Was machen zwei Unternehmer, wenn existierende Produkte auf Dauer nicht den gewünschten Nutzen bringen? Sie entwickeln ihre eigene Lösung. Insgesamt drei Jahre tüftelten die beiden Brüder dafür. Mit BillingEngine haben sie jetzt eine browserbasierte App auf dem Markt gebracht, die insbesondere Freiberufler und Selbstständige entlasten soll.
Herr Kleemann, kurz und knapp: Erklären Sie Ihre Geschäftsidee?
BillingEngine ist eine Cloud-Software zum Erstellen und Verschicken von Rechnungen. Die App ist browserbasiert und durchgehend „responsive“. Das heißt, sie passt sich flexibel an die jeweilige Bildschirmgröße an.
Was genau war der Auslöser für den Start eines eigenen Business?
Wir waren selbst Jahre lang auf der Suche nach einer Software, die einfach in der Bedienung ist und auf verschiedenen Geräten gleichermaßen funktioniert.
Die ersten Jahre haben wir unsere Rechnungen mit MS-Word erstellt, was jedoch ab einer bestimmten Anzahl Rechnungen pro Jahr keinen Sinn mehr ergibt. Beim Übertragen der Kundendaten von einer Rechnung zur nächsten passieren einfach zu viele Fehler.
Außerdem muss man am Ende des Abrechnungszeitraumes immer alle Rechnungen manuell zusammenrechnen, was sehr zeitaufwändig und fehleranfällig ist.
Wir entschieden uns also, ein professionelles Rechnungsprogramm zu entwickeln, mit dem nicht nur wir selbst unsere Rechnungen schreiben können, sondern auch andere.
Was macht Ihr Geschäftsmodell einzigartig – was ist der USP?
BillingEngine ist die einzige uns bekannte Rechnungs-Applikation, die durchgehend „responsive“ ist, das heißt sie passt sich flexibel an die jeweilige Bildschirmgröße an.
So können Freiberufler ihre Rechnungen nicht nur vom Büro aus verschicken, sondern auch von unterwegs.
BillingEngine ist außerdem extrem einfach in der Bedienung. Man muss kaum Einstellungen vornehmen und hat relativ schnell die erste Rechnung erstellt.
Wo sehen Sie Ihre Zielgruppe bzw. wer sind Ihre Wunschkunden?
Unsere Zielgruppe sind junge Freiberufler und Selbstständige, die gerade erst beruflich voll durchstarten und auf der Suche nach einer einfachen und modernen Rechnungslösung sind.
Typische Beispiele sind freiberufliche Webdesigner, Texter, Journalisten und Übersetzer.
Da BillingEngine von Haus aus in zwei Sprachen daherkommt (und noch weitere in Planung sind), ist es auch für international tätige Kleinunternehmer sehr interessant.
Wie viel Geld wurde bis zum Start investiert und wie lange war die Vorlaufzeit?
Geld haben wir für die Entwicklung von BillingEngine fast gar keines ausgegeben, was sicherlich ungewöhnlich ist für ein Startup. Das einzige, was wir im großen Stil investiert haben, ist unsere eigene Arbeitskraft.
Da mein Bruder und ich Inhaber einer kleinen Webdesign-Agentur hier in Hamburg sind, verfügen wir ohnehin über viel Erfahrung in der Durchführung von Softwareprojekten.
Allerdings mussten wir über einen Zeitraum von drei Jahren hinweg auch jede Woche Entwicklungsressourcen dafür bereitstellen. Mit anderen Worten: Wir mussten andere, teils lukrative Webdesign-Projekte ablehnen, um BillingEngine fertigstellen zu können.
Diesen verlorenen Umsatz finanziell zu beziffern ist uns aber bisher nicht gelungen.
Wie sieht es mit der Einnahmeseite aus – auf welchem Weg werden Geldrückflüsse erzielt?
Einnahmen erzielen wir durch unsere Nutzer, die in einen unserer zahlungspflichtigen Tarife wechseln.
Unser „Premium“-Tarif beispielsweise kostet 10 Euro pro Monat (oder 100 Euro im Jahr) und ermöglicht es dem Nutzer pro Monat bis zu 100 Rechnungen zu erstellen.
Auch Fremdwährungen und ein umfangreiches Mahnwesen stehen dem Benutzer dann zur Verfügung.
Welche Werbe- bzw. PR-Aktion hat bis dato für den größten Bekanntheitsschub gesorgt?
Die erfolgreichste Werbeaktion war sicherlich der Newsletter, der unsere Freunde und Bekannten kurz nach dem offiziellen Start von BillingEngine Anfang Juni 2015 erreicht hat.
Viele haben sich daraufhin ein Benutzerkonto eingerichtet und begonnen erste Rechnungen zu schreiben.
Welche Vision verfolgen Sie und welche Schlagzeile würden Sie gern mal über Ihr Unternehmen lesen?
Unsere Vision ist es, dass jungen Selbstständigen die Angst vor dem Schreiben von Rechnungen mit professionellen Tools genommen wird.
Rechnungen zunächst mit MS-Word oder -Excel zu erstellen, mag für viele den ersten Schritt darstellen. Aber sobald man mehrere Rechnungen auf diese Weise erstellt hat, merkt man schnell, dass man aufs falsche Pferd gesetzt hat.
Es ist einfach zu mühsam die Beträge am Ende des Quartals zu addieren. Und auch optisch machen diese Rechnungen meist wenig her. Wir wünschen uns, dass mehr Leute dies erkennen und dann vielleicht auf unsere Lösung zurückkommen.
Auf welche 3 Tools/Komponenten können Sie bei der täglichen Arbeit nicht verzichten und warum?
1. Mein MacBook: Weil es so schön anzuschauen und so herrlich einfach zu bedienen ist.
2. BillingEngine: Kein Witz. Weil Rechnungen schreiben damit einfach Spaß macht.
3. Meine Visitenkarten: Weil Papier manchmal einfach doch reeller und beständiger ist als eine E-Mail.
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg – worauf kommt es wirklich an?
Erfolg bedeutet für uns auf auf jeden Fall mehr als nur Geld zu verdienen. Erfolg ist für uns, unabhängig zu sein von Arbeitgebern, die einem einen festen Tagesablauf diktieren wollen.
Arbeiten zu können wann und wo wir wollen, ist ein Luxus, den wir uns hart erarbeitet haben und auf den wir stolz sind.
Wenn Kunden uns berichten, dass BillingEngine kinderleicht zu bedienen ist und kaum Einarbeitungszeit erfordert, dann ist das für uns der Inbegriff von Erfolg.
Welchen Fehler würden Sie aus ihrer Erfahrung heraus jungen Gründern ersparen?
Bei BillingEngine sind uns größere Fehler im klassischen Sinne bisher glücklicherweise erspart geblieben.
Wir haben aber durchaus Freunde und Bekannte, die bei der Gründung ihrer Firmen teils gravierende Fehler gemacht haben.
Grundsätzlich finden wir: Scheitern ist überhaupt nichts schlimmes. Man muss in Deutschland endlich davon wegkommen, Scheitern als Makel zu empfinden.
In den USA oder England (wo mein Bruder und ich Jahre lang gelebt haben), gehört es fast zum guten Ton, auch ein paar Mal zu scheitern bevor man mit einer Idee Erfolg hat.
Man sollte sich auch hüten, ausschließlich auf den Rat von Familienmitgliedern zu setzen. Besonders Eltern sehen die eigenen Kinder am liebsten in einer Festanstellung, da diese in der Gesellschaft als besonders sicher angesehen gilt.
Dabei ist man bei einer Festanstellung einem einzigen Arbeitgeber ausgeliefert, wohingegen ein erfolgreicher Selbstständiger oft viele Kunden hat, die regelmäßig mit Aufträgen locken.
Welche Frage sollte sich eine Unternehmerin bzw. ein Unternehmer mindestens einmal gestellt haben?
Macht es Sinn, was du da vor hast? Würdest du dein eigenes Produkt kaufen?
Mit welchen drei Worten würden Sie sich selbst beschreiben?
Zielstrebig, durchorganisiert, kundenorientiert