BARISTA ROYAL – Premiumkaffee & Espresso mit sozialem Mehrwert

Soziale Verantwortung endet im Kaffeehandel meist am Verladehafen. Das Gründerduo Chris Weil und Michael Halbritter (links) will dies mit ihrem Label Barista Royal ändern – durch inklusive Kaffee-Veredelung, die Menschen mit Handicap nicht nur einen interessanten Arbeitsplatz, sondern auch individuelle Entfaltungsmöglichkeiten bietet. Doch mehr dazu im Gründerinterview mit Michael.

Michael, kurz und knapp: Erkläre Eure Geschäftsidee?

Barista Royal hat es sich zur Aufgabe gemacht, schonend gerösteten Premiumkaffee zu verkaufen, der zur Inklusion von Menschen mit Behinderung beiträgt. Im Klartext heißt das, wir rösten den Kaffee zusammen mit Werkstätten für Menschen mit Behinderung. Dies trägt dazu bei, dass mehr Menschen zu einer betreuten Beschäftigung verholfen wird, was auch heutzutage keine Selbstverständlichkeit ist.

Co-Founder Chris´ Schwester kam halbseitig gelähmt zur Welt und hatte mit 18 große Schwierigkeiten eine Beschäftigung zu finden. Es wird in der Politik und Unternehmenswelt viel über Inklusion gesprochen, aber sie musste erfahren, dass leider vieles heiße Luft ist – und das trotz ihres Besuchs der Behindertenschule, erfolgter Ausbildung und unzähligen Versuchen eine, wenn auch einfache Tätigkeit zu finden.

Ich bin der Genießer und Sensoriker und hatte neben einem Faible für Wein schon immer eine Liebe für leckeren Kaffee. Nun vereinen wir unsere Passion für Kaffee mit menschlicher Nächstenliebe.

Was genau war der Auslöser für den Start in ein eigenes Business?

Die kurze Antwort ist: Wir sind beides Menschen, die nicht stillsitzen können. Vor allem nicht dann, wenn wir eine Idee haben für die wir brennen. Als wir auf die Idee des sozialen Kaffees kamen, hatten wir schon vor der ersten Tasse Kaffee schlaflose Nächte.

Es macht einfach Spaß, nicht nur ein Unternehmen zu gründen, sondern auch etwas Positives für die Menschen zu tun. Wir beide lernten uns im Rahmen eines Gründerstammtisches kennen.

Die Chemie stimmte und wir wussten, dass wir gemeinsam etwas hochziehen wollten. Irgendwann kam ich nach dem Besuch eines Kaffeemuseums und -workshops mit der Idee des eigenen Kaffees um die Ecke.

Wir wollten beide aber neben dem guten Geschmack noch einen sozialen Impact haben. Durch die negativen Erfahrungen von Chris´ Schwester kam die Vision der Röstung in Werkstätten für Menschen mit Handicap zustande und uns war klar, dass wir beide voll hinter dem Projekt stehen werden.

Was macht das Geschäftsmodell einzigartig – was ist der USP?

Mittlerweile gibt es in Deutschland eine Vielzahl handwerklich hergestellter Kaffees in guter bis sehr guter Qualität. Für uns ging es daher nicht nur darum, hervorragenden Kaffee und Espresso zu kreieren, sondern das Ganze noch mit einem sozialen Mehrwert zu verbinden.

Neben fairem Einkauf und der Bio-Zertifizierung möchten wir auch einen echten Fußabdruck hinterlassen. Wie? Indem wir den Kaffee gemeinsam mit Menschen mit Behinderung rösten und so zur Eingliederung in die Gesellschaft beitragen. 

Wo siehst Du die Zielgruppe bzw. wer sind die Wunschkunden?

Natürlich ist jeder eingeladen, unsere Kaffees und Espressi auszuprobieren. Speziell für Einsteiger haben wir auf der Packung und Website Hilfestellungen zur Auswahl des geschmacklich am besten passenden Kaffees angebracht.

Und auch der Mahlgrad kann je nach Zubereitungsform ausgewählt werden – natürlich gibt es auch ganze Bohnen. Wir merken, dass wir vor allem bei Genießern mit unseren Produkten gut ankommen.

Personen, die sich für gesunde Lebensmittel interessieren, (Hobby-)Köche, aber auch Menschen mit einem Bewusstsein für Nachhaltigkeit, mögen Barista Royal. Nicht zuletzt freuen wir uns auch schon über eine Reihe Firmenkunden, die unsere Vision teilen und die Inklusion von Menschen mit Behinderung durch den Einkauf unseres Kaffees unterstützen. 

Wie viel Geld wurde bis zum Start investiert und wie lange war die Vorlaufzeit?

Wir haben das Geld für die Gesellschaftsgründung aufgebracht, zehren bislang davon und hoffen, dass wir so auch die Corona-Krise überstehen.

Ohne Fremdfinanzierung ist es nicht einfach, wir versuchen aber so schlank wie möglich zu agieren. Wir machen das Meiste selbst und bekommen glücklicherweise viel Unterstützung von Freunden. Die Vorlaufzeit, von der Idee bis zu den perfekten Röstungen, die unseren Erwartungen entsprachen, betrug in etwa ein Jahr.

Wie sieht es mit der Einnahmeseite aus – auf welchen Weg werden Geldrückflüsse erzielt?

Wir erzielen Einnahmen in erster Linie durch unseren Onlineshop und den Verkauf als Amazon Marktplatzhändler. Eine Hand voll Feinkostläden haben den Kaffee und erste EDEKAner sind im Listungsprozess.

Aufgrund von Corona konnten wir leider noch nicht an alle Cafés und Restaurants verkaufen, die anfangs Interesse bekundeten. Ein weiterer Absatzkanal sind unsere Firmenkunden, die beim Kaffee in ihren Büros Wert auf soziale Verantwortung legen.

Welche Werbe- bzw. PR-Aktion hat bis dato für den größten Bekanntheitsschub gesorgt?

Uns haben netterweise ein paar Blogs mit kostenfreien Beiträgen unterstützt, da sie unser Konzept gut und die Kaffees lecker fanden. Diese ehrliche Art der Pressearbeit kam auch bei den Kunden sehr gut an und hat den größten Bekanntheitsschub gebracht. Vielen Dank nochmal an dieser Stelle. 

Welche Vision verfolgt Ihr und welche Schlagzeile würdest Du gern mal über das Unternehmen lesen?

Wir möchten noch weitere Einrichtungen zur Inklusion von Menschen mit Behinderung anbinden, bzw. eröffnen, um die Inklusion weiter voranzutreiben. Damit dies gelingt ist es wichtig, den Absatz entsprechend zu erhöhen, was uns in erster Linie durch unsere treuen Kunden im eigenen Onlineshop gelingt.

Wenn das alles läuft, möchten wir unsere eigenen Cafés eröffnen und Kunden direkt vor Ort mit leckerem Kaffee und Espresso glücklich machen – natürlich auch unter Einbindung von Menschen mit Behinderung.

Die Vision, die uns antreibt ist es zu beweisen, dass Social-Entrepreneurship nicht nur auf Slides von Ethik-Professoren an den Unis existiert, sondern auch funktionieren kann.

Mit dem Kaffeemarkt haben wir uns ein hart umkämpftes Umfeld ausgesucht. Wir konkurrieren mit großen Konzernen und großen Marketingbudgets. Finanziell können wir da natürlich nicht mithalten. Qualitativ sehr wohl, und es macht einfach Spaß, etwas Positives zu tun und das Lächeln unserer Rösterinnen und Röster zu sehen … mit gutem Kaffee Gutes tun.  

Auf welche 3 Tools/Apps kannst Du bei der täglichen Arbeit keinesfalls verzichten und warum?

Mein Wecker, da ich sonst nicht aufwachen würde und meinen Kaffee, da ich sonst nicht wach werden würde.

Spaß beiseite, wir haben mit Shopify bislang sehr gute Erfahrungen gemacht, da es eine vielseitige und stabile Shoplösung ist. Kommuniziert wird über Slack und ganz neu über „Franz“ auf meinem Laptop, um verschiedene Messenger zu bündeln – das spart Zeit.

Ansonsten verwenden wir Billbee als Warenwirtschaftssystem da es uns hilft, kosteneffizient mit Automatisierungen verschiedene Aktionen auszuführen.

Was bedeutet für Dich persönlich Erfolg – worauf kommt es wirklich an?

Erfolg hat für mich immer etwas mit der eigenen Entwicklung und Entfaltung zu tun, aber auch damit, Erfahrungen mit anderen zu teilen. Auf unser Startup bezogen: Ich persönlich liebe Produkte mit Charakter, Emotionen und einer authentischen Geschichte. Das kommt stark aus der Zeit meines Bachelors, in dem ich Weinbetriebswirtschaft studierte.

Das heißt neben den klassischen BWL-Fächern hatte ich Kontakt mit Winzern, Sommeliers und allen möglichen Foodies. Unterschiedlichste Typen, die Meisten mit Ecken und Kanten. Fast alle mit Passion. Das war prägend, denn ich durfte viele Menschen kennenlernen, die wirklich für ihr Produkt „brannten“, über Weine redeten wie ein Maler über sein Kunstwerk.

Da war für mich klar, dass ich niemals Stoßdämpfer, Geldanleihen oder Rohrreiniger verkaufen könnte. Mich begeistern echte Persönlichkeiten und ehrliche Produkte. Das versuche ich auch in meinem beruflichen Leben umzusetzen und da ich trotz Kaffeekonsum nachts gut schlafen kann, fühlt es sich insgesamt gut und richtig an.

Welchen Fehler würdest Du aus der eigenen Erfahrung heraus jungen Gründern ersparen?

Bei einer früheren Gründung zu Studienzeiten machten wir den Fehler, dass wir alle total strategie- und theoriegetrieben waren. Wir hatten die perfekt ausgearbeitete Strategie, aber keiner setzte sie um, da wir alle noch in unserem „Studentenmodus“ waren.

Das war kein schlimmer Fehler, wir verloren nicht viel Geld und auch wenn es damals Zoff gab, lachen wir heute darüber. Mein Tipp, v.a. an noch unerfahrene Gründer/innen ist daher immer den vollen Fokus auf die „Exekution“ zu haben – oder wie mein Co-Founder Chris immer sagt: „Machen“.

Welche Frage sollte sich eine Gründerin bzw. ein Gründer mindestens einmal gestellt haben?

2 Fragen: 

1. Stehst du wirklich zu 100% selbst hinter dem was du vor hast? (Wenn nicht, wie willst du dann deine Kunden davon überzeugen? Wie Rückschläge überstehen?)

2. Warum sollte die Kundin/der Kunde genau dein Produkt und nicht das deines Wettbewerbers kaufen? Was macht dein Produkt wirklich besser/einzigartiger/bequemer/schneller/…?

Mit welchen drei Worten würdest Du dich selbst beschreiben?

Authentisch, leidenschaftlich, zielstrebig

DANKE, FÜR‘S ZU ENDE LESEN!

JETZT NICHTS MEHR VERPASSEN!

Die spannendsten Geschäftsideen und noch mehr Wissen gibt es auch direkt per E-Mail.
Trage Dich hier ein und Du bekommst den kostenlosen Newsletter ab sofort monatlich zum mitlesen.

1 Gedanke zu „BARISTA ROYAL – Premiumkaffee & Espresso mit sozialem Mehrwert“

Schreibe einen Kommentar

Cookie Consent mit Real Cookie Banner