Seit Jahren kennen die Zinsen in Deutschland nur eine Richtung – es geht bergab. Genau hier setzt das Geschäftsmodell von WeltSparen.de an. Der Sparvermittler bietet in Kooperation mit ausländischen Banken attraktive Zinsangebote an. Wie genau das funktioniert und wie hoch das Risiko für Anleger ist, erklären die drei Gründer im Interview mit MeinStartup.
Wie lässt sich die Geschäftsidee prägnant auf den Punkt bringen?
Nirgends sind derzeit die Zinssätze für Spareinlagen so niedrig wie in Deutschland. Aus diesem Gedanken ist die Geschäftsidee „WeltSparen“ entstanden.
Sparer sollen über die Online-Plattform www.weltsparen.de ihre Gelder in ganz Europa bequem und kostenlos anlegen können – und zwar zu attraktiveren Zinssätzen als derzeit in Deutschland. Dabei unterliegen die Ersparnisse der in Europa harmonisierten Einlagensicherung – Spareinlagen sind bis 100.000 Euro je Bank und Sparer abgesichert.
Wann und wo wurde das Unternehmen gegründet?
Unser Festgeldmarkplatz WeltSparen ist im Dezember 2013 online gegangen. Die Unternehmensgründung und die Planungen zur Einführung haben allerdings einige Zeit vorher begonnen.
Im Sommer 2012 haben wir angefangen, die Idee mit Leben zu füllen, das Team hinter WeltSparen zu finden und Partnerbanken für unser Modell zu begeistern, sowie die langfristige Finanzierung sicherzustellen.
Sicherheit und ein ausgereiftes Onlinebanking waren uns dabei natürlich besonders wichtig, so dass wir den Marktstart zunächst sorgfältig vorbereitet hatten, bevor wir dann im Dezember 2013 als erster und einziger Festgeldmarktplatz gestartet sind.
Wie genau entstand die Geschäftsidee für einen Marktplatz für Festgeldanlagen?
Bereits seit unserer gemeinsamen Zeit bei McKinsey wissen wir, dass sich Zinsen für Festgelder und Ersparnisse in den EU-Ländern deutlich unterscheiden.
Zugleich haben wir auch gemerkt, dass die Geldanlage im Ausland besonders für Privatanleger nicht ganz unkompliziert ist – sprachliche Barrieren, Intransparenz über das bestehende Angebot und Komplexität in der Abwicklung haben oft dazu geführt, dass Kunden in Deutschland die attraktiven Angebote oftmals gar nicht – oder nur mit sehr hohen Hürden – in Anspruch nehmen konnten.
Tamaz, unser CEO, hatte seit über einem Jahrzehnt Banken in ganz Europa und darüber hinaus beraten und dabei realisiert, dass das Phänomen unterschiedlicher lokaler Sparmärkte Bestand hat und gerade im Einlagenmarkt wenig Innovation im Sinne des Kunden existiert.
So ist die Idee zu „WeltSparen“ gereift und in 2012 haben wir entschieden, diese umzusetzen, damit sich Sparen für die Kunden endlich wieder lohnt.
Warum sollen Kunden unbedingt Weltsparen.de Ihr Geld anvertrauen – was ist der USP?
Sparer haben schon lange die Möglichkeit ihre Gelder online bei in- und ausländischen Banken anzulegen. Dennoch haben diese Möglichkeit bislang nur wenige Kunden genutzt.
Fakt ist, dass mit einer Investition im Ausland nicht nur höhere Zinsen, sondern bisher auch sehr großer Aufwand verbunden gewesen ist. Genau da kommen wir mit WeltSparen ins Spiel, wir bieten als erster Festgeldmarktplatz Kunden die Möglichkeit, Gelder in Großbritannien, Italien, Norwegen, Portugal oder Bulgarien anzulegen, ohne dass sie dafür jedes Mal ein neues Konto eröffnen müssten oder gar ins jeweilige Land fliegen.
Der Kunde muss nicht mehr selbst vor Ort erscheinen und sich legitimieren.
Wir als WeltSparen bieten unseren Kunden somit eine umfangreiche und so noch nicht dagewesene Dienstleistung an – komplett kostenlos und zu deutlich attraktiveren Zinssätzen als derzeit in Deutschland üblich.
Wie sicher ist das Anlegergeld und wie genau funktioniert das Anlegen?
Alle Festgelder – wie auch private Spareinlagen, Tagesgelder oder Guthaben auf einem Girokonto – sind in der Europäischen Union gemäß harmonisierter Einlagensicherungssysteme abgesichert.
Dafür wurde bereits 1994 die erste Grundlage gesetzt. Dabei sollen besonders sogenannte Kleinsparer vor dem Verlust ihrer Anlagen durch Bankenkrisen geschützt werden. Durch die EG-Richtlinien 1994/19/EG und 2009/14/EG sind wir heute soweit, dass alle Einlagen innerhalb der EU bis mindestens 100.000 Euro durch die jeweilige nationale Einlagensicherung geschützt sind. Und zwar je Kunde und Bank.
Sollte eine Bank wider Erwarten ihren Zahlungspflichten nicht nachkommen können, müssen Kunden innerhalb von 20 Arbeitstagen durch den nationalen Einlagensicherungsfonds ihre Gelder erstattet bekommen. Es ist der erklärte politische Wille, Sparer innerhalb der EU auch in Krisensituation zu schützen und die Ersparnisse bis zum Betrag der Einlagensicherung unbedingt zu schützen.
Alle teilnehmenden Banken haben selbstverständlich darüber hinaus eine Banklizenz und unterliegen der Bankaufsicht in ihrem Heimatland. Und WeltSparen hat natürlich zu keinem Zeitpunkt Zugriff auf Gelder der Kunden.
Wir haben uns zudem mit unseren Partnerbanken darauf verständigt, das maximale Anlagevolumen je Sparer auf die Grenze der Einlagensicherung zu beschränken. Dies halten wir auch systemisch nach, so dass ein Kunde nicht mehr als die besagten 100.000 Euro je Partnerbank anlegen kann.
Der Prozess für den Kunden ist dabei einfach und klar strukturiert: nach einer einmaligen Registrierung auf unserer Plattform www.weltsparen.de und einer Identifikation durch das Postident-Verfahren erhalten Kunden Zugang zum Onlinebanking und Ihrem WeltSpar-Konto.
Im geschützten Bereich des Onlinebanking können sich die Kunden dann das für sie passende Festgeld unserer Partnerbanken auswählen, Gelder auf Ihr WeltSpar-Konto überweisen und soweit erforderlich noch benötigte Unterlagen an uns übersenden.
Jeder weitere Festgeldabschluss geht dann schneller, da die Erstregistrierung entfällt. Und die ersten Partnerbanken akzeptieren bereits die Kontoeröffnung ohne extra Unterlagen, d.h. nach der Erstregistrierung läuft dann alles elektronisch ab.
Wie viel ausländische Banken konnten bereits als Partner gewonnen werden?
Im Dezember 2013 sind wir mit unserer ersten Partnerbank aus Bulgarien gestartet. Im Laufe des Jahres sind weitere Banken aus Polen, Italien, Norwegen, Portugal und Großbritannien hinzugekommen.
Insgesamt haben wir heute sechs Partnerbanken mit fünfzehn Festgeldern in unserem Portfolio.
In den nächsten Wochen werden weitere Partner folgen, da wir ständig auf der Suche nach den besten Zinsen für unsere Kunden sind.
Welche Meilensteile bzw. Erfolge konnten seit dem Start bereits erreicht werden?
Wir sind als erster und einziger Festgeldmarktplatz in 2013 gestartet – und haben seitdem im ersten Jahr viele Erfolge gefeiert, auf die wir sehr stolz sind und für die wir natürlich vor allem unseren Kunden für das uns entgegengebrachten Vertrauen danken.
Wir haben die Zahl von 12.000 registrierten Kunden überschritten, sechs Partnerbanken aus sechs Ländern bieten ihre Festgelder für Sparer in Deutschland exklusiv über WeltSparen an. Wir haben bereits nach nur 9 Monaten die Grenze von 100 Mio. EUR überschritten und wachsen weiterhin.
Durch den Einstieg des renommierten europäischen VC Investors „Index Ventures“ in 2014 haben wir die langfristige Finanzierung der Gesellschaft sichergestellt und können so weiterhin mit vollem Fokus daran arbeiten, viele neue Kunden für WeltSparen zu begeistern und weitere attraktive Sparangebote nach Deutschland zu bringen.
Gibt es eine langfristige Vision, die man erreichen will und wo soll das Sparangebot in zwölf Monaten stehen?
Wir möchten die erste Anlaufstelle für Kunden sein, wenn es um attraktive Sparangebote geht und dauerhaft die attraktivsten Festgelder für deutsche Kunden im Angebot haben.
Und wenn sich dann, wie wir es gerade schon merken, nachdem bereits die ersten Festgelder wieder fällig geworden sind und sich die Sparer über endlich bessere Zinsen freuen, die Idee noch weiter herumspricht, freuen wir uns über das damit zusammenhängende Wachstum.
Ganz kurzfristig wollen wir bereits in den nächsten Wochen die Marke von 200 Millionen EUR vermittelten Festgeldern knacken – und dann sehen wir weiter.
Außerdem möchten wir WeltSparen in den nächsten zwölf Monaten zu einer europäischen Plattform ausbauen. Wir merken bereits, dass auch bei unseren europäischen Nachbarn eine Nachfrage nach höher verzinsten und einfachen Spareinlagen festzustellen ist – und dafür möchten wir gerne eine genauso attraktive Lösung bieten, wie wir es bereits heute in Deutschland anbieten.
Welche durchgeführten Werbe- bzw. PR-Aktionen waren bis dato die besten?
Wir haben natürlich alle klassischen Marketingkanäle getestet und nutzen diese auch heute. Natürlich findet unser Marketing hauptsächlich online statt, d.h. in den klassischen Kanälen wie beispielsweise SEM/SEA, über AffiliatePortale und Display-Marketing.
Die Tatsache, dass wir als erster Marktplatz deutschen Sparern Festgelder aus ganz Europa zugänglich gemacht haben, hat zu einer sehr positiven und breiten Resonanz in der Presse geführt – fast alle großen Medien haben über WeltSparen berichtet. Das hat dazu geführt, dass die Presseberichterstattung für uns als junges Unternehmen natürlich einen großen Stellenwert hat.
Zudem haben wir bereits seit mehreren Monaten positive Erfahrungen mit Fernsehwerbung gesammelt. Die Kosten sind dort natürlich in der Anfangsphase ungleich höher, als in den klassischen Onlinekanälen, dafür erreicht man ein differenzierteres und breiteres Publikum.
Gibt es eine Empfehlung, die Ihr jungen Unternehmern unbedingt mit auf den Weg geben wollt?
Vielleicht klingt das ein wenig allgemein, aber manchmal wenn man von neuen und jungen Startup-Ideen liest, fragt man sich, welches konkrete Problem eines Users oder Kunden damit gelöst werden soll.
Wir haben damals alle selbst erfahren, was es heißt, nicht einmal mehr die Inflation zu schlagen und mit ansehen zu müssen, wie das Ersparte jedes Jahr weniger wert wird, während es viele attraktive und sichere Sparprodukte im Ausland gibt, die allerdings aus den geschilderten Gründen für deutsche Sparer nicht wirklich zugänglich waren.
Und wir sind angetreten, um im ersten Schritt dieses konkrete Problem zu lösen. Das hat uns natürlich sehr geholfen und auch das gesamte Team hinter WeltSparen unglaublich zusammengeschweißt.
Abschließend bitte ein paar Worte zum Gründerteam und den persönlichen Werdegang?
WeltSparen wurde von Dr. Tamaz Georgadze, Dr. Frank Freund und Michael Stephan gegründet.
Tamaz ist CEO bei WeltSparen. Davor war er als Partner bei der Unternehmensberatung McKinsey tätig und hat dort über 10 Jahre im In- und Ausland führende Banken insbesondere im Bereich des Privatkundengeschäfts beraten.
Frank ist CFO bei WeltSparen, war zuvor als Junior-Projektleiter ebenfalls bei McKinsey und hat fast ausschließlich Banken in Europa im Privatkundengeschäft beraten.
Michael, der COO von WeltSparen und dritte Gründer war ebenfalls bei McKinsey als Berater tätig – man erkennt also eine gewisse Gemeinsamkeit im Gründerteam: Tamaz, Michael und Frank haben sich bei McKinsey kennengelernt und 2012 gemeinsam entschieden, WeltSparen zu gründen.