Echtes Feedback zur Geschäftsidee ist das A und O für eine erfolgreiche Unternehmensgründung. Damit junge Gründer schnellstmöglich und kostengünstig eine Rückmeldung über das vorhandene Potential von ihrer relevanten Zielgruppe erhalten, haben Catharina Hofmeister und Nikolaus Fischer IdeaCheck ins Leben gerufen. Mit ihrem Startup bringen sie Startups schneller auf die richtige Spur.
Nikolaus, kurz und knapp: Pitche Eure Geschäftsidee?
Mit IdeaCheck.io kann man Geschäftsideen von der jeweils passenden Zielgruppe bewerten lassen und dadurch direktes Feedback von potentiellen Kunden bekommen. Land, Demographie und Anzahl der Teilnehmer sind dabei frei wählbar. Junge Gründer erhalten durch IdeaCheck.io einen bezahlbaren Zugang zu Marktforschungstools, die sonst häufig großen Unternehmen vorbehalten sind.
Der Prozess läuft so ab, dass wir – basierend auf der Idee – einen Fragebogen entwerfen und dem Nutzer innerhalb von 48 Stunden einen Bericht mit den Ergebnissen per E-Mail zuschicken. Dieser beinhaltet einen Benchmarking-Report, der die Ergebnisse der jeweiligen Idee mit denen von allen anderen Ideen, die bereits über unsere Website bewertet wurden, vergleicht.
Unsere Nutzer bekommen so einen guten Eindruck davon, wie vielversprechend ihre Idee wirklich ist.
Was genau war der Auslöser für den Start in ein eigenes Business?
Ich habe immer viele Ideen und bitte meine Freunde daher häufig um Feedback. Irgendwann gingen mir die Freunde aus, die bereit waren, sich mit meinen Ideen zu beschäftigen.
Aus meinen Statistik-Kursen an der Uni wusste ich auch, dass es einen sogenannten „Interviewer Bias“ gibt, wenn man Freunde und Familie um Feedback bittet: Deine Freunde möchten dich nicht enttäuschen und bewerten deine Idee daher positiver als sie es tun würden, wenn ein Fremder dieselbe Idee äußern würde.
Außerdem ist es sehr wahrscheinlich, dass deine Freunde nicht unbedingt zu deiner Zielgruppe gehören. Natürlich ist es trotzdem wichtig, ihre Meinung zu erfahren – es ist nur kein guter Ersatz für die sehr wichtige Erkenntnis, ob die Zielgruppe sich von der Idee angesprochen fühlt.
Ich hätte natürlich auch für jede meiner Ideen ein „minimal viable product“ (MVP) entwickeln können, um so mögliches Interesse zu erkennen, wie es viele Startup-Bücher vorschlagen. Allerdings bin ich der Meinung, dass man keine wertvolle Zeit investieren sollte, bevor man überhaupt weiß, ob jemand an der Idee interessiert ist. Die Plattform habe ich also teilweise auch entwickelt, um mein eigenes Problem zu lösen.
Was macht das Geschäftsmodell einzigartig – was ist der USP?
IdeaCheck.io bietet professionelle Konsumenten-Panels zum günstigen Preis an. Zusätzlich übernehmen wir die Erstellung eines aussagekräftigen Fragebogens. Da meine Mitgründerin und ich uns beide in unseren Doktorarbeiten umfassend mit Statistik beschäftigt haben, konnten wir diesen Fragebogen wissenschaftlich validieren.
Ein Vorteil der Nutzung einer Plattform wie IdeaCheck.io im Vergleich dazu, selbst eine Umfrage zu starten, ist es außerdem, dass eine große Anzahl an Ideen miteinander verglichen werden können.
Das bedeutet, dass der Nutzer zum Beispiel nicht einfach nur das Ergebnis „3,6/5“ für die Originalität seiner Idee erhält, sondern wir ihm auch mitteilen können, ob dies im Vergleich zur Gesamtheit aller Ideen ein „gutes“ Ergebnis ist oder nicht.
Wir hatten bereits Kunden, die unseren Bericht dazu genutzt haben, ihre Glaubwürdigkeit in Gesprächen mit Investoren zu erhöhen, wenn es noch keine Umsatzzahlen gab.
Wo siehst Du die Zielgruppe bzw. wer sind die Wunschkunden?
Grundsätzlich richten wir uns an drei Zielgruppen: Gründer, die die Meinung ihrer potentiellen Kunden zu einer Geschäftsidee wissen möchten, Investoren, die Startup-Ideen bewerten möchten, und Firmen, die neue Produktideen validieren möchten. Von diesen drei Gruppen haben wir uns zunächst auf Gründer konzentriert.
Potentielle Gründer haben oft viele Ideen. Oft ist aber die Umsetzung einer Idee schon von Beginn an mit hohen Kosten verbunden. Wir möchten denjenigen eine bezahlbare Lösung bieten, die sich fragen, ob ihre Idee „gut genug“ ist, um sie zu verwirklichen.
Wie viel Geld wurde bis zum Start investiert und wie lange war die Vorlaufzeit?
Zunächst bestand die Seite lediglich aus einem gehypten Kontaktformular. Wir haben die Umfragen manuell über die Homepage eines externen Panel-Anbieters erstellt. Da ich alles selbst programmiert habe, brauchten wir nur einige Tage, bis wir startklar waren.
Als die Zahl der Bestellungen im ersten Monat wuchs, habe ich angefangen, die Website zu professionalisieren und die Erstellung der Umfragen zu automatisieren. Dazu nutzen wir die API eines professionellen Konsumentenpanels. Durch das Panel ist es uns möglich, die Zielgruppe über Alter, Geschlecht und Herkunft noch weiter einzugrenzen.
Ich habe diese Zusatzfunktionen an ein paar Wochenenden programmiert, daher mussten wir bisher kein Geld investieren. Insgesamt hat die Entwicklung ungefähr einen Monat gedauert.
Wie sieht es mit der Einnahmeseite aus – auf welchen Weg werden Geldrückflüsse erzielt?
Wir bieten drei Pakete an, die sich vor allem in der Anzahl der Befragten unterscheiden, die ihr Feedback zu der Idee abgeben. Das kleinste Paket umfasst 25 Antwortende, das größte 100. 25 Teilnehmer geben dem Nutzer einen ersten Eindruck davon, ob er „an etwas Großem dran ist“.
Ein statistisch signifikantes Ergebnis kann allerdings erst mit 100 Teilnehmern erzielt werden. Die meisten Nutzer wählen das Paket mit 50 Teilnehmern, da es ein guter Mittelweg ist. Unsere internen Ausgaben für jede Bestellung variieren je nach der gewählten Zielgruppe.
Unser Panel-Anbieter verlangt mehr für eine sehr spezifische Auswahl wie „Frauen, 25-30 Jahre, aus Mexiko“ als für „Männer und Frauen, 18-65 Jahre, aus den USA“. Wir nutzen PayPal, um eingehende Zahlungen abzuwickeln.
Welche Werbe- bzw. PR-Aktion hat bis dato für den größten Bekanntheitsschub gesorgt?
Wir haben unser Angebot auf Seiten wie Reddit und ProductHunt gepostet und allein über diesen beiden Seiten in der ersten Woche einige Bestellungen bekommen. Außerdem beantworten wir hin und wieder Fragen auf Quora, wenn Nutzer wissen möchten, wie sie eine Geschäftsidee validieren können.
Bei Quora und ähnlichen Seiten ist es wichtig, dass man wirklich hilfreiche Antworten postet, die dem Fragenden tatsächlich weiterhelfen, statt dass man nur einen Link zur eigenen Seite postet, was (richtigerweise) heruntergewählt wird. Wenn man sich daran hält, ist Quora jedoch ein wertvoller Vermarktungskanal, der bisher noch wenig genutzt wird.
Welche Vision verfolgt ihr und welche Schlagzeile würdest Du gern mal über das Unternehmen lesen?
Wir möchten mit IdeaCheck.io vor allem jedem ermöglichen, kostengünstigen Zugang zu professionellen Marktforschungstools zu erhalten. Unsere Vision ist es, dass IdeaCheck.io die „GoTo“-Website für jeden wird, der eine Geschäfts- oder Produktidee hat und bei uns Einblicke erhält, die wirklich hilfreich bei der Entscheidung sind, ob die Idee weiterverfolgt werden sollte.
Wir möchten, dass sich niemand mehr blindlings in eine Idee stürzt und erst nachdem bereits viel Zeit (die wertvollste Ressource überhaupt!) und eventuell auch Geld investiert wurde, bemerkt, dass eigentlich kaum jemand von der Idee wirklich begeistert ist und das Produkt oder die Dienstleistung haben möchte.
Eine Schlagzeile, die ich gern mal über das Unternehmen lesen würde, wäre also zum Beispiel: „Ideacheck.io – das beste Tool für Gründer in der Startphase“
Auf welche 3 Tools/Apps kannst Du bei der täglichen Arbeit keinesfalls verzichten und warum?
- Dropbox: Unverzichtbar, um schnell mit Leuten innerhalb oder außerhalb deines Unternehmens Dateien teilen zu können.
- Slack: Das perfekte Chat-Tool für die interne Kommunikation, egal ob am PC, als Web-App, oder von allen mobilen Plattformen aus.
- Trello: Im hektischen Arbeitsalltag hat es sich für mich bewährt, die Aufgaben in Arbeitspakete zu unterteilen und nach dem Kanban-Prinzip abzuarbeiten. Dazu ist ein flexibles webbasiertes Tool wie Trello sehr hilfreich.
Was bedeutet für Dich persönlich Erfolg – worauf kommt es wirklich an?
Erfolg bedeutet für mich, sich immer weiterzuentwickeln. Was das Startup betrifft, meine ich damit natürlich Wachstum und die ständige Verbesserung des Service. Ganz besonders empfinde ich es aber als Erfolg, sich auch persönlich weiterzuentwickeln und immer neue Aufgaben und Herausforderungen meistern zu können.
Dementsprechend empfinde ich Stillstand als Misserfolg. Auch damit meine ich nicht nur Stillstand in Bezug auf die Nutzerzahlen, sondern auch in Bezug auf die eigene Person. Ich könnte mir nicht vorstellen, ein erfülltes Arbeitsleben zu führen, wenn meine Aufgaben über eine lange Zeit völlig gleich blieben.
Das ist auch eines der Dinge, was mir an einem Startup so gut gefällt: Man entwickelt sich mit dem Unternehmen immer weiter, die Aufgaben verändern sich naturgemäß und man steht immer wieder vor neuen Herausforderungen.
Welchen Fehler würdest Du aus der eigenen Erfahrung heraus jungen Gründern ersparen?
Den Fehler, sich bei der Umsetzung einer Idee ausschließlich auf das Produkt zu konzentrieren und das Marketing zu vernachlässigen, würde ich jungen Gründern gerne ersparen. Wenn man sich für eine Geschäftsidee entschieden und ein Unternehmen gegründet hat, ist es völlig normal, dass man es kaum abwarten kann, mit der Produktentwicklung zu beschäftigen.
Schließlich ist das das Thema, für das man brennt – sonst würde (und sollte) man kein Unternehmen gründen. Es steht gleichzeitig außer Frage, dass ein gutes Produkt wichtig ist – auch für die spätere Vermarktung. Man darf dabei aber nicht vergessen, dass – ganz einfach gesagt – das beste Produkt sich aller Voraussicht nach nur schlecht verkaufen lassen wird, wenn kaum jemand davon weiß.
Junge Gründer sollten deswegen nach Möglichkeit schon parallel zur Produktentwicklung eine Marketingstrategie erarbeiten und eventuell schon erste Maßnahmen in verschiedenen Vermarktungskanälen in die Wege leiten. In jedem Fall sollte das bereits vor dem Launch passiert sein.
Je nach Geschäftsidee bietet sich hierfür an, Kontakte zu Influencern zu knüpfen oder relevante Messen und Events besuchen. Wenn man diese Vorgehensweise beherzigt, kann man wirklich Wachstum von Tag 1 erzielen.
Welche Frage sollte sich eine Gründerin bzw. ein Gründer mindestens einmal gestellt haben?
Ich denke, die wichtigste Frage, die sich Gründerinnen und Gründer stellen sollten, ist: „Gibt es genug Menschen, die meine Lösung brauchen?“ Damit ist im Idealfall nicht gemeint, ob es Leute gibt, die das Produkt „ganz nett fänden“ und eventuell gerne benutzen würden, sondern ob sie wirklich Geld dafür zahlen würden und es ein konkretes Problem löst.
Die Frage, die sich direkt daran anschließt und mindestens ebenso wichtig ist, ist: „Was ist der USP meiner Idee, der sie einzigartig macht?“.
Mit welchen drei Worten würdest Du dich selbst beschreiben?
Neugierig, zielstrebig, eigenständig.
Vielen Dank für sehr interessante und qualitativ hochwertige Inhalte und wichtige Dinge, die man sich merken sollte, wenn man an die Gründung eines eigenen Unternehmens denkt. Ich habe noch nie zuvor von Ideacheck gehört, aber ich würde es gerne ausprobieren.