Toll gestaltet, eine klare Zielgruppe, wertvolle Inhalte, das alles vereint fembike, das wohl erste (Online) Magazin von einer motorradbegeisterten Frau für eben solche.
Wir sprachen mit der Gründerin Frauke Tietz aus Karlsruhe über ihr Projekt, aber auch über die Chancen solcher Nischenportale im Internet:
Wie sind Sie auf die Geschäftsidee gekommen, ein Internetportal für motorradbegeisterte Frauen an den Start zu bringen?
Die Idee zu fembike hatte ich bereits vor einigen Jahren. Ich war Marketingleiterin in einer Softwarefirma und wollte mich beruflich verändern. Auf der Suche nach Inhalten, mit denen ich mich identifizieren kann, kam mir der Gedanke, mein Hobby zum Beruf zu machen.
Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie es sich anfühlt, in Werkstätten nicht ernst genommen zu werden oder beim Kauf von Bekleidung schief angeschaut zu werden, wenn das dritte und damit letzte Hosenmodell immer noch nicht passt.
Zugegeben, hat sich hier in den letzten Jahren einiges getan. Und seit ich mit fembike unterwegs bin, habe ich das Gefühl, überall sprießen plötzlich Angebote für Bikerinnen aus dem Boden.
Diese Entwicklung bestärkt mich, denn sie zeigt, dass Frauen jetzt tatsächlich eine Zielgruppe in der Motorradszene geworden sind. Und da es noch keinen Marketing- und Kommunikationskanal für diese Zielgruppe gibt, biete ich diesen für Hersteller und Dienstleister aus der Branche an.
Mit Fragen wie „Welches Motorrad passt zu mir in Bezug auf Größe, Schwere und Design? Wo gibt es Motorradbekleidung, die Frauen tragen können und welche Kriterien muss diese erfüllen?“ bieten Sie maßgeschneiderte Inhalte exakt für ihre weibliche Leserschaft. Wie kommt das Konzept an?
Ich war auf mehreren Messen in ganz Deutschland und habe fembike präsentiert. Die Resonanz war sehr ermutigend. Viele Frauen, mit denen ich gesprochen habe, fanden die Idee gut und haben auch sofort den Newsletter abonniert.
Auch die Zugriffszahlen auf die Seite sind sehr gut. Ich bekomme auch Mails von Leserinnen mit eigenen Ideen und Lob.
Die anderen Branchenteilnehmer sind leider noch etwas zurückhaltend. Sie warten erst ab, wie sich fembike entwickelt, bevor sie investieren wollen. Das macht es für mich natürlich schwierig. Denn alles aus eigener Kraft zu stemmen, auch finanziell, ist eine große Herausforderung.
Zumindest von außen betrachtet wird der Motorradsport oft noch als „Männerdomäne“ wahrgenommen. Wie reagieren die „harten Biker“ auf Ihr Konzept?
Das Thema polarisiert natürlich – bei beiden Geschlechtern übrigens. Im Vorfeld habe ich dazu in Foren recherchiert und sehr kontroverse Kommentare erhalten.
Die extremste Aussage bisher war „So etwas braucht meine Frau nicht“. Zum Glück sind nicht alle Männer so übergreifend und engstirnig. Diejenigen, die das Konzept verstanden haben, finden es auch gut. Denn fembike nimmt ihnen ja nichts weg. Im Gegenteil. Ich sehe es als Ergänzung zum bestehenden Angebot und als Motivator z.B. für Frauen, die einen Führerschein haben, sich aber nicht trauen selber zu fahren.
Das ist bei vielen Pärchen der Fall. Vor diesem Hintergrund gab es auf den Messen auch Kommentare wie „Oh toll, das muss ich unbedingt meiner Frau zeigen, damit sie endlich wieder fährt“ .
Eigentlich ist Ihre Idee der zielgruppengerechten Ansprache sehr einfach und doch genial. Ist Ihrer Meinung nach hierzulande noch mehr Platz für speziell auf Frauen zugeschnittene redaktionelle Angebote, abseits der eher klischeehaften „Bild der Frau“ & Co.?
Davon bin ich überzeugt. Allerdings ist der reine redaktionelle Teil „zu wenig“. Gerade das Internet lebt von Interaktivität. Deswegen funktionieren Social Networks ja auch so gut. So müssen auch redaktionelle Angebote Anreize schaffen, die über das reine Konsumieren von Inhalten hinaus gehen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist Authentizität. Ich könnte fembike nicht betreiben, wenn ich nicht selber Motorradfahren würde. Und natürlich ist das ein Kommunikationsthema. Denn die tollsten Beiträge nützen nichts, wenn niemand von der Existenz der Seite weiß. Vor allem, wenn man mit seinem Angebot Geld verdienen möchte …
Was sind Ihre weiteren Ziele mit fembike, und welche zusätzlichen Projekte planen Sie eventuell?
Das übergeordnete Ziel ist die Nummer 1 bei allen Fragen zum Thema „Frau und Motorrad“ zu werden. Wenn Hersteller auf mich zu kommen und mich um eine Expertise bitten, habe ich mein Ziel erreicht. Dann kann ich wirklich etwas bewegen.
Ich möchte Sponsoren für fembike gewinnen, um auch auf finanzieller Seite mehr Sicherheit zu bekommen. Konkret möchte ich ein Forum anschließen, damit Frauen miteinander in Kontakt treten können. Hier ist auch eine Partnerschaft mit einem bestehenden Forumsbetreiber denkbar.
Abgesehen von weiteren Unterzielen, wie die Erhöhung der Sichtbarkeit etc. möchte ich natürlich in absehbarer Zeit kostendeckend sein und meinen Lebensunterhalt mit der Seite bestreiten.
Ein paar Worte zu Frauke Tietz?
Ich bin Jahrgang 1972 und lebe und arbeite in Karlsruhe. Nach dem Touristikstudium in Worms, das ich 2002 mit dem Diplom abschloss, arbeitete ich zunächst als Marketingassistentin in einem Softwareunternehmen. Später übernahm ich die Leitung der Abteilung und wurde Mitglied im Management Board.
2009 nahm ich die Chance für einen Neuanfang wahr und gründete im September 2010 mein Unternehmen. Natürlich bin ich selber leidenschaftliche Motorradfahrerin. Um fit zu bleiben gehe ich joggen. Und damit Körper, Geist und Seele in Einklang bleiben übe ich mich in Tai Ji.
Wir bedanken uns für dieses wirklich sehr interessante Interview!