Airbnb ist der führende Marktplatz zur Vermittlung von Privatunterkünften weltweit, und konnte seit der Gründung ein erstaunliches internationales Wachstum verzeichnen.
Mit Gunnar Froh, Geschäftsführer Deutschland von Airbnb, sprachen wir über die Faktoren, welche einen solch rasanten Aufstieg eines StartUps möglich machen können.
Herr Froh, wie erklären Sie sich diese Erfolgsgeschichte von Airbnb?
Zu diesem Erfolg tragen verschiedene Faktoren bei. Wir haben ganz sicher ein außergewöhnliches Produkt, das allen Seiten klare Vorteile bietet und vor allem Spaß macht. International konnten wir aber vor allem deswegen so schnell und organisch wachsen, weil Airbnb-Nutzer oft zuerst Reisende sind, dann wieder nach Hause fahren und denken „Moment mal – ich kann doch auch Geld mit meinem ungenutzten Zimmer verdienen?!“.
Das ist der sogenannte Netzwerkeffekt – und der hat sehr erheblich dazu beigetragen, dass wir schon ein paar Jahre nach der Gründung in mehr als 190 Ländern der Welt vertreten waren, ohne dort Büros zu eröffnen. Aber ein weiterer Faktor spielt noch eine ganz entscheidende Rolle. Wir erleben aktuell einen gesellschaftlichen Wandel. Es geht nicht mehr so sehr um Besitz, mehr um den Zugang zu außergewöhnlichen Erlebnissen.
Die sind die neuen Statussymbole – vielleicht, weil die Menschen keine Lust mehr auf den ungebremsten Konsum der vergangenen Jahrzehnte haben. Und diesen Wandel hin zur sogenannten „Sharing economy“, zu einer Ökonomie des Teilens also – diesen Wandel prägt Airbnb entscheidend mit.
Hat das Portal – gegründet 2008 in San Francisco – sehr früh auf die Expansion nach Europa und Deutschland gesetzt, oder wie kam es zur Besetzung des heimischen Markts?
Wie gesagt – das internationale Wachstum war zunächst rein organisch, einfach, weil sowohl Gäste als auch Gastgeber von Airbnb begeistert waren und ihren Freunden davon erzählt haben.
Noch heute erfahren so sieben von zehn Gastgebern von uns – das hat also mit unserem Marketing nur begrenzt zu tun. Deutschland war allerdings schon immer ein großer Markt für Airbnb – und da lag es irgendwann nah, hier ein Büro aufzumachen, um noch näher am Geschehen, noch näher an unserer Community dran zu sein.
Und genau so haben wir es jetzt ja auch wieder mit unseren anderen Büros gemacht. Wir gehen nicht in irgendein Land, um Airbnb dort auszurollen. Wir gucken eher genau, wo wir schon starke Communities haben und eröffnen dort unsere Büros, um unsere Nutzer vor Ort z.B. mit einer Kundenhotline und Ansprechpartnern in der Landessprache zu unterstützen.
Airbnb hat sich damit auch gegen einige hiesige „Big Player“ auf dem Reise- aber auch Online-Immobilienmarkt generell durchsetzen können. Ist dies der Spezialisierung auf die Nische „Privatunterkünfte“ zu verdanken?
Ich glaube nicht, dass Privatunterkünfte ein Nischenmarkt sind – ganz im Gegenteil. Airbnb konnte sich eher deswegen durchsetzen, weil wir in diesem Bereich sehr innovativ waren, es bis heute sind. Und weil wir sehr authentisch unterwegs sind, mit einer echten Gründungsgeschichte.
Letztlich wollten Joe und Brian damals in San Francisco nur ihr eigenes Problem lösen – nämlich, dass sie ihre Miete nicht mehr zahlen konnten und deswegen Luftmatratzen an Konferenz-Besucher vermietet haben. Und aus dieser simplen Idee ist mittlerweile eine regelrechte Bewegung entstanden.
Ein junges Team aus den USA hat das Unternehmen gegründet, und fällt – internettypisch – durch seinen lockeren Präsentations- und wohl auch Führungsstil auf. Zieht sich diese Philosophie durch das komplette Unternehmen, und welchen Vorteil haben die lokalen Teams hierdurch?
Auf jeden Fall. Erklärtes Ziel, auch jetzt, wo wir expandieren, ist „ONE Airbnb“ – also nur eine Firma mit Büros auf dem ganzen Globus.
Das fängt mit der großen Weltkarte und dem Familienstammbaum an, die sich in allen Büros wiederfinden und hört beim engen Austausch untereinander noch lange nicht auf. Diese Kultur, dieses Gefühl, gemeinsam etwas zu bewegen ist sicherlich ein Grund, warum sich Airbnb vor Bewerbungen nicht retten kann.
Dass wir uns überall zu Hause fühlen, sieht man auch daran, dass zu den Eröffnungsparties in den großen europäischen Metropolen auch jeweils Teams aus den anderen Ländern vertreten waren. Und zwar nicht auf Firmenkosten – sondern ganz privat und auf eigene Rechnung. Ich war z.B. in Moskau – es war großartig!
Viele Informatiker und Gründer in spe träumen von einem ähnlichen Onlineerfolg, wie ihn Airbnb hatte. Was sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Voraussetzungen für ein nachhaltiges Online-Geschäftsmodell?
Man sollte sicherlich wissen, wo das Geld herkommt, welche Erlösquellen es gibt. Ein Modell, das erst mal nur auf Wachstum setzt und die Monetarisierung später entwickelt wie z.B. Google – ich glaube, das ist die Ausnahme.
Außerdem hat Airbnb beweisen, dass es sehr wichtig ist, sich aktiv um die Community zu kümmern. Und zwar offline, in der echten Welt. Es ist ein Irrglaube, dass man bei Online-Geschäftsmodellen nichts mit den Kunden zu tun hat. Brian, unser Gründer, sagt dazu immer „Es ist mehr wert, von 100 Menschen wirklich geliebt zu werden, als wenn Dich eine Million Menschen ganz okay finden“.
Ist Airbnb Deutschland noch auf der Suche nach geeigneten Mitarbeitern oder Kooperationspartnern, und wer kann sich bei Ihnen melden?
Wir suchen immer nach neuen Kollegen, die für diese Geschäftsidee genauso brennen wie wir. Letztlich ist dabei der klassische Werdegang gar nicht so entscheidend, uns kommt es auf Leidenschaft und Motivation und Teamspirit an.
Natürlich suchen wir häufiger Praktikanten als Mitglieder des Managements-Teams – aber bewerben sollte sich grundsätzlich erst mal jeder, der Lust auf echte Goldgräberstimmung in einem der weltweit spannendsten Start-Ups hat.
Ein paar Worte zu Ihnen und Ihrem Werdegang?
Ich habe an der WHU Betriebswirtschaftslehre studiert und ein paar Jahre als Berater bei McKinsey gearbeitet.
Während meiner Promotion habe ich mit einigen Freunden Accoleo gegründet, eine Bettenbörse anlässlich der Bundesgartenschau in Koblenz. Schließlich mussten die vielen erwarteten Besucher irgendwo unterkommen – leerstehende Studentenwohnungen waren da eine logische Überlegung.
Über dieses Start-Up sind wir dann mit Airbnb ins Gespräch gekommen und konnten uns schnell darauf einigen, das Deutschland-Geschäft für die Gründer auszubauen. Der Rest ist quasi Geschichte … so wurde Hamburg das erste Büro außerhalb des Headquarters und ich zum Country Manager Germany.
kann mir jemand sagen aus welchem jahr der beitrag ist?
Na klar – Anfang 2012
vielen Dank!