Lebensmittel für die Welt retten und damit Geld verdienen – auf diese einfache, wie geniale Geschäftsidee kam das Gründerteam um Christoph Müller-Dechent von der Kölner Universität. Wie genau die FoodLoop-App funktioniert und was das bereits mehrfach mit Preisen ausgezeichnete Startup bis 2020 erreichen will, erklärt uns der Bruder Tobias Müller-Dechent.
Wie lässt sich das FoodLoop-Projekt kurz und prägnant in wenigen Sätzen erklären?
Unser Ziel bei FoodLoop ist es dazu beizutragen, dass weniger vollwertige Lebensmittel im Müllcontainer landen und Supermärkte nachhaltiger wirtschaften.
Anhand einer neuen Generation von Handelsbarcodes und der FoodLoop-Plattform mit angeschlossenen Smartphone Apps werden dem Verbraucher Produkte, die kurz vor Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums stehen, reduziert angeboten.
Dadurch spart der Verbraucher bares Geld und weniger frische Lebensmittel landen im Müll.
Wann, wo und durch wen wurde das Unternehmen gegründet und wie viel Vorlaufzeit wurde insgesamt benötigt?
Mein Bruder Christoph Müller-Dechent hatte die Idee zu FoodLoop im Oktober 2012 während eines Strategie- und Unternehmensgründungsseminars an der Universität zu Köln.
Den Entschluss eine GmbH zu gründen hat er im April 2014 gefasst, nachdem FoodLoop die Smart Business & Industry Challenge der Europäischen Kommission gewonnen hat. Dies war ein wichtiger Schritt um die Haftbarkeit der Kundenanfragen auf eine juristische Person zu übertragen.
Bereits in der Vorlaufzeit zur Gründung wurden viele strategisch wichtige Partnerschaften, unter anderem mit GS1 und SAP geschlossen, sowie die technische Umsetzbarkeit von FoodLoop geprüft. Zudem hat mein Bruder ein kompetentes und hoch motiviertes Gründerteam aufgebaut.
Was genau war der Auslöser für die Idee eine eigene App für Lebensmittel an den Start zu bringen?
Die Idee eine App zu entwickeln, welche Verbraucher über Produkte informiert, die kurz vor Ablauf ihres Mindesthaltbarkeits- bzw. Verbrauchsdatums stehen, entstand aufgrund persönlicher Erfahrungen. Beim Einkauf im Supermarkt stellte Christoph fest, dass keine Milch, Joghurt oder Eier angeboten werden, dessen Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) weniger als sieben Tage beträgt.
Auf Nachfragen bekam er lediglich die Antwort, dass diese vollwertigen Lebensmittel im Zuge des häufig normierten Chargenmanagements einfach entsorgt werden – im Durchschnitt fast zwei volle Einkaufswagen genießbarer Lebensmittel pro Filiale pro Tag.
Nur ein kleiner Teil davon wird an karitative Einrichtungen gespendet. Leider musste er schnell herausfinden, dass diese „Frischepolitik“ gängige Praxis in der Lebensmittelwirtschaft ist.
Worin genau besteht der Nutzen sowohl für den Handel, als auch die Konsumenten?
FoodLoop bietet der Lebensmittelindustrie mittels einer SaaS-Lösung die erste automatisierte B2B2C Marketingplattform. Mit Hilfe des FoodLoop Systems können Einzelhändler hochwertige und frische Lebensmittel, die sich dem Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) nähern, über Ihren Markt hinaus bewerben.
Das FoodLoop System ist an das Kassensystem des Einzelhändlers angeschlossen und kann Angebote automatisch und in Echtzeit an den Verbraucher kommunizieren.
Durch Nutzung der FoodLoop App ist der Verbraucher so jederzeit über alle reduzierten Produkte in seiner Umgebung informiert. FoodLoop hilft dem Händler ein authentisches und nachhaltiges Image aufzubauen, während die Entsorgungskosten reduziert werden.
Der Verbraucher hat die Möglichkeit gleichzeitig seinen Geldbeutel und die Umwelt zu schonen.
Wie genau funktioniert das mit der Nachhaltigkeits-App direkt im Supermarkt meines Vertrauens?
Mit Hilfe der Smartphone App kann der Verbraucher alle aktuellen Angebote in seiner Umgebung sehen, durchstöbern oder nach konkreten Produkten und Märkten suchen.
Unser Backend ist mit den teilnehmenden Supermärkten verbunden, sodass die Händler die zu reduzierenden Produkte mit einer iPad App scannen, um die Informationen an FoodLoop zu schicken.
Gleichzeitig generiert unsere App anhand des vom Filialmitarbeiter eingegebenen MHD, der Anzahl der Produkte und der Höhe der Preisreduzierung, einen neuen Barcode. Diese Informationen werden wiederum an die Kasse geschickt und parallel über einen mobilen Barcodedrucker, zusammen mit dem FoodLoop Logo, ausgedruckt und über die originalen Barcodes geklebt.
Wenn nun ein Verbraucher ein FoodLoop Produkt kauft und einen echten Frischerabatt an der Kasse erhält, wird dieses Produkt in Echtzeit wieder aus der Datenbank entfernt, sodass auch nur Produkte angeboten werden, die auch wirklich noch vorhanden sind.
Wie viel Geld wurde bis dato für die Programmierung in die Hand genommen?
Bei der Umsetzung der Gründungsidee in ein funktionsfähiges System, ist besonders die Unterstützung aller unserer Teamkollegen hervorzuheben. Der von Beginn an unermüdliche Einsatz aller Beteiligten hat uns finanzielle Engpässe überstehen und die Idee stetig wachsen lassen.
Die erste Anschubfinanzierung kam von unseren hochgeachteten Business Angel Dr. Guido Loyen, welcher uns von Beginn an mit wertvollem Rat begleitet und das erste Kapital für die Unternehmensgründung zur Verfügung gestellt hat.
Später kamen öffentliche Fördermittel wie das „EXIST Gründerstipendium gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie“ hinzu. Das Preisgeld der bereits erwähnten Smart Business & Industry Challenge in Höhe von 75.000€ wurde ebenfalls dazu genutzt, um FoodLoop und vor allem die Programmierung weiter voranzubringen.
Gerade konntet Ihr den Nachwuchs-Sozialunternehmer-Wettbewerb gewinnen. Könnt Ihr schon abschätzen, was solch eine Auszeichnung für die weitere Entwicklung von FoodLoop bedeutet?
Diese besondere Anerkennung unserer Arbeit ist von unschätzbarem Wert und gibt uns Ansporn unsere Ziele weiterhin mit vollem Einsatz zu verfolgen.
Wenn eine erfolgversprechende Idee wie FoodLoop mit einem kompetenten Team und einer verständlichen, emotionalen und einprägsamen Präsentation auftrumpft, gewinnt man letztendlich auch Wettbewerbe.
Dies wiederum gibt mediale Sichtbarkeit, fördert Netzwerke, drückt sich in Glaubhaftigkeit und Vertrauen gegenüber potentiellen Kunden aus und ab und an gibt es das ein oder andere Preisgeld zu gewinnen, um das Unternehmen voranzutreiben.
Besonders die erhöhte Aufmerksamkeit, sowie die Unterstützung von Ben&Jerry´s und Ashoka sind für unser StartUp von Bedeutung, denn die Akzeptanz seitens der Öffentlichkeit sowie der Lebensmittelindustrie sind essentiell für den Erfolg von FoodLoop.
Welcher langfristigen Vision hat sich das Unternehmen verschrieben und gibt es neben Schlagzeilen als Gewinner von Preisverleihungen noch weitere, welche Ihr gern lesen würdet?
Unsere langfristigen Ziele sind sehr ambitioniert: Denn die Vision ist, dass bis 2020 alle Supermärkte der Welt mit FoodLoop ausgestattet sind, alle Stakeholder gemeinsam gegen Lebensmittelverschwendung kämpfen, ihr ineffizientes Chargenmanagement optimieren und authentisches Marketing betreiben.
Es gibt keine größere Chance, gleichzeitig den Welthunger und unseren ökologischen Fußabdruck zu adressieren, als die unnötig hohen Mengen an verschwendeten Lebensmittel zu verringern.
Dabei sind allein Kampagnen (z.B. „Zu gut für die Tonne“) die einseitig auf die Aufklärung der Verbraucher abzielen nicht zielführend, sondern es Bedarf gemeinsamer Bemühungen und unternehmerischer Verantwortung.
Bei FoodLoop sind wir davon überzeugt, dass die großen Lebensmittelmarken und Handelsketten umdenken und kreativ sein müssen, um sowohl ihren Mitarbeitern als auch den Verbrauchern ein positives Vorbild zu geben.
Daher freuen wir uns über jede Nachricht, die auf die Dringlichkeit der Thematik der Lebensmittelverschwendung aufmerksam macht, sowie jede entsprechende Bemühung seitens der Lebensmittelbranche dieses Problem anzugehen.
Über welche Marketing-Kanäle versucht Ihr die Menschen Eure Idee vom ressourcenschonenden Einkaufen näher zu bringen und sind eventuell direkte Kooperationen mit der Lebensmittelbranche geplant?
Getreu dem Motto mobile first sind wir vorrangig in den sozialen Medien online unterwegs.
Dazu kommen target marketing Kampagnen mit Werbemitteln vor Ort in dem jeweiligen Einzugsgebiet unserer Kunden (Supermärkte). Die Supermärkte platzieren das FoodLoop Branding proaktiv in Ihren Filialen und Mitarbeiter erklären das FoodLoop-Prinzip vor Ort und in Ihren Handelsflyern.
Als i-Tüpfelchen bieten wir dem Verbraucher in unseren Partnerfilialen „Curated Shopping“ Erlebnisse, in Zusammenarbeit mit Chefköchen und Ernährungswissenschaftlern. Hiermit wollen wir unseren Beitrag zu einem nachhaltigen Einkaufs- und Ernährungsverhalten leisten.
Im Allgemeinen verfolgen wir eine direkte Markteintrittsstrategie und begeben uns selbst als die FoodLoop Multipartner-Plattform in den anvisierten Markt Lebensmittelhandel, um mit unserem Namen aufzutreten und bevorzugt exklusive Kooperationen mit größeren Einzelhandelsketten anzustreben.
Hierbei werden wir mit großem Engagement durch die Netzwerke von GS1 Germany, SAP, der EU und der Marketingagentur Ogilvy unterstützt. Eine zeitnahe Pilotierung auf Basis des GS1 Databar, ist mit der Handelskette COOP in der Slowakei geplant.
Da diese den Databar bereits als eine der ersten größeren Handelsketten, erfolgreich auf einer Vielzahl von Frischeprodukten verwendet.
Obwohl Großkonzerne meist eine direkte Markteintrittsstrategie verfolgen, da sie in der Regel genügend Ressourcen und Erfahrung für vergleichbare Aktionen zur Verfügung haben, erachten wir diesen Weg als Startup Unternehmen nach gesicherter Finanzierung mit Partnern wie GS1 Germany, COOP (Slowakei), Target (USA) oder Plusfresc (Spanien) als den Richtigen.
FoodLoop hat ja bereits einige Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Gibt es einen besonderen Ratschlag, den auch andere Gründer beherzigen können, um besser wahrgenommen zu werden?
Jeder Gründer sollte mit vollem Einsatz und Leidenschaft bei der Sache sein. Persönlich habe ich große Freude dabei, FoodLoop mit der Welt zu teilen. Einen Pitch kann man nicht oft genug üben. Und wer erfolgreich sein will muss nicht nur üben, sondern auch hart und smart arbeiten!
Allein die Teilnahme an Ideen- und Gründerwettbewerben sind m.E. unentbehrliche Lehrstunden für Jungunternehmer: Auszeichnungen bestätigen einerseits, gerade zum Anfang einer Idee, dass zumindest ein gewisser Kreis an Unterstützern die Idee und den Innovationsgrad gut heißen. Es gibt den sg. „Mom-Test“, der besagt, das vor Allem Mütter Ihren Kindern vorgauckeln, alles was Sie machen sei toll.
Auf Wettbewerben bekommt man im Gegensatz reelles Feedback von Experten und unterzieht seine Idee einem ersten Realitätscheck, wenn man den Bedarf für die neue Lösung nicht bereits im Vorfeld (Was jeder Gründer tun sollte!) durch Kundeninterviews validiert hat.
Zum Abschluss bitte noch ein paar Worte zu den Initiatoren von FoodLoop und ihren persönlichen Werdegang?
Christoph Müller-Dechent ist der Gründer und Geschäftsführer der FoodLoop GmbH. Er hat Kultur und Sportwissenschaften sowie Medienwissenschaft und Medienmanagement an der Universität Bremen und der Universität zu Köln studiert.
Er hat drei Jahre praktische Berufserfahrung als Produzent in der internationalen Medienlandschaft in Los Angeles und Hong Kong sammeln dürfen. Unter anderem war er für den TV-Sender KTLA Channel 5 in Los Angeles und als Produzent bei Bigfoot Productions tätig.
Er ist für alle wichtigen strategischen Entscheidungen verantwortlich und ist mit Partnern wie SAP, GS1 und vielen großen Einzelhandelsketten im regen Austausch um den Erfolg von FoodLoop stetig voranzutreiben.
Neben Christoph gehören Frau Silke Beaucamp und Dr. Guido Loyen zu den Gesellschaftern der FoodLoop GmbH. Als Unternehmensberaterin steht Frau Beaucamp mit dem Schwerpunkt Personalberatung dem Gründerteam seit November 2012 zur Verfügung. In ihrer Funktion als akkreditierter HTGF-Coach begleitet und berät sie seit mehreren Jahren Startups in der Geschäftsentwicklung und bei Personalrekrutierung.
Herr Dr. Loyen hat frühzeitig das Potential des Gründungsvorhabens erkannt und sich als Businessangel mit einer Anschubfinanzierung beteiligt.
Mehrad Rafigh, Fabian Meyer und Marcel Schaeben sind für jegliche IT-Themen bei FoodLoop zuständig, sie erstellen die Schnittstellen zu den ERP Systemen der Supermärkte, die Website sowie Back- und Frontend der verschiedenen Apps. Alle drei haben an der Universität zu Köln studiert.
Mehrad Rafigh ist der technische Leiter von FoodLoop, als Absolvent der Wirtschaftsinformatik beherrscht er unter anderem die Programmiersprachen Java, C#, Objective-C, sowie die Skiptsprachen HTML 5, CSS und JavaScript.
Fabian Meyer studiert Medienwissenschaften und Informationsverarbeitung und hat bereits erste Gründungserfahrung gesammelt. Marcel Schaeben hat IT Erfahrung durch seine Arbeit als Software und User Interface Entwickler am „Cologne Center for eHumaties“. Vor seinem Studium „Multimedia Arts and Cultural Heritage Studies“ an der Universität zu Köln hat er bereits Philosophie und Erziehungswissenschaften an der Universität Aachen studiert.
Das Team wird von Florian Ertel und mir, Tobias Müller-Dechent ergänzt. Wir sind zuständig für Business Development, Marketing und Kommunikationsthemen.
Ich habe Soziologie an der Universität Bremen studiert und Berufserfahrungen in der Immobilienbranche, sowie bei diversen Projektbeteiligungen im Bereich des Online Marketing gesammelt.
Florian Ertel hat durch seine Tätigkeiten bei BMW und MAN praktische Erfahrungen im Bereich Controlling, Marketing und Prozessoptimierung.
Studiert hat er Betriebswirtschaftslehre mit dem Schwerpunkt Unternehmensentwicklung an der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg, der Universität zu Köln, der Universität Valencia sowie an der Business School des „Korean Advanced Institute of Science and Technology“.
Wo bekomme ich diese app…und funktioniert diese auch Berlin Deutschland? Mfg.myer
Direkt mal auf der Seite von FoodLoop vorbeisurfen… ;-)