Vathos Robotics ist ein Deep-Tech-Startup aus Düsseldorf, welches KI-basierte Softwarelösungen im Bereich Robotics entwickelt. Dadurch wird das Roboter programmieren und umprogrammieren mit intuitiven Apps auch ohne Programmierkenntnisse insbesondere in KMU stark vereinfacht. Doch mehr dazu von Mitgründer und CEO Philipp Küpper (im Bild rechts neben CTO Jonathan Balzer).
Hallo Philipp, erkläre eure Geschäftsidee?
Um Industrieroboter auf neue Produkte umstellen zu können, braucht man Expertenwissen und Programmierkenntnisse. Das wollen wir ändern. Mittelständische Unternehmen haben solche Mitarbeiter häufig nicht und können daher Roboter nicht einsetzen, ohne sich von externen Experten abhängig zu machen.
Unsere Lösung richtet sich an Unternehmen, die Roboter einsetzen wollen, sie aber aufgrund häufiger Produktwechsel regelmäßig umprogrammieren müssen. Kern unserer Lösung sind Computer-Vision-Algorithmen, die aus Daten (3D-Bildern) Informationen gewinnen, die der Mitarbeiter dem Roboter bisher händisch übermitteln muss.
Wir verbessern damit die Umfeldwahrnehmung des Roboters, der nun viele Aufgaben selbstständig planen und ausführen kann. In der Praxis bringt der Produktionsmitarbeiter dem Roboter neue Fähigkeiten mit unseren intuitiven Apps bei.
Was genau war der Auslöser für den Start in ein eigenes Business?
In einem Digitalisierungsprojekt haben wir gemerkt, wie groß die Berührungsängste von Produktionsmitarbeitern sind, wenn es um die Programmierung von Robotern geht. Wir haben für den Kunden damals eine Smartphone-App entwickelt, die das Umstellen einer automatisierten Anlage bei Produktwechseln erleichtert und konnten dadurch die Rüstzeit um den Faktor 5 reduzieren.
Daraus wuchs die Idee, das Konzept „flexible Umprogrammierung“ auf Bildverarbeitung zu übertragen, ein Bereich in dem unser CTO viele Jahre geforscht hat und entsprechendes Know-How mitbringt.
Was macht das Geschäftsmodell einzigartig – was ist der USP?
Durch Integration unserer Algorithmen in benutzerfreundliche Apps und der Bereitstellung industrietauglicher Hardware haben wir ein praxistaugliches, wertschöpfendes KI-Produkt entwickelt.
Wir können unseren Kunden damit Einfachheit und Effizienz bei der Programmierung von Industrierobotern bieten, machen sie unabhängig von teuren externen Experten und senken mit unserem Preismodell (pay-per-use) die Einstiegshürden der Automatisierung.
Wo siehst Du die Zielgruppe bzw. wer sind die Wunschkunden?
Wir sprechen mit unserer Lösung vor allem kleine und mittelständische Kunden an, die sich im Zuge von Industrie 4.0 an die Automatisierung wagen. Diese produzieren häufig in kleinen Losgrößen, was meist bedeutet, dass sie ihre Anlagen im Gegensatz z.B. zur Automobilindustrie häufig umrüsten müssen.
Das Einsparpotential unserer Lösung ist besonders groß, wenn es häufige und lange Umrüstzeiten gibt.
Wie viel Geld wurde bis zum Start investiert und wie lange war die Vorlaufzeit?
Wir haben vor kurzem eine erste Seed-Finanzierungsrunde abgeschlossen, die es uns für die nächsten zwei Jahre erlaubt konzentriert an der Fertigstellung des MVPs zu arbeiten.
Wie sieht es mit der Einnahmeseite aus – auf welchem Weg werden Geldrückflüsse erzielt?
Wir bieten unsere Lösung als Software-as-a-Service an. Grob gesprochen zahlen die Kunden für jedes mit dem Roboter gegriffene Bauteil. Im Gegensatz zu den in der Industrie immer noch gängigen Lizenzmodellen können die Kunden ihre Kosten sehr genau an ihren tatsächlichen Bedarf anpassen (pay per use).
Welche Werbe- bzw. PR-Aktion hat bis dato für den größten Bekanntheitsschub gesorgt?
Da wir uns noch in der Produktentwicklung befinden, haben wir bisher noch keine aktiven Werbe- oder PR-Aktionen angestoßen. Den größten Bekanntheitsschub hat uns ein gemeinsam entwickelter Prototyp mit dem Roboterhersteller ABB verschafft, weil wir hier die Praxistauglichkeit unserer Lösung unter Beweis stellen konnten.
Welche Vision verfolgst Du und welche Schlagzeile würdest Du gern mal über das Unternehmen lesen?
Intelligentes Handeln und die Fähigkeit die Umwelt durch Sinne wahrzunehmen sind beim Menschen eng miteinander verknüpft. Wir sind überzeugt, dass dies auch für autonom agierende Systeme gilt. Wir wollen für ein intelligentes visuelles Verarbeitungszentrum stehen.
Dafür stellen wir neben unseren Algorithmen auch eine entsprechende Plattform zur Verfügung. Mit dem Prinzip wollen wir mittelfristig auch Anwendungen außerhalb der industriellen Produktion erschließen.
Auf welche 3 Tools/Apps kannst Du bei der täglichen Arbeit keinesfalls verzichten und warum?
Slack: Unverzichtbar als Ideenspeicher und Kommunikationskanal zur Organisation verteilter Entwicklerteams.
Confluence: Bündelt das im Unternehmen gewonnene Wissen.
Gitlab: Beste verfügbarer Open-Source-Software für Projektmanagement und die Umsetzung unserer CI/CD-Pipeline.
Was bedeutet für Dich persönlich Erfolg – worauf kommt es wirklich an?
Eine Lösung zu erschaffen, die Menschen oder Unternehmen hilft.
Welchen Fehler würdest Du aus der eigenen Erfahrung heraus jungen Gründern ersparen?
Seid bereit Kundenanfragen abzulehnen, die nicht zum Fokus Eures Startups passen. Solche Projekte kosten viel Zeit, die ihr besser in eure Produktentwicklung investiert.
Welche Frage sollte sich eine Gründerin bzw. ein Gründer mindestens einmal gestellt haben?
Suche ich für meine Lösung ein Problem (speziell im Bereich Künstliche Intelligenz) oder baue ich eine Lösung für ein reales Problem?