Spannungen und Konflikte im Team sollten bei der Teamarbeit nach Möglichkeit vermieden werden, treten jedoch früher oder später in jeder Arbeitsgruppe einmal auf.
Mit negativen Folgen: Teamkonflikte belasten die Stimmung unter den Mitarbeitern und mindern die Produktivität eines Unternehmens. Führungskräfte sind daher besonders gefragt, Konflikte im Team frühzeitig zu erkennen und zu lösen. Wie das Konfliktmanagement gelingt, erklären wir im Folgenden.
Was ist ein Konflikt?
Zunächst stellt sich die Frage: Was ist überhaupt ein Konflikt und wodurch zeichnet er sich aus?
Ein Konflikt tritt immer dann auf, wenn gegensätzliche Meinungen, Gefühle und Interessen aufeinandertreffen und von einem oder allen Beteiligten als unüberwindbar empfunden werden. Mitunter handelt es sich bei einem Konflikt um ein einfaches Missverständnis. Im Falle eines Missverständnisses ist die Konfliktsituation noch wenig emotional und der Konflikt kann durch offene Kommunikation schnell aus der Welt geschaffen werden.
Klärt sich das Missverständnis als Ursache des Konflikts jedoch nicht auf, kann hieraus auch ein handfester Streit mit hoher Emotionalität erwachsen.
Einen besonderen Fall stellen Konflikte zwischen Mitarbeitern am Arbeitsplatz dar: Diese beeinträchtigen die Teamarbeit und den Erfolg des Unternehmens. Sind mehrere Teammitglieder in einen Konflikt verwickelt, bilden sich schnell verschiedene Lager und es droht eine Eskalation.
Beispiele für Teamkonflikte
Teamkonflikte können ganz unterschiedliche Ursachen haben und zwischen verschiedenen Konfliktparteien ablaufen – sei es ein Konflikt zwischen zwei Kollegen, innerhalb des gesamten Teams oder zwischen Führungskraft und Mitarbeiter. Die folgenden Beispiele für Konflikte treten besonders häufig auf:
- Sachkonflikt: Bei einem Sachkonflikt herrscht eine Meinungsverschiedenheit über eine konkrete Sache oder Vorgehensweise. So geht ein Mitarbeiter beispielsweise davon aus, dass ein Programm auf eine bestimmte Weise genutzt werden sollte, während sein Kollege sich die Anwendung anders vorstellt.
- Wertekonflikt: Einem Wertekonflikt liegen verschiedene Vorstellungen zu Politik, Religion und Gesellschaft zugrunde. Äußert ein Mitarbeiter Kritik an einer politischen Entscheidung oder einem gesellschaftlichen Zustand, kann dies einen Konflikt mit Kollegen anderer Ansicht auslösen. Dies gilt übrigens auch für die Werte innerhalb eines Unternehmens: Die Unternehmenspolitik und die vertretenen Unternehmenswerte können zu Teamkonflikten und Wertekonflikten zwischen Mitarbeitern und Führungskräften führen.
- Beziehungskonflikt: Beziehungskonflikte bezeichnen Meinungsverschiedenheiten auf persönlicher Ebene. Sind zwei Kollegen auch privat befreundet, können zum Beispiel private Konflikte in den Arbeitskontext überschwappen. Auch Sympathien spielen eine Rolle: Können sich zwei Teammitglieder nicht leiden und tragen dies offen zur Schau, kommt es häufig zu Konfliktsituationen. Neid, Misstrauen und im schlimmsten Fall Mobbing können Teil eines Beziehungskonflikts sein.
- Rollenkonflikt: Ein Rollenkonflikt tritt auf, wenn sich Mitarbeiter nicht einig sind, welche Aufgaben ihnen zustehen und wie viel Macht sie im Team besitzen. Häufig kommt es vor, dass sich ein gleichwertiges Teammitglied als inoffizielle Führungskraft versteht und bei der Teamarbeit bestimmen möchte. So kann es innerhalb des Teams und zwischen Team und Vorgesetzten zu Konfliktsituationen kommen.
Negative Folgen von Teamkonflikten
Teamkonflikte sollten so schnell wie möglich gelöst werden, denn wie eine Studie von PWC und der Europa-Universität Viadrina zeigt, gehen sie mit zahlreichen Kosten einher, unter anderem:
- Verringerte Produktivität
- Verminderte Ergebnisqualität
- Gedankliche Ablenkung der Mitarbeiter
- Vertrauensverlust in Vorgesetzte
- Kündigungen
- Geringere Attraktivität als Arbeitgeber
- Hoher Krankenstand
- Imageverlust bei Kunden
Insbesondere die Teamleiter und Führungskräfte sind somit in der Verantwortung, Konfliktmanagement zu betreiben und Konflikte im Team schnell zu lösen und zu verhindern.
Vorbeugung von Konflikten
Am besten ist es, wenn Konflikte gar nicht erst entstehen und Meinungsverschiedenheiten direkt gelöst werden können. Dazu sind folgende Punkte in der Teamentwicklung von großer Bedeutung:
Kommunikation
Wer regelmäßig, umfangreich und offen kommuniziert, verhindert Missverständnisse und eine Eskalation von Konfliktsituationen. Kommunikation im Team sollte daher wichtiger Bestandteil der Teamentwicklung sein. Professionelle Modelle und festgelegte Regeln im Team können genutzt werden, um die Kommunikation zu verbessern.
Im Idealfall leben die Führungskräfte offene Kommunikation vor, sind nahbar und erklären ihre Entscheidungen nachvollziehbar. Für den Austausch im Team sollte es regelmäßige Termine geben, damit Informationen nicht verloren gehen und jeder gehört wird. Vielen Konflikten und ihrer Eskalation kann im Arbeitsalltag so schon vorgebeugt werden.
Wertschätzung
Eine wertschätzende Unternehmens- und Teamkultur trägt ebenfalls zu einer Vermeidung von Konflikten bei. Fühlen sich alle Mitarbeiter von ihren Vorgesetzten geschätzt und ernstgenommen, gibt es weniger Unzufriedenheit, Groll oder Neid gegenüber Kollegen. Regelmäßiges Feedback und eine attraktive Vergütung bewirken dabei viel.
Auch innerhalb eines Teams sollte ein freundlicher und wertschätzender Austausch gepflegt und sich gegenseitig geholfen werden. Events zur Teamentwicklung und ein Vorleben durch die Führungskräfte begünstigen dies.
Partizipation
Partizipation, sprich Teilhabe, zum Beispiel an wichtigen Aufgaben und Entscheidungen hilft ebenfalls dabei, gewisse Konflikte zu vermeiden. Fühlen sich Mitarbeiter als gleichwertige Teammitglieder und haben den Eindruck, mitwirken und etwas gestalten zu können, kommt es weniger zu Rollenkonflikten und Teamkonflikte treten seltener auf.
Konflikte im Team lösen
Konnte die Entstehung eines Konflikts nicht verhindert werden, sollte dieser so schnell wie möglich gelöst werden. Damit das Konfliktmanagement gelingt, sollten Führungskräfte im Falle eines Teamkonflikts die folgenden Schritte befolgen:
- Schritt: Ist ein Eingreifen nötig?
Meinungsverschiedenheiten im Team treten häufiger mal auf und müssen nicht zwangsläufig etwas Negatives sein. Verschiedene Meinungen und Perspektiven können das Team auch bereichern, sich gegenseitig anspornen und zu neuen Lösungen und produktiven Arbeitsweisen beitragen. Bei einer kleinen Meinungsverschiedenheit oder einem Missverständnis sollten Vorgesetzte daher nicht sofort eingreifen. Das eigenständige Lösen eines Konflikts kann die Teamentwicklung voranbringen und den Zusammenhalt stärken. Ist eine selbstständige Konfliktlösung hingegen in weiter Ferne und droht der Konflikt zu eskalieren, sollte die Teamleitung eingreifen. - Schritt: Informationen einholen
Bevor der Konflikt von der Teamführung gelöst werden kann, muss klar sein, wer die Konfliktparteien sind und welchen Hintergrund der Teamkonflikt hat. Wie ist er entstanden, was ist bisher passiert, wo liegt der Kern des Konflikts? Dazu sollten Vorgesetzte allen Konfliktparteien und Beobachtern viele Fragen stellen und intensiv zuhören. Die Berichte sollten neutral aufgenommen und weder kommentiert noch bewertet werden. Mitunter sind bestimmte Ereignisse und Meinungsverschiedenheiten nur Symptom eines tieferliegenden Konflikts. Es kann also etwas dauern, bis die echte Ursache der Eskalation offenbart ist. - Schritt: Ein Konfliktgespräch führen
Nun geht es an die aktive Konfliktlösung: Alle Konfliktparteien sollten zu einem gemeinsamen Konfliktgespräch zusammenkommen. Wichtig ist hier, dass zu Beginn klare Regeln vereinbart werden: Jeder sollte den anderen aussprechen lassen und seine Wahrnehmung des Teamkonflikts in Ich-Botschaften vorbringen, ohne direkt anzuklagen. Voraussetzung für eine Lösung des Konflikts ist, dass alle auch zu einer solchen bereit sind. Die Führungskraft sollte daher zu einer Kosten-Nutzen-Analyse anregen und aufzeigen, welche negative Aspekte wie Stress, Wut, Arbeitsausfälle und Unwohlsein am Arbeitsplatz mit dem Teamkonflikt einhergehen. Wenn alle an der Konfliktlösung interessiert sind, ist diese leichter zu erreichen. - Schritt: Unterstützung von außen holen
Nicht jeder Teamkonflikt kann von der direkten Führungskraft oder dem übergeordneten Vorgesetzten gelöst werden. Häufig sind diese zu befangen oder stecken selbst unmittelbar im Konflikt. Als Vermittler eignen sie sich daher nur bedingt und könnten schlimmstenfalls sogar zu einer weiteren Eskalation des Konflikts beitragen. Hier sollten sich Unternehmen Hilfe von außen holen. Erfahrene Mediatoren und Vermittler können als Außenstehende Neutralität wahren und anhand bewährter Techniken mit allen Konfliktparteien auf eine Lösung hinarbeiten.
Fazit
Konflikte gehören zum Arbeitsalltag dazu und können ein Projekt sogar bereichern und voranbringen. Ein eskalierter Konflikt wirkt sich jedoch auf vielfältige Weise negativ auf das Unternehmen und seine Mitarbeiter aus. Zur Lösung eines Konflikts sind ein kontrolliertes Eingreifen der Führungskräfte und ein offenes Konfliktgespräch nötig. Ist dies nicht möglich, können außenstehende Profis eine Mediation zur Konfliktlösung durchführen.
Damit insgesamt weniger Konflikte entstehen, sollten Unternehmen besonderen Wert auf Kommunikation, Wertschätzung und Partizipation aller ihrer Teammitglieder legen.