehrt und beliebt. Diesen Umstand macht sich auch die St. ERHARD GmbH aus Bamberg zu Nutze. Eine heimische Biermarke für Indien und den ganzen asiatischen Raum? Gründer und CEO Christian Klemenz verrät uns mehr über diese außergewöhnliche und äußerst clevere Idee:
Herr Klemenz, ein Bier-Startup, das sein fränkisches Bier hauptsächlich nach Asien exportiert. Wie kommt man auf ein solches doch recht außergewöhnliches Geschäftskonzept?
Ich bin in Oberfranken, der Region mit der höchsten Brauereidichte der Welt, aufgewachsen und habe daher die Liebe zum Bier quasi schon mit der Muttermilch aufgesogen. Als ich dann während meines BWL-Studiums für ein Auslandssemester in Indien war und die große Nachfrage nach deutschem Bier bei gleichzeitigem Mangel im Markt gesehen habe, war die Idee naheliegend – eine deutsche Biermarke für Indien und den ganzen asiatischen Raum zu kreieren.
Stellt St. ERHARD sein Bier selbst her, oder handelt es sich um Labeling-Produkte? Richtet sich der Geschmack speziell nach den Bedürfnissen der ausländischen Kunden, oder handelt es sich um eine typisch heimische Biersorte?
Wir haben gemeinsam mit einer Brauerei bei Bamberg ein süffiges Kellerbier entwickelt, welches dem asiatischen Gaumen sehr entgegenkommt. Kellerbier ist eher malzbetont, weniger bitter und hat in der Regel auch einen niedrigeren Kohlensäuregehalt. St. ERHARD ist aber trotzdem ein absolut authentisches Produkt. Kellerbier ist typisch für unsere Region Franken und wir verkaufen das gleiche Bier das wir exportieren mittlerweile auch in Deutschland.
Wie gelang es Ihnen, sich neben den großen Marken auf dem Markt einen Namen zu machen? Ist es in Asien in diesem Zusammenhang von Vorteil, dass die dortigen Verbraucher die einzelnen Marken nicht unbedingt voneinander unterscheiden können? In Deutschland hätte es eine neue Brauerei sicherlich schwerer?
Für den indischen Markt ist zu sagen, dass wir mit St. ERHARD die erste und einzige deutsche Biermarke sind, die dort wirklich aktiv an einem Markenaufbau arbeitet. Der indische Biermarkt ist noch sehr jung und steht ganz am Anfang. Wir sind zum Beispiel die ersten die dort den Konsumenten etwas vom deutschen Reinheitsgebot erzählen. Das Wissen über Bier ist sehr begrenzt und es herrscht kaum Markenbekanntheit. Wir wollen daher, dass St. ERHARD die erste Erfahrung ist die unsere Konsumenten mit deutschem Bier machen und uns als Marke synonymhaft für deutsches Bier positionieren.
Ihre Facebook-Seite hat bereits zahlreiche Fans, hauptsächlich aus dem asiatischen Raum. Welche Rolle spielen die sozialen Netzwerke bei Ihrer Marketingstrategie?
Social Media spielt für unser Marketing eine ganz entscheidende Rolle, aus vielerlei Gründen. Bier ist nicht nur in Deutschland ein sehr emotionales Produkt. Wir wollen nahe an unseren Kunden dran sein und suchen auch ganz bewusst den direkten Austausch. Plattformen wie Facebook ermöglichen uns die direkte Interaktion mit unserer Zielgruppe und so schaffen wir uns echte „brand ambassadors“.
Die Internetseite von St. ERHARD ist komplett englischsprachig. Kommt der deutsche Markt für Sie als Absatzregion gar nicht in Frage? Und warum?
Unsere Website wird gerade überarbeitet und wird dann neben Englisch auch auf Deutsch und Chinesisch verfügbar sein. Wir hatten aber in der Tat zu Beginn den deutschen Markt überhaupt nicht im Sinn und haben uns ausschließlich auf den Export konzentriert. Als dann aber die Nachfrage aus Deutschland immer größer wurde, haben wir uns auch dazu entschieden in Deutschland zu vertreiben und das mittlerweile auch sehr erfolgreich.
Unsere Vision bleibt jedoch weiterhin mit St. ERHARD eine deutsche Flaggschiffmarke im Ausland aufzubauen. Deutsches Bier hat weltweit eine ausgezeichnete Reputation, wird aber oft nur schlecht oder gar nicht würdig vertreten. Das wollen wir ändern.
Wie sieht die weitere Strategie von St. ERHARD aus, können Sie unseren Lesern ein wenig darüber verraten? Wird es bei einem eng fokussierten Produkt bleiben, oder wollen Sie den Weg der Diversifizierung gehen?
Bis jetzt haben wir mit unserem St. ERHARD Kellerbier nur eine Biersorte im Programm, weitere Sorten sind aber bereits in Planung und wir werden unser Portfolio sicherlich noch erweitern. Die deutsche Bierkultur lebt natürlich auch ganz stark von ihrer Vielfalt und auch diese Vielfalt wollen wir besser repräsentieren. Unser St. ERHARD Kellerbier bleibt jedoch unser Flaggschiffprodukt und wir wollen damit eine globale Marke aufbauen. Es ist einfach nicht zu verstehen, warum sich unter den zehn größten Biermarken der Welt keine deutsche Marke befindet.
Sind Sie noch auf der Suche nach Vertriebspartnern, eventuell in weiteren Zielregionen der Welt? Wer darf sich melden?
Jederzeit gerne. Wir sind weltweit immer auf der Suche nach guten Vertriebspartnern und freuen uns über jede ernst gemeinte Anfrage, auch innerhalb Deutschlands. Einfach über das Kontaktformular unserer Website Kontakt aufnehmen.
Ein paar Worte zu dem Team hinter St. ERHARD?
Neben unserem indischen Partner Vikanshu Bhargava, den ich damals noch an der Uni in Indien kennengelernt habe, habe ich mir noch zwei deutsche Kommilitonen, Vincent Osterloh und Thies Dibbern, mit ins Boot geholt mit denen wir dann im Juni 2011 gemeinsam die GmbH mit Sitz in Bamberg gegründet haben.