Mit Lego Bausteinen haben bereits unsere Eltern ihre Welt nach eigenen Vorstellungen gestaltet. Nun macht Kinematics mit den Tinkerbots Bausteine sogar lebendig. Man kann den Selbstbau-Robotern auf einfachste Weise allerhand beibringen. Auch das diese bald Fliegen können, verrät Dr. Matthias Bürger im Interview mit meinstartup.com
Wie lässt sich die Businessidee von Kinematics kurz und prägnant auf den Punkt bringen?
Die Kinematics GmbH entwickelt, produziert und vertreibt Tinkerbots, einen modularen Robotik-Baukasten für Kinder und Erwachsene.
Tinkerbots ermöglicht Kindern ab 6 Jahren eigene Roboter zu bauen und intuitiv zu steuern.
Wann und wo ging das Unternehmen an den Start und warum gerade da?
Im Mai 2012 haben wir (Christian Guder, Leonhard Oschütz, Dr. Matthias Bürger) uns mit einem EXIST-Gründerstipendium in Leipzig angesiedelt und dort im Oktober 2013 die Kinematics GmbH gegründet.
Für Leipzig sprach vor allem die Lebensqualität mit niedrigen Mieten und der kulturellen Vielfalt.
Im Dezember 2013 haben wir ein erstes substanzielles Investment mit dem Frühphasenfonds Brandenburg und SevenVentures abschließen können. Damit verbunden war der Umzug nach Bernau bei Berlin.
Wobei kam Ihnen in den Sinn, aus einzelnen Modulen einen ganzem Roboterbaukasten zu entwickeln?
Die Idee stammt von Leonhard Oschütz der während seines Produktdesign-Studiums an der Bauhaus-Universität Weimar die Aufgabe hatte eine Wunschmaschine zu entwickeln.
Als „Adult Fan of Lego“ kam da für ihn natürlich nur ein Baukastensystem in Frage.
Was genau ist das Besondere an der Robotertechnik und sind die Baukästen beliebig erweiterbar?
Die Robotertechnik befindet sich in einer ähnlichen Phase wie die Computertechnik in den 1970er Jahren.
Es ist abzusehen, dass die Technik im Haushalt Einzug halten wird. Doch noch sind die genauen Anwendungen (bis auf Staubsaugen und Rasenmähen) unklar.
Wir glauben dabei an die Modulariatät von Robotiksystemen, die es erlaubt, Roboter den eigenen Bedürfnissen anzupassen.
Das besondere an Tinkerbots ist, dass wir Kindern (und Erwachsenen) auf einfachste Art und Weise ermöglichen nahezu unendlich viele Roboter zu bauen und intuitiv zu steuern, welche laufen, fahren und bald auch fliegen können.
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Welche Zielgruppe steht denn wirklich im Fokus – Kinder oder doch eher das Kind im Mann?
Die Kinder stehen schon im Fokus aber wir wollen die Eltern natürlich ebenfalls begeistern, was uns denke ich auch sehr gut gelingt.
Unser erklärtes Ziel ist es, ein gemeinsames Spielerlebnis für die gesamte Familie zu schaffen und dabei zeigt sich bspw. auch, dass Tinkerbots Mädchen und Jungs gleichermaßen anspricht.
Wieviel eigenes Kapital steckt eigentlich in dem Projekt und gibt es bereits erste Rückflüsse?
25.000 Euro stecken natürlich allein schon in der Stammeinlage der GmbH. Was wir darüberhinaus vor dem Investment für die Prototypenentwicklung aus eigener Tasche bezahlt haben, lässt sich im Nachhinein kaum noch beziffern.
Das war allerdings insgesamt ein nicht zu unterschätzender Betrag. Die ersten Einnahmen konnten wir im April/Mai 2014 verbuchen, als wir über Indiegogo Vorbestellungen für rund 800 Baukästen entgegennehmen und damit einen Umsatz von rund 300.000 USD verbuchen konnten.
Auf welche der bis dato errungenen Auszeichnungen sind Sie besonders stolz?
Vor allen Preisen ist da sicherlich das Investment zu nennen, weil das die größten Anforderungen gestellt hat.
Bei den Auszeichnungen sind es dagegen mehrere auf die wir sehr stolz sind, z.B. der CeBIT Innovation Award, der IKT Innovativ Preis oder der Weconomy Award von Handelsblatt und Wissensfabrik.
Welche langfristigen Ziele hat sich das Unternehmen gesteckt und wo soll der Robobaukasten binnen Jahresfrist stehen?
Mittelfristig wollen wir uns als Spielzeuganbieter etablieren und langfristig mit unserem System die Servicerobotik revolutionieren.
Binnen Jahresfrist wollen wir mit Tinkerbots signifikante Online-Verkäufe generieren und erste Kunden in ausgewählten Testgeschäften gewinnen.
Wurden bereits erfolgreiche Werbe- bzw. PR-Aktivitäten innitiert, die für einen richtigen Bekanntheitsschub gesorgt haben?
Im Vorfeld der Indiegogo-Kampagne haben wir in den USA viele Journalisten kontaktiert und waren dadurch in fast allen wichtigen Tech-Blogs vertreten, so z.B. in WIRED, GIZMODO, TECHCRUNCH, RECODE etc.
Es folgten Beiträge von Fernsehsendern wie ProSieben, MDR, RBB, Arte Creative oder auch News 12 Long Island in New York.
Daraufhin berichteten dann auch Magazine wie stern.de oder Spiegel Online. Selbst The Wall Street Journal erwähnte unsere Kampagne in einem Online-Artikel.
Was ist der beste Rat von einem Gründer an junge Unternehmer in der Startphase?
Der beste Rat ist, ein Produkt zu kreieren das es so noch nicht gibt, welches die Menschen begeistert und berührt; unbedingt an das eigene Konzept zu glauben und es trotzdem immer wieder in Frage zu stellen.
Abschließend bitte noch ein paar Worte zum Werdegang des Gründerteams:
Leonhard Oschütz ist der Erfinder von Tinkerbots und der kreative Kopf im Team. Als Kreativdirektor kümmert er sich um wichtige Themen wie Spielerlebnis oder neue Konzepte. Er hat Produktdesign an der Bauhaus-Universität in Weimar studiert wo er auch Christian Guder kennenlernte.
Christian Guder ist technischer Leiter bei Kinematics und verantwortlich für die Produktentwicklung. Er durchlief eine Ausbildung zum Industriemechaniker, studierte ebenfalls Produktdesign in Weimar und arbeitete u.a. als Design Engineer für Dyson in England.
Ich selbst, Matthias Bürger, bin der Geschäftsführer der Firma und in dieser Funktion für alle wirtschaftlichen Aspekte verantwortlich. Ich habe interkulturelles Management an der FSU in Jena studiert, war als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Ökonomik tätig und habe im Bereich Innovationsökonomik promoviert.