Das Siegener Unternehmen ensun (www.ensun.io) hat eine B2B-Suchmaschine zur Identifizierung weltweiter Technologieanbieter gegründet. Es bietet Unternehmen die Möglichkeit die Recherche nach potenziellen Entwicklungspartnern und Lieferanten effizienter und transparenter zu gestalten. Mit diesem Angebot will es klassische Marktplatzmodelle disputieren. Mehr dazu von den Gründerbrüdern Benjamin & Christopher Hill.
Christopher, kurz und knapp: Pitche Eure Geschäftsidee?
Jeder von uns nutzt Metasuchmaschinen wie Trivago, Idealo oder Google. Kurz gesagt: Stell dir exakt so eine Suchplattform für die Identifizierung von weltweiten Lieferanten und Technologieanbietern vor.
Wir wollen die Recherche für den Anwendungsfall der Unternehmenssuche deutlich vereinfachen und durch den Einsatz neuer Technologien komplett automatisieren. Hierfür analysieren wir öffentliche Unternehmensdaten mit Hilfe textbasierter Algorithmen und strukturieren diese in eine Art B2B Marktplatz.
Wir wollen weltweite Transparenz schaffen und dabei die Struktur und Genauigkeit der Daten nicht verlieren.
Was genau war der Auslöser für den Start in ein eigenes Business?
Ehrlicherweise sind wir bereits als Kinder schon früh mit Gründungen in Berührung gekommen. Unser Vater hat uns das ein wenig in die Wiege gelegt.
Als wir während unseres Studiums bemerkten, dass die Lieferantensuche, insbesondere bei technologischen Themen, weitestgehend über Google stattfindet und alternative Lösungen nicht erschwinglich sind, haben wir beschlossen, ensun zu gründen.
Wir wollen den Markt mit einem einzigartigen Ansatz revolutionieren.
Was macht das Geschäftsmodell einzigartig – was ist der USP?
Wir verwenden Webcrawler und textbasierte Algorithmen, um unternehmensrelevante Daten aus dem Internet zu sammeln und zu klassifizieren. Dies ermöglicht uns eine Google-ähnliche Suche, welche auf die gleiche Datenqualität wie gestandene Marktplatzmodelle zurückgreift.
Anders als bei alternativen Anbietern ist diese bei uns allerdings kostenfrei. Dadurch können wir eine viel größere Nutzerbasis ansprechen.
Wo siehst Du die Zielgruppe bzw. wer sind die Wunschkunden?
Grundsätzlich wollen wir jeden Akteur im Unternehmen ansprechen, der aktiv nach Unternehmen sucht. Dies kann sowohl der Entwicklungsingenieur sein, der gerade einen neuen Entwicklungspartner benötigt, als auch der Einkauf, der auf der Suche nach neuen Lieferanten ist.
Letztendlich sind die Anwendungsbereiche jedoch noch deutlich größer. Auch für den Vertrieb, das Marketing oder die Innovationsabteilungen der Unternehmen ist unsere Lösung relevant. Wir gehen hier einen ganzheitlichen Ansatz.
Wie viel Geld wurde bis zum Start investiert und wie lange war die Vorlaufzeit?
Wir haben eine 6-stellige Pre-Seed Finanzierung zum Start erhalten und sind mittlerweile bereits bei der erfolgreich abgeschlossenen Series A Finanzierung angekommen.
Natürlich hat auch hier viel Planung und Arbeit dahintergesteckt. Wir haben aber ein super Partner- und Unterstützernetzwerk hinter uns, welches die vergangenen Finanzierungsrunden recht schnell umsetzen ließ.
Wie sieht es mit der Einnahmeseite aus – auf welchem Weg werden Geldrückflüsse erzielt?
Grundsätzlich verdienen wir über zwei Wege Geld: Zum einen bieten wir erweiterte Suchfunktionen auf Basis individueller Crawling-Aufträge an.
Zum anderen finanzieren wir uns über Marketingbudgets, die Unternehmen zu einer verbesserten Platzierung in unserer Suchmaschine verhelfen. Letzteres ist seit 2024 implementiert.
Welche Werbe- bzw. PR-Aktion hat bis dato für den größten Bekanntheitsschub gesorgt?
LinkedIn und Google bieten für uns die beiden wichtigsten Kanäle in unserem Marketing-Mix ab. Hier haben wir in der Vergangenheit viel ausprobiert und sind mittlerweile mit beiden Kanälen gut vertraut.
Insbesondere LinkedIn hat uns sehr geholfen, schnell an unsere Traumkunden zu kommen, sowohl mit bezahlten als auch kostenfreien Nutzungsvarianten.
Welche Vision verfolgst Du und welche Schlagzeile würdest Du gerne mal über das Unternehmen lesen?
Wenn irgendwann in der Zeitung steht: „Jede zweite Lieferantenbeziehung entsteht durch ensun…“ wäre ich glücklich.
Spaß beiseite: Wir haben ein klares Ziel. Wir wollen die größte Lieferanten-Suchmaschine weltweit werden und einen Großteil der Google-Suchen in unser System kanalisieren. Hier liegt aber noch einiges an Arbeit vor uns.
Auf welche drei Tools/Apps kannst Du bei der täglichen Arbeit keinesfalls verzichten und warum?
Das ist einfach: Für mich sind sowohl LinkedIn, Sistrix und Microsoft Teams unverzichtbar.
Mit LinkedIn bin ich am stärksten in der Akquise, mit Teams pflege ich den Kundenkontakt, und mit Sistrix arbeite ich an unserem Marketingkonzept. Damit kann man sich meinen Arbeitsalltag auch bereits sehr gut vorstellen. Alle genannten Dinge sind unverzichtbar für unser Business.
Was bedeutet für Dich persönlich Erfolg – worauf kommt es wirklich an?
Erfolg hat für mich ehrlicherweise weniger mit Umsatz oder Gewinn zu tun. Vielmehr geht es mir darum, Dinge zu tun, die mir Spaß machen und einen Mehrwert für die Welt bieten.
Ich weiß, das klingt 08/15, aber es ist tatsächlich so. Für mich sind wir erfolgreich, wenn wir vielen Menschen viel Zeit in der Recherche ersparen können und dabei an weiteren Themen arbeiten dürfen, die uns täglich inspirieren und neues Wissen verleihen.
Ich möchte mich immerhin auch als Mensch stetig weiterentwickeln.
Welchen Fehler würdest Du aus eigener Erfahrung heraus jungen Gründern ersparen?
Der Fehler ist vermutlich nicht für jeden relevant. Allerdings würde ich jedem Gründer empfehlen, sein Team weitestgehend an einem Standort zu haben.
Als wir unsere Mitarbeiter auf zwei Standorte verteilen wollten (inklusive Home-Office-Regelungen), ist die Kreativität und Motivation bei uns tatsächlich stark gesunken. Wir haben diese Entscheidung binnen 3 Monaten wieder rückgängig gemacht. Das Team und die Leute sind der größte Wert einer Firma.
Welche Frage sollte sich eine Gründerin bzw. ein Gründer mindestens einmal gestellt haben?
Ganz klar: „Bin ich im richtigen Geschäftsmodell?”. Es gibt viele Wege Geld zu verdienen, die Möglichkeiten sind vielfältig.
Man sollte sich immer hinterfragen, ob man womöglich in Richtung Skalierbarkeit, Produkt-Markt-Fit oder Preismodell seine eigene Position im Markt deutlich stärken kann. Das Geschäftsmodell kann ein riesiger USP für ein Start-up sein.
Mit welchen drei Worten würdest Du dich selbst beschreiben?
Lernwillig, kreativ und empathisch. Für mich sind das alles Dinge, die mich stark in meinem Gründersein geprägt haben. Man muss immer an kreativen Lösungen arbeiten, um einen Wettbewerbsvorteil zu finden.
Dies geht aber nur, wenn man bereit ist, stets neue Themen anzugehen und immer dazuzulernen. Die Empathie spielt vor allem im persönlichen Kontakt mit anderen Stakeholdern eine zentrale Rolle. Wenn du authentisch und ehrlich bist, kommst du immer einen Schritt weiter als Gründer.