Wenn es in Deutschland eine Expertin zum Thema „Geschäftsideen und -Konzepte rund um Ebay“ gibt, dann Marion von Kuczkowski.
Seit ihrem Start bei der Auktionsplattform 1999 in den USA und einer erfolgreichen Karriere unter anderem als Powersellerin, Buchautorin und heute Unternehmensberaterin verrät sie auf ihrem Portal Take me to auction die besten Tipps und Tricks rund um das Geld verdienen mit Diensten wie Ebay, Amazon, Momox, Groupon & Co.
Wir haben mit Marion von Kuczkowski über die Chancen aber auch Risiken von Online-Handelsideen im E-Commerce-Umfeld gesprochen:
Sie haben 2002 das erste deutschsprachige Buch zum Thema „Power Selling mit eBay„* herausgebracht.
Seither haben sich rund um Auktionsplattformen nicht nur unzählige Geschäftsideen, sondern fast schon ein neuer, eigener Berufszweig entwickelt. Hätten Sie mit einer solchen Dynamik hierzulande gerechnet?
Ja und Nein. Offen gestanden habe ich mir damals gar keine Gedanken darüber gemacht.
Zu dieser Zeit gab es für mich nur eBay. Natürlich habe ich im Laufe der Jahre viele Plattformen kommen und gehen sehen, nur wenigen habe ich eine erfolgreiche Zukunft vorhergesagt und lag mit meinen Prognosen auch immer richtig.
Allerdings war ich z.B. eine der ersten, die den Powersellern schon sehr früh immer wieder geraten hat, Amazon als Verkaufsplattform in Betracht zu ziehen und auch einen eigenen Online-Shop zu eröffnen.
Viele haben sehr lange gezögert, weil ihnen das Verhältnis Arbeit und möglicher Erfolg nicht angemessen erschien. Heute ist Amazon eine starke Konkurrenz für eBay und kaum einer der großen Powerseller ist nur auf einer der beiden Plattformen unterwegs.
Kann man sich immer noch mit Ebay & Co. selbständig machen, oder ist der Zenit längst überschritten, der Wettbewerb mittlerweile viel zu groß?
Wettbewerb ist nie zu groß, sonst bräuchten wir auf dieser Welt kaum noch etwas, denn wir haben bereits alles und das in x-facher Besetzung. Ein Neustart ist immer eine Frage der richtigen Positionierung.
Sehen wir uns z.B. Zalando – den Schuhshop im Netz an.
Zalando wurde Ende 2008 gegründet und zu diesem Zeitpunkt gab es im Netz bereits Schuhshops wie Sand am Meer – auch bekannte und „alteingessene“ Branchenriesen wie Görtz, Mirapodo oder auch Deichmann, und heute steht Zalando als Newcomer vor allen anderen an der Spitze.
Viele unserer Leser interessieren sich für eine Existenzgründung im Bereich Internet, Online, Technik etc. Als Unternehmensberaterin: Was raten Sie jenen Lesern, um sich bestmöglich auf eine Gründung im World Wide Web vorzubereiten?
Umfassendes Wissen ist u.a. der Schlüssel zum Erfolg. Vor jeder Gründung steht eine intensive Recherche.
Fragen wie: Wo stehen meine Wettbewerber, warum stehen sie dort, wie sind sie dorthin gekommen und was kann ich besser machen müssen vor dem Start selbstkritisch beantwortet werden.
Gibt es innerhalb einer Branche vielleicht eine Nische, die noch unterbesetzt ist? Viele machen den Fehler andere nur zu kopieren. Das kann in Einzelfällen funktionieren, ist aber nicht der beste Weg.
Hat man sich erst einen umfangreichen Überblick über die Branche verschafft, entdeckt man oft rechts und links neben den ausgetretenen Pfaden einen neuen Weg der sich als erfolgversprechend herausstellt.
Für alle anderen Branchen: Kommt es nicht bei sämtlichen Startups – egal in welchem Umfeld – auf das gleiche an, nämlich Leistungswille, eine innere Überzeugung und vor allem viel Freude an der Sache selbst?
Ganz sicher. Ich würde jedem immer raten niemals eine Branche zu wählen, mit der man sich nicht identifizieren kann, von der man nicht alles – wirklich alles! – wissenswerte weiß, weil man sich selbst dafür interessiert.
Ein Start-Up auf den richtigen Weg zu bringen ist mit einem enormen Zeitaufwand, viel Disziplin und Durchhaltevermögen verbunden. Das schafft man nur, wenn man Spaß an der Sache an sich hat.
Ihre ganz persönliche Einschätzung nach E-Shops, Ebay, Facebook & Co.: Was wird der nächste große Hype im Bereich E-Commerce?
Der nächste Hype ist schon da- das sind Flash Sale Anbieter nach Groupon Vorbild. Hier werden einige Nischenanbieter auf den Markt drängen, die sich auf bestimmte Branchen spezialisieren und so wie Groupon es in USA mit den Groupon Stores gerade testet, mit eigenen Shoplösungen für Anbieter aufwarten, um diese an sich zu binden.
Insgesamt wird das Netz noch stärker vernetzt werden, als es jetzt schon ist.
Nur bei eBay, oder in einem Onlineshop ohne Social Media Anbindung zu verkaufen, wird schon bald nicht mehr reichen,
Hier mache ich mir Sorgen um einige eBay Powerseller, die den Zeitgeist völlig verschlafen und sich bei eBay noch so bewegen, wie sie es in den letzten Jahren getan haben. Das wird in Zukunft kritisch.
Ein paar Worte zu Marion von Kuczkowski?
Als typische Zwillingsfrau habe ich viele Facetten:
Privat kann ich gerne einmal „alle fünfe gerade sein lassen“ und mit Freunden ausgelassen bis in den frühen Morgen feiern, eher ein laissez-faire Typ.
Im Job dagegen bin ich sehr ehrgeizig, diszipliniert und mit extrem hohen Ansprüchen und mich und die Menschen, mit denen ich arbeite.
Zwei Dinge mag ich gar nicht: Stillstand und Langeweile. Was mich am Netz von Anfang an fasziniert hat, war die unglaubliche Dynamik, mit der sich alles verändert.
Insofern habe ich mir gesucht, was am besten zu mir passt und meine nicht versiegende Neugier befriedigt: Einen Job im Netz, der mich täglich vor neue Herausforderungen stellt, nie langweilig wird und mich immer wieder inspiriert.
Wir bedanken uns sehr für dieses äußerst interessante Interview!
Foto: Thorben Wengert / pixelio.de