Als Neobroker vor gut fünf Jahren auf den Markt kamen, hat sie keiner so richtig ernstgenommen. Kleine Startups mit irgendeiner schicken Börsen-App wollen Banken Konkurrenz machen?
Undenkbar, sagst du? Falsch gedacht!
Was als Sturm im Wasserglas angefangen hat, ist mittlerweile dabei, den Banken ganz schön das Investment-Geschäft zu vermiesen, indem die Neobroker immer mehr Kunden für sich gewinnen. Dabei machen sie einige Dinge fundamental anders als die großen Bankhäuser, und haben damit so richtig Erfolg.
Handeln zu sehr günstigen Gebühren
Ohne ein Wertpapierdepot, wo Aktien und Co. verwahrt werden, kannst du nicht an der Börse handeln. Wenn du schon einmal ein solches Aktiendepot bei einer Filialbank eröffnet hast, weißt du sicherlich, dass dafür jährliche Gebühren anfallen. Außerdem greifen sich die Banken bei jeder Order, die du tätigst, eine Provision ab.
Bei vielen Direktbanken dagegen ist immerhin die Depotführung kostenlos. Teils saftige Ordergebühren fallen aber auch dort an.
Und genau hier setzen die Entwickler von Neobrokern an. Zum Selbstverständnis gehört ein kostenloses Wertpapierdepot. Die Ordergebühren bei Neobrokern sind im Vergleich zu Banken sehr gering. Je nachdem, an welchem Börsenplatz du handeln möchtest, ist eine Order sogar ganz kostenlos.
Für Investoren, die jeden Tag eine sehr hohe Orderfrequenz haben, sind Neobroker daher fast die einzige Alternative, um die Gebühren auf einem niedrigen Niveau zu halten.
Wie finanzieren sich Neobroker?
Jetzt fragst du dich wahrscheinlich, wo dabei der Haken ist und wie sich diese kleinen Unternehmen das leisten können, ihre Dienste fast zum Nulltarif anzubieten. Das ist eine berechtigte Frage.
Neobroker bieten ihren Kunden oft als einzige Möglichkeit nur den außerbörslichen Handel an. Im Vergleich zum Handel an den klassischen Börsenplätzen fallen im Direkthandel (wie der außerbörsliche Handel auch bezeichnet wird) keine Makler-Courtagen und Börsenplatzgebühren an, die dem Kunden in Rechnung gestellt werden.
Außerdem bekommen die Anbieter von Neobrokern für jede Vermittlung einer Order eine Provision vom Börsenplatzbetreiber. Das heißt, je mehr Orders vermittelt werden, desto mehr Geld nehmen die Neobroker-Firmen ein. Da die kleinen Unternehmen im Vergleich zu Banken eine sehr schmale Kostenstruktur haben, können sie sich auf diese Weise finanzieren.
Börsenhandel für jedermann
Der Handel an der Börse ist mittlerweile sehr stark im Aufwind, selbst im eher börsen-konservativen Deutschland. Der Grund dafür ist einfach: Es gibt kaum noch lukrative Anlagemöglichkeiten, die risikoarm sind und langfristig Rendite abwerfen. Daher zieht es nun immer mehr Menschen – vor allem auch Jüngere, welche fürs Alter vorsorgen wollen – an die Börse.
Die technikaffine, jüngere Generation findet sich schnell in den Neobroker-Apps zurecht. Dass so auch unterwegs immer der Blick aufs Depot möglich ist und Orders aufgegeben werden können, wird von vielen geschätzt.
Mit dem Aufkommen des sogenannten „Social Trading“, wo Börsenexperten in sozialen Netzwerken oder Online-Foren ihre Portfolios offenlegen, sodass andere Investoren die erfolgversprechenden Anlagestrategien kopieren können, fühlen sich vor allem Einsteiger sicherer und tasten sich so an den Börsenhandel heran.
Das Kölner Unternehmen nextmarkets, zum Beispiel, bietet in seinem gleichnamigen Neobroker seinen Kunden sogar ein kostenloses Coaching an. Kunden werden hier regelmäßig mit Informationen und Wissen von Börsenexperten versorgt.
Manuel Heyden, Geschäftsführer von nextmarkets, sagt hierzu: „Neulinge gehen laut zahlreichen wissenschaftlichen Untersuchungen systematisch zu viel Risiko ein. Ohne ein ordentliches Money- und Risikomanagement sollte kein Anleger an der Börse handeln. Unseren Kunden stellen wir zusätzlich zahlreiche Coaches und Trainer zur Verfügung, die ihnen viel Expertise an die Hand geben – natürlich kostenlos.”
Damit gerät noch eine starke Säule, die herkömmliche Filialbanken bisher zu bieten hatten, ins Wanken: die Bankberater. Durch das frei im Internet zirkulierende Wissen rund um Investitionen und den Börsenhandel wird das Beratungsangebot der Banken in diesem Bereich immer überflüssiger.
Wenn du nur kleine Summen an der Börse investieren oder den Handel dort mit einem kleinen Betrag erst einmal ausprobieren willst, kannst du das bei herkömmlichen Banken oft gar nicht tun. Der Grund: es gibt eine Mindestinvestitionshöhe, wenn man eine Order aufgeben möchte.
Bei vielen Neobrokern gibt es diese Hürde nicht. Manche Neobroker wie u.a. auch nextmarkets bieten sogar Fractional Trading an. Damit hast du die Möglichkeit, nur einen Bruchteil einer Aktie zu erwerben. So kannst du zum Beispiel an der Kursentwicklung der zurzeit sehr hochnotierten Amazon-Aktie (3100 US-Dollar, Stand: 19.11.2020) teilhaben, ohne dass du gleich ein ganzes Stück davon kaufen musst.
Innovationen zeichnen einen guten Neobroker aus, sagt auch Manuel Heyden, Gründer und CEO von nextmarkets. „Mit einem weiteren selbstentwickelten Geldmarktprodukt, dem Spar CFD trotzen wir bei nextmarkets z.B der Nullzins-Politik. Der Spar CFD macht sich den Unterschied zwischen dem deutschen und dem US-amerikanischen Leitzins zunutze. Anleger profitieren hier von der sogenannten Marktpreisinflation, solange der amerikanische Leitzins höher liegt als der deutsche. Die Rendite liegt hier seit Mitte des Jahres auf 1,25 Prozent.”