Unternehmenskonto für Gründer – Wie Gründer das richtige Konto für ihre Unternehmung finden

Wer ein Unternehmen gründet, muss sich um viele verschiedene Themen gleichzeitig kümmern. Zwischen verschiedenen Businessplänen, juristischen Überlegungen und Marketingideen geht so ein trockenes Thema wie „Was ist das richtige Konto?“ verständlicherweise schnell unter.

Dabei verschenken viele Startups hier unnötig Geld oder schaufeln sich bereits in einer sehr frühen Unternehmensphase ihr späteres Grab. Wie sie dieses Grab schaufeln und wie man das verhindern kann, erfährst du hier.

Ein Geschäftskonto – braucht man das?

Jein. Juristische Pflicht sind Geschäftskonten, die auf den Namen des Unternehmens laufen, nur für bestimmte Rechtsformen. Als Beispiele sind hier AG, UG und GmbH zu nennen.

Obwohl es also nicht immer eine rechtsrelevante Pflichtverletzung ist, kein separates Geschäftskonto zu haben, ist es für ausnahmslos alle Unternehmungen sinnvoll, eines einzurichten.

Unterschiedliche Konten bedeuten zwangsweise eine Trennung verschiedener Geldflüsse. Private von geschäftlichen Transaktionen zu trennen, vereinfacht die Buchhaltung erheblich.

Die meisten Jungunternehmen scheitern nämlich weder aufgrund mangelnder Kundschaft oder mangelnder Fachkompetenz. Der Großteil scheitert deshalb, weil niemand einen genauen Überblick über die Finanzen behält.

Um zumindest die Chance zu haben, das große Ganze überblicken zu können, ist ein separates Bankkonto für Geschäftstätigkeiten Pflicht.

Auch wenn sich Außenstehende, wie beispielsweise Investoren, Wirtschaftsprüfer oder der Steuerberater, die Kennzahlen des eigenen Betriebs angucken, wirkt es bedeutend professioneller, wenn man ein reines Geschäftskonto vorweisen kann. 

Welches Konto ist das Richtige?

Für den wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens legt ein passendes Geschäftskonto den Grundstein. Doch jeder Betrieb agiert anders und hat ganz eigene Bedürfnisse.

Ein Handwerker wird sein Konto bestimmt anders nutzen, als der Betreiber eines Online-Portals. Deshalb sind die Angebote an Geschäftskonten genau so vielseitig wie die Unternehmen, die sie nutzen.

Wer das für die eigene Unternehmung passende Konto finden will, sollte zwei Dinge tun: Zunächst sollte er sich genau überlegen, wofür genau er sein Konto brauchen wird und dann sollte er online Anbieter vergleichen.

Um herauszufinden, was das eigene Konto leisten soll und muss, kann man sich an diesen 10 Fragen orientieren:

  1. Für welche Rechtsform braucht man das Konto?
  2. Wie wichtig ist ein persönlicher Ansprechpartner in einer Filiale vor Ort?
  3. Wie viele Buchungen werden schätzungsweise monatlich stattfinden?
  4. Braucht man eine EC-/Kreditkarte?
  5. Wie wichtig ist Bargeldverkehr für den Betrieb?
  6. Wie wichtig ist Online-Banking für den Betrieb?
  7. Wie wichtig sind beleghafte/beleglose Buchungen für das Unternehmen?
  8. Wie wichtig ist eine Dispooption?
  9. Ist ein einzelnes Geschäftskonto langfristig ausreichend?
  10. Möchte man Unterkonten nutzen?

Jede dieser Fragen sollte man möglichst ausführlich und fundiert beantworten. Um eine bessere Antwort zu ermöglichen, werden im Folgenden einige Hintergründe zu jeder Frage beantwortet. 

Rechtsform

Keine Gründung kann stattfinden, ohne dass man sich gründlich Gedanken über die beste Rechtsform macht.

Die gewählte Rechtsform wirkt sich auch auf das Geschäftskonto aus: Wie bereits geschrieben, sind Geschäftskonten für einige Rechtsformen juristische Pflicht. Sie sind genau genommen für alle Unternehmen Pflicht, die doppelte Buchführung betreiben. Von Rechtswegen her sind das alle Unternehmen, die mindestens 60.000€ jährlich umsetzen oder einer bestimmten Rechtsform angehören.

Die Kosten für Kontoführung können gerade bei größeren Unternehmen schnell mehrere 100€-1000€ im Jahr betragen.

Wer sich für weniger streng reglementierte Rechtsformen entscheidet (wie Freiberufler oder GbR), hat in der Regel geringere Gebühren zu zahlen, wird allerdings bei Banken mehr Zinsen für Kredite zahlen müssen. 

Persönlicher Ansprechpartner

Je nachdem, welche Art von Unternehmung man plant und welche Vorlieben der Gründer hat, kann ein persönlicher Ansprechpartner bei einer Bank vor Ort entweder überlebenswichtig oder überflüssig sein.

Für viele Gründer ist die Bank erster Ansprechpartner, bei der sie bereits private Konten haben. Nicht wenige eröffnen dann auch direkt dort ihr Geschäftskonto.

Rein wirtschaftlich gesehen ist es allerdings bedeutend besser, verschiedene Angebote zu vergleichen, bevor man sich für einen Anbieter entscheidet. 

Buchungen

In der Regel gibt es zwei Varianten von Geschäftskonten. Eine Variante berechnet keine bis sehr wenig Grundgebühr und verlangt dafür einen bestimmten Betrag für jede einzelne Buchung.

Die zweite Variante funktioniert genau andersherum: Eine recht hohe Grundgebühr wird ausgeglichen durch sehr geringe Kosten pro Buchung.

Was hier sinnvoll ist, hängt absolut vom Einzelfall ab. Wer viele Geldeingänge und Geldabgänge auf seinem Geschäftskonto erwartet, muss eher auf niedrige Kosten pro Buchung achten.

Wer eher wenige Geldbewegungen benötigt, sollte Wert auf eine niedrige Grundgebühr legen.

Karten

Wer Betriebsbedingt öfter Dinge im Alltag bezahlen muss, wie Geschäftsessen, Zugfahrten oder Büroartikel, für den lohnt sich eine EC- oder Kreditkarte des Geschäftskontos.

Gerade viele günstige Anbieter geben diese Karten aber nur gegen sehr hohe Gebühren aus, was bei der Wahl des Kontoanbieters bedacht werden muss. 

Bargeldbedarf

Auch der Bargeldbedarf ist ein Stolperstein für die Geschäftskontenwahl. Besonders Direktbanken bieten häufig weder kostenlose Ein- noch Auszahlungen an.

Gerade wenn man beispielsweise in der Gastronomie arbeitet, ist es sehr ärgerlich, für tägliche Einzahlungen hohe Gebühren zahlen zu müssen. Auch die Auszahlung ist nicht bei jedem Konto und Anbieter kostenlos. 

Online-Banking

Die meisten Konten bieten mittlerweile Online-Banking an. Bei einigen ist es sogar die einzige Option, die kostenlos in jedem Modell enthalten ist.

Aber gerade weil es so viele Menschen nutzen und es so bequem ist, sollte man darauf achten, dass auch das eigene Geschäftskonto diese Möglichkeit bietet, oder für ihre Abwesenheit entsprechend anderweitig entschädigt. 

Beleghafte/Beleglose Buchungen

Wie wichtig beleghafte/beleglose Buchungen sind, ist auch abhängig vom Geschäftsmodell des jeweiligen Betriebs. Heutzutage sind beleghafte Buchungen zwar seltener als früher, trotzdem gibt es bestimmte Gruppen, die ausschließlich mit ihnen arbeiten.

Weil verhältnismäßig wenige Menschen mit beleghaften Buchungen agieren, werden sie bei der Kontenwahl oft vernachlässigt und sorgen im Nachhinein dann für hohe Kosten. 

Dispo

Gerade in der Gründungsphase kann ein Dispo überlebensnotwendig für Unternehmen sein. In dieser chaotischen Phase entstehen oft ungeplante Kosten.

Sie entstehen beispielsweise durch zusätzliche Beratungen beim Notar oder dem Steuerberater und sie betragen schnell einige 100€. Auch dann, wenn ohne Mitschuld des Unternehmens ein Kunde zu spät bezahlt, kann ein Dispokredit die Liquidität und den Fortbestand des Betriebs sichern. 

Kontobedarf

Mehrkontenmodelle kommen für immer mehr Unternehmen in Mode. Teilweise verwenden sogar Privatpersonen mindestens zwei Konten, um Geld zu sparen.

Ein Zweikontenmodell funktioniert so, dass auf einem Konto ausschließlich Geld eingeht und ein zweites Konto für die Ausgaben zuständig ist. Das zweite Konto wird immer nur mit dem notwendigen Mindestbetrag geführt, um nicht in Schulden zu rutschen.

Bei Unternehmen hat dieses Modell außerdem den Vorteil, dass man mit dem Geldeingangskonto bei Verhandlungen mit Banken oder Geschäftspartnern eine äußerst positive Bilanz vorzeigen kann. Je nach Bedarf und persönlicher Vorliebe kann man beliebig viele Konten integrieren. 

Unterkonten

Sie sind eine simple Variante des Mehrkontenmodells. Bei einem Konto wird ein Unterkonto geführt, auf welches monatlich ein bestimmter Betrag überwiesen wird.

Je nachdem wie man es möchte, kann man mit der eigenen EC- oder Kreditkarte entweder nur auf das Unterkonto oder nur auf das Hauptkonto zugreifen. Aus buchhalterischer Sicht betrachtet man dennoch sämtliche Geldeingänge und Geldausgänge als zum selben Konto gehörig.

Daher entfällt der Vorteil der positiven Bilanz im Vergleich zum Mehrkontenmodell, allerding sinkt auch der Kosten- und Verwaltungsaufwand.

Wer langfristig plant, profitiert

Wer als Gründer diese 10 Fragen für sich beantwortet, sollte nicht nur die aktuelle Situation im Blick haben, sondern bei der Wahl des Geschäftskontos ebenso an die zukünftige Unternehmensentwicklung denken.

Bei einem laufenden Betrieb das Geschäftskonto umzustellen, bedeutet einen unglaublichen Verwaltungsaufwand und Verzögerungen im Betriebsablauf.

Denn alle Kunden müssen auf das neue Konto hingewiesen werden und es auch nutzen. Das kann man vermeiden, wenn man von Anfang an langfristig plant. 

DANKE, FÜR‘S ZU ENDE LESEN!

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