Finanzplan – Was ist das?
Ein guter Businessplan besteht aus einem schriftlichen Teil, der die wichtigsten Unternehmensaspekte festlegt und aus einem Finanzplan, der die finanzielle Umsetzbarkeit des Gründungsvorhabens sowie die Entwicklung der Existenzgründung in Zahlen darlegt.
Letzteren benötigen Existenzgründer, um Kredite zu erhalten, Investoren zu gewinnen oder Fördermittel zu beantragen. Der Gründer kann aus dem Finanzplan die Gewinn- und Verlustsituation ablesen und ob sich die Realisierung der Geschäftsidee lohnt.
Ein Finanzplan besteht aus mehreren Teilplänen, welche miteinander verbunden sind.
1. Schritt: Kapitalbedarf berechnen nicht vergessen
Zunächst müssen Kapitalbedarf und Investitionen geplant werden. Hierfür listen
Existenzgründer ihre kurz-, mittel- und langfristigen Investitionen auf, um daraus den notwendigen Kapitalbedarf zu errechnen.
Kurz- und mittelfristige Investitionen beziehen sich auf die operative und taktische Planung und betreffen das Umlaufvermögen (z. B. Kassenbestand).
Unter langfristigen Investitionen sind Sachinvestitionen mit einer langen Laufzeit (Anlagevermögen) zu verstehen. Dies können Grundstücke oder Gebäude sein.
Kosten vor der Existenzgründung werden häufig im Finanzplan vergessen!
Bevor eine Existenzgründung gestartet wird, ist zu klären, ob eine Gewerbepflicht besteht und Gründer ein Gewerbe anmelden müssen. Daneben können weitere Kosten für Lizenzen oder Patente anfallen.
Hinzu kommen häufig noch Kosten für den Notar oder Anwalt. Um keine böse Überraschung zu erleben, sind diese zusätzlichen Kosten mit in die Planung einzubeziehen.
Gründer bemessen laufende Kosten im Finanzplan oft zu niedrig
Laufende Kosten sind Ausgaben, die regelmäßig anfallen. Diese werden mit einem Betriebsmittelplan berechnet. Dieser enthält alle Fixkosten, die in der Gewinn- und Verlustrechnung den „sonstigen Aufwendungen“ zuzuordnen sind. Darunter fallen z. B. Mietkosten, betriebliche Versicherungen oder Kfz-Kosten.
Ein häufiger Fehler von Existenzgründern ist, dass diese die laufenden Kosten zu niedrig zu bemessen. Daher sollte ein Liquiditätspuffer von mindestens 25 % eingerechnet werden.
Zur weiteren Berechnung des Kapitalbedarfs gehört es, die monatlichen privaten Ausgaben wie Miete, Gebühren und Lebensmittel aufzulisten. Aber auch unvorhergesehen Ereignisse wie z. B. Krankheit, Unfall etc. sollten mitberücksichtigt werden. Auch Kosten für beschäftigte Mitarbeiter müssen festgehalten werden.
2. Schritt: Zahlungsfähig bleiben mit dem Liquiditätsplan
Die Liquiditätsplanung zeigt den Zahlungsmittelbedarf für die einzelnen Perioden auf und hilft dabei zu erkennen, welche Mittel zu welchem Zeitpunkt erforderlich sind, um damit kontinuierlich die Zahlungsfähigkeit zu sichern. D
ie Liquiditätsplanung richtet sich nach der Projektgröße und sollte die nächsten 24 bis 60 Monate umfassen. Mit dem Liquiditätsplan werden die monatlich geschätzten Ein- und Auszahlungen aufgelistet und dargestellt, inwieweit das Unternehmen zahlungsfähig ist und bleibt.
Der Liquiditätsplan als Herzstück des Finanzplans
Wenn Existenzgründer die geplanten Einnahmen und Ausgaben gegenüberstellen, erhalten sie die Liquidität der Existenzgründung.
Liquide Mittel (Bank, Kasse)
+
Einnahmen (Privateinlagen, Gesellschaftereinlagen, eingenommene Mehrwertsteuer, etc.)
–
Ausgaben (Betriebsmittel, Investitionen etc.)
=
Überdeckung (Überschuss)/ Unterdeckung (Fehlbetrag)
Optimal ist es, wenn Existenzgründer dauerhaft einen Überschuss mit ihrer Geschäftsidee erwirtschaften. Ergibt sich aus den Berechnungen eine Unterdeckung, so sollte diese durch Fremdkapital oder die eigene Liquidität abgedeckt werden.
3. Schritt: Finanzierungsplanung als Grundstein der Existenzgründung
Als Teil des Liquiditätsplans wird bei der Finanzierungsplanung aufgezeigt, wie die Existenzgründung finanziert wird bzw. aus welchen Quellen das Kapital kommen soll.
Trotz einer Vielzahl an Fördermitteln und Förderprogrammen muss der Gründer meist eigene Mittel miteinbringen. Die Höhe des Eigenkapitalanteils sollte dabei möglichst nicht unter 20 % liegen.
Wird das Eigenkapital über Freunde und Familie, Geschäftspartner, Förderprogramme oder Beteiligungsgesellschaften bezogen, so müssen diese Quellen im Businessplan angegeben werden.
Wie hoch der Fremdkapitalbedarf ist, lässt sich ermitteln, indem Existenzgründer die Höhe des Eigenkapitals von der Summe des errechneten Kapitalbedarfs abziehen.
Sicherheiten im Finanzplan angeben ist ratsam
Um Fremdkapital für die Existenzgründung zu bekommen und Kapitalgeber zu überzeugen, ist neben der Einbringung von Eigenkapital auch das Angeben von Sicherheiten im Finanzplan wichtig. Diese können sein:
- Geschäftsausstattungen
- Wertpapiere
- Bankguthaben
4. Schritt: Mit dem Rentabilitätsplan den Erfolg prüfen
Zuletzt muss der Rentabilitätsplan erstellt werden. Dieser gibt Aufschluss über die erwarteten Einnahmen und Ausgaben und zeigt, ob und ab wann mit dem Unternehmen voraussichtlich Gewinn erwirtschaftet wird.
Um dies zu ermitteln, erstellen Existenzgründer eine Gewinn- und Verlustrechnung nach dem Handelsgesetzbuch gemäß § 275. Diese stellt die erwarteten Umsatzerlöse den Aufwendungen gegenüber.
Je nach Art der Geschäftsidee werden folgende Berechnungsmöglichkeiten zur Ermittlung des Umsatzes angewendet:
Produktumsatz = Verkaufspreis x Verkaufsmenge
Dienstleistungsumsatz = Stundenpreis x Stundenanzahl
Wurde noch kein Verkaufspreis oder eine Verkaufsmenge festgelegt oder gibt es Schwierigkeiten, Menge und Preis zu schätzen, ist es sinnvoll, sich an Marktdaten vergleichbarer Geschäftsmodelle zu orientieren.
Hierbei gilt: je gründlicher die Recherche ist, desto exakter wird die Umsatzplanung. Allgemein kann der Umsatz wie folgt berechnet werden:
Umsatz
./. variable Kosten
= Rohertrag I
./. Personalkosten
./. sonstige Betriebsausgaben
= Cashflow
./. Zinsen
./. Abschreibungen
= Ergebnis vor Steuern
./. Gewerbesteuer
= Ergebnis nach Steuern
/12 = Pro Monat
Gründungsberater hilft bei der Finanzplan-Erstellung
Da die meisten Existenzgründer noch keine Erfahrung in der Finanzplanung haben und Kosten schlecht abschätzen können, ist es sinnvoll, einen professionellen Gründungsberater mit ins Boot zu holen.
Dieser weiß genau, wie ein Finanzplan angefertigt werden muss und kann zum Beispiel gut beurteilen, wie lange es dauern wird, bis man mit seiner Geschäftsidee genug Geld verdient, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten.
Eine Zusammenarbeit von Gründer und Berater bringt zum einen den Vorteil mit sich, dass der Businessplan professionell durch den Berater erstellt wird, zum anderen setzt sich der Existenzgründer dennoch mit seinem Geschäftskonzept intensiv auseinander und ist dadurch auf Gespräche mit beispielsweise Kapitalgebern gut vorbereitet.
Die Kosten für eine Existenzgründungsberatung können zudem mit bis zu 80 % staatlich gefördert werden.