Jobsuchende schlagen sich häufig mit folgenden Szenarien herum: Man bewirbt sich auf eine Stelle und muss zunächst mehrere Wochen auf eine Antwort warten.
In manchen Fällen erhält man von dem Unternehmen überhaupt keine Rückmeldung.
Selbst wenn man es schafft und zum Vorstellungsgespräch eingeladen wird, läuft nicht immer alles wie erwartet ab. Das Gespräch hat keine Struktur, die Anforderungen für die ausgeschriebene Stelle sind viel zu hoch und im schlimmsten Fall muss man im Interview Fragen beantworten, die in keinem Zusammenhang mit der offenen Position stehen.
Dies hat nicht nur zur Folge, dass die ausgeschriebene Stelle nur schwer besetzt werden kann, sondern auch, dass sich das Unternehmen in einem schlechten Licht positioniert. Falls es sich bei dem missglückten Interview oder bei der in Vergessenheit geratenen Bewerbung nicht um einen Einzelfall handelt, riskieren Firmen damit ihr Image und schaden auf Dauer der Employer Brand.
Bei dem heutigen Rekrutierungsprozess sollte es sich um eine positive Candidate Experience handeln. Wir erklären, was von Seiten des Unternehmens dafür getan werden muss und erläutern, wie der Rekrutierungsprozess menschlicher ablaufen kann.
Der erste Eindruck
Die Candidate Experience beginnt nicht erst mit dem Vorstellungsgespräch, sondern bereits vor der Bewerbung.
Der Begriff umfasst schließlich alle Eindrücke und Wahrnehmungen, die der Jobsuchende während des gesamten Prozesses sammelt. Der erste Eindruck zählt – deshalb sollte man nicht nur auf die Formulierungen in der Stellenanzeige, sondern auch auf den Auftritt in den Sozialen Medien und auf den Aufbau der unternehmenseigenen Webseite achten.
Die meisten Jobsuchenden holen sich schließlich vor der Bewerbung Informationen über ein Unternehmen ein – dies geschieht bereits im Gespräch mit einem Headhunter für Führungskräfte oder online. Zu Beginn gehört es also zur Aufgabe des Unternehmens, sich gut zu verkaufen. Ein professioneller Auftritt im Netz setzt den Grundstein für eine gute Candidate Experience.
Der Bewerbungsprozess
Falls das Unternehmen die Kandidat:innen mit seiner Online-Präsenz überzeugen konnte, kommt es als nächstes zur Bewerbung.
An dieser Stelle greifen wir das auf, was bereits zu Beginn erwähnt wurde. Die Wartezeiten nach einer Bewerbung. Wer nach dem Absenden für mehrere Wochen warten muss, bis es zu einer Reaktion des Unternehmens kommt, hat sich oftmals bereits für eine andere Stelle entschieden oder das Interesse verloren. Deshalb ist im Rahmen der Candidate Experience wichtig (und menschlich), dass man Kandidat:innen nicht allzu lange warten lässt, sie gleichzeitig aber auch nicht mit Standard-Floskeln oder einer automatisierten E-Mail vertröstet.
Selbst, wenn es aus Kapazitätsgründen länger dauert, sollte man den Bewerber oder die Bewerberin über die Gründe und den Stand in Kenntnis setzen. Man pflegt auf diesem Weg eine offene Kommunikation, sodass es bei dem Gegenüber nicht erst zu Zweifeln oder Fragen kommen kann.
Das Interview
Obwohl auch die bislang beschriebenen Punkte sich auf die Candidate Experience auswirken, hat das Bewerbungsgespräch den vermutlich größten Effekt. Dass die Person, die sich auf die Stelle bewirbt, im Gespräch mit Respekt behandelt werden sollte, ist eigentlich selbstverständlich.
Dennoch gibt es einige unpassende Bemerkungen oder Verhaltensweisen, denen man im Gespräch immer wieder begegnet. Aspekte wie den Namen des Gegenübers zu vergessen oder sich vorab nicht mit dem Lebenslauf der Person zu beschäftigen, wirken unprofessionell. Die Person, die sich bewirbt, bereitet sich auf das Gespräch vor – und genau so sollte es auch von den „Vertreter:innen“ des Unternehmens getan werden. Man hinterlässt einen positiven Eindruck, wenn man den Bewerber oder die Bewerberin nicht warten lässt, man das Gespräch vorbereitet und währenddessen aufmerksam zuhört.
Die Entscheidung
Genau wie vor dem Interview ist es auch danach wichtig, dem Bewerber oder der Bewerberin schnellstmöglich eine Rückmeldung zukommen zu lassen.
Dies darf auch dann nicht in Vergessenheit geraten, wenn es nach dem Bewerbungsgespräch nicht zu einem Vertragsabschluss kommt. Sobald die Entscheidung getroffen wurde, sollte man diese auch gegenüber der Person, mit der man im Gespräch war, kommunizieren. Falls das Unternehmen bis zum Abschluss einen guten Eindruck hinterlassen konnte, stimmt der Bewerber oder die Bewerberin mit Sicherheit auch der Aufnahme in den Talentpool zu.
Damit hat man als Unternehmen die Möglichkeit, zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal auf die Bewerbung zurückzugreifen. Abgesehen vom Employer Branding also ein weiterer Grund, weshalb man die Candidate Experience zu keiner Zeit vernachlässigen sollte.